Oberhausen. Bei den NRW-Hallenmasters in Mülheim bewies die Traditionself von RW Oberhausen: Gewinnen bedeutet nicht alles. Reichert glaubt an Aufstieg.

Als RWE den Siegerpokal bei den 15. Traditionsmasters in Mülheim um kurz nach 18 Uhr nach oben reckte, standen die RWO-Spieler am Spielfeldrand und applaudierten dem neuen Titelträger fair zu dessen Triumph. Ja, der erhoffte Titelhattrick war der Mannschaft von Trainer Carsten Kemnitz und Teammanager Volker Schmidthaus verwehrt geblieben. „Doch die Laune trübt das überhaupt nicht. Dafür macht es einfach zu viel Spaß, den Jungs beim Kicken zu zuschauen“, blickte Schmidthaus zufrieden auf den Turnierverlauf zurück.

Mit einem 6:3-Torfestival gegen den VfL Bochum und „Zaubermaus“ Darius Wosz war die RWO-Traditionself mit einem Ausrufezeichen gestartet. Gleich zweimal netzte dabei Stürmer Julian Lüttmann ein, für den es nicht die einzigen Treffer des Turniers bleiben sollten. Insgesamt sechsmal schoss der Aufstiegsheld von 2008 ein. Fünfmal mehr als noch im vergangenen Jahr. „Ja, in diesem Jahr hat es ganz gut geklappt. Zwar hätte ich lieber den Mannschaftstitel gewonnen, aber bester Torjäger des Turniers ist auch was Schönes.“

„Wir sind am Ende auch auf dem Zahnfleisch gegangen“

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Dabei hatte ihm sein Trainer Carsten Kemnitz bereits im Vorfeld ins Ohr geflüstert, dass er Tore am Fließband schießen wird. Sein spätes 1:1 im Halbfinale gegen die Mülheim All Stars konnte aber letztlich nicht dazu beitragen, das RWO ins Endspiel einzog. Sekunden vor dem Abpfiff durchbrach Manuel Schulitz die Siegesserie der Kleeblätter. „Wir sind am Ende auch auf dem Zahnfleisch gegangen. Wobei das nicht der Grund war, warum wir verloren haben“, sprach Schmidthaus das Verletzungspech der Rot-Weißen an.

Bereits vor dem Semifinale hatte sich der von den RWO-Fans auch in Mülheim wieder als „Fußballgott“ gefeierte Mike Terranova verletzt. Im Spiel selbst humpelten dann noch David Müller, Benjamin Schüßler und Marcel Landers vom Feld. „Ohne die vier im Finale wäre es gegen RWE sowieso sehr schwierig gewesen“, so die Vermutung von Benjamin Reichert, der sich aber keine allzu großen Sorgen um den Gesundheitszustand seiner Kollegen macht. „Die sind alle hart im Nehmen. Spätestens zum nächsten Jahr sind sie wieder fit.“

Semmler zu Fortuna Düsseldorf

Benjamin Reichert glaubt an RWO-Aufstieg

Neben Gesprächen über die gute alte Zeit ging es bei den NRW-Traditionsmasters auch um das Tagesaktuelle. Seit vergangenem Freitag befindet sich RWO in der Wintervorbereitung für den Regionalliga-Start am 25. Januar gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach. Dass das Team von Mike Terranova von den Spielern der Traditionself ganz besonders beobachtet wird, dürfte niemanden überraschen.

„Bisher kann RWO sehr zufrieden mit der Ausbeute sein. Man befindet sich in Schlagdistanz zur Spitze und hat im Vergleich zu den anderen Teams noch Spiele in der Hinterhand“, sagt Benjamin Reichert.

Der 36-Jährige, der einst mit den Kleeblättern zweimal in Folge bis in die 2. Bundesliga aufstieg weiß zwar, dass es in diesem Jahr wegen der starken Konkurrenz „noch schwieriger wird, aufzusteigen als vergangene Saison“. Doch von der Klasse, um den großen Coup zu schaffen, ist Reichert überzeugt. „Allerdings wird es wie damals bei uns nur über die Konstanz gehen. In dieser Saison darf man sich nur so wenige Ausrutscher wie möglich erlauben.“

Kurzfristig ausgefallen, allerdings nicht verletzungsbedingt, war Torhüter Christoph Semmler, der erstmals für RWO an den Traditionsmasters teilnehmen wollte. Doch eine neue berufliche Herausforderung änderte die Pläne des 39-Jährigen, der ab sofort als Torwarttrainer für den Bundesligisten Fortuna Düsseldorf fungiert und mit ins Trainingslager fuhr. „So ein Angebot geht natürlich vor. Ich freue mich für Christoph, weil er ein super Typ ist und er der Fortuna sicherlich weiterhelfen wird“, sagt Schmidthaus.

Semmler hatte in seiner aktiven Laufbahn seine erfolgreichste Zeit mit RWO. Zwischen 2006 und 2008 gelang ihm mit Oberhausen der Durchmarsch von der Oberliga Nordrhein in die 2. Bundesliga, wo er 25-mal zwischen den Pfosten stand. Seine Trainer-Karriere hatte er in der U23 von Borussia Mönchengladbach begonnen, wo er fünf Jahre tätig war. 2018 wechselte er zum belgischen Erstligisten KAS Eupen, wo er bis zum Sommer verantwortlich war.

Torhüter als sicherer Rückhalt

Für den „RWO-Fußballgott“ Mike Terranova war das Duell gegen den FC Schalke 04 sein letztes Spiel bei den Masters in Mülheim. Im Halbfinale musste er verletzungsbedingt passen.
Für den „RWO-Fußballgott“ Mike Terranova war das Duell gegen den FC Schalke 04 sein letztes Spiel bei den Masters in Mülheim. Im Halbfinale musste er verletzungsbedingt passen. © Funke Foto Service | Thorsten Tillmann

Als Ersatz, neben dem etablierten Frank Langela, der unter anderem im Spiel um Platz drei einen Neunmeter von Markus Kaya parierte, stand zweimal Nurullah „Nuri“ Can im RWO-Gehäuse. Der 31-Jährige ist zwar eigentlich ein Jahr zu jung für die Traditionself, „doch irgendwie ist man ja nicht zu jung, um bei den Alten Herren zu spielen“, nahm es Schmidthaus mit Humor, um direkt anzufügen. „Nuri und Frank haben alles gehalten, was möglich war. Ein großes Kompliment an die beiden.“

Das wohlverdiente Bierchen hielt Schmidthaus da bereits in den Händen. Wie überhaupt die Stimmung genauso ausgelassen war, wie bei den beiden Finalsiegen der letzten zwei Jahre. „Pokale sind immer schön. Und auch dieses Mal wollten wir den Pott holen. Doch ebenso wichtig ist es, ein paar unterhaltsame Stunden mit den Jungs und den Zuschauern zu verbringen. Fußball ist viel mehr, als nur zu gewinnen“, brachte es Kemnitz auf den Punkt. Wobei Benjamin Reichert doch zum Schluss anmerkte: „Nächstes Jahr kommen wir erneut. Und dann greifen wir wieder neu an.“

RWE kann sich also auf einiges im Januar 2021 gefasst machen…