Oberhausen. Vor dem Derby RW Oberhausen - RW Essen am Sonntag trafen sich die Clubpräsidenten Welling und Sommers. Es ging um kleine und große Sorgen.

Sonntag steht mit dem Revierderby RW Oberhausen gegen RW Essen wieder mal das Traditionsduell der Namensvetter im Stadion Niederrhein (14 Uhr) an. Es mag für beide nicht das wichtigste Spiel der Restrunde sein, Zunder birgt es allemal.

Für beide Teams geht es nach den mühsamen 1:0-Erfolgen (Essen gegen Bochum II, RWO in Hennef) darum, den Kontakt zu Aachen und Mönchengladbach II nicht zu verlieren. Dass gesunde Rivalität im Spiel ist, unterstrich nicht nur das famose 4:4 der Hinrunde. Rivalität ja, aber auch viel Sympathie ist beim Treffen der beiden Präsidenten Michael Welling und Hajo Sommers zu spüren. Dieser Meinungsaustausch der beiden Querdenker hat mittlerweile Tradition. Diesmal lud Sommers sein Gegenüber ins Gdanska auf ein Bier ein. Die Sportredaktion lauschte und sortiert den Gesprächsfluss nach Schwerpunkten im Folgenden.

30 000 Zuschauer

Regionalliga-Rekord mit 30 000 Zuschauern beim Spiel Aachen – Rot-Weiss Essen.

Michael Welling: Das war von der Atmosphäre absolut beeindruckend. Zumal die Stimmung, wie es beide Fan-Lager vorher ausgemacht hatten, völlig friedlich war. Die Fans wollten ein Zeichen setzen: Wir brauchen die Polizei nicht. Das wünsche ich mir auch für Sonntag. Sportlich war es für uns nicht so toll, kann aber wettgemacht werden. Zum Rekord: Wenn die den in zehn Jahren noch haben, sollen sie ruhig. Bei uns gehen nur 20 000 rein, und wenn das in der Dritten Liga ist, freuen wir uns.

Hajo Sommers: Wir freuen uns auf das Spiel am Sonntag, sportlich wie finanziell. Auch wenn wir dann, wie eggen den MSV im Pokal, Gast im eigenen Stadion sind, von der Anzahl der Fans her gesehen. Ich habe nur ein Problem damit: Jetzt heißt der Gegner RW Essen.

Welling: Wieso Problem?

Sommers: Die letzten Spiele gegen RWE, bei denen ich nicht dabei war, liefen alle gut für uns. Jetzt bin ich im Stadion, ich bin da abergläubisch.

Welling: Ich hole Dich auf jeden Fall ab, wenn Du im letzten Moment kneifen willst.

Oberhausener nach Schalke, Essener zum BVB

Oberhausener fahren nach Schalke, Essener zum BVB.

Sommers: Ist leider was dran. Wenn die, die jeden Samstag nach Schalke fahren, zu uns kommen würden, wäre uns schon viel geholfen.

Welling: Unser Schnitt ist zwar besser als Eurer, aber wenn die Essener, die jeden Samstag zum BVB fahren, stattdessen zu uns kommen würden, wäre uns auch geholfen.

Sommers: Ist schon komisch: Die Oberhausener fahren nach Gelsenkirchen, die Essener nach Dortmund.

Welling: Ist ja klar: Den direkten Nachbarn mag man nicht, also unterstützt man den, der gegen den direkten Nachbarn ist. Dortmund eben.

Sommers: Bei uns ist das komplexer.

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Beide Vereine versuchen in der Regionalliga Geld zu verdienen, das ist schwer.

Welling: Als wir diese Saison mal kurz Erster waren, wollten wir beim DFB einen Antrag auf sofortiges Saisonende und Zwangsaufstieg stellen. Außerdem haben wir überlegt, über die Erstliga-Zugehörigkeit bundesweit abstimmen zu lassen. Ich bin sicher, RWE hätte mehr Stimmen bekommen als Hoffenheim oder Paderborn. Nu ja, das sind so Fantasien. Konkret arbeiten wir kleiner. Es gibt jetzt demnächst ein RWE-Monopoly mit vielen Stationen zur Vereinsgeschichte. Özil, Messerwurf, Ente Lippens, alles dabei.

Sommers: Unsere letzte gute Idee war der „Scheiß-RWO-Becher“. Anfangs dachte ich, die werden mich teeren und federn. Aber die Dinger verkaufen wir immer noch.

Welling: Ich hatte die Idee, ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Event-Fan“ zu bedrucken. Das hat nicht geklappt.

Sommers: Fußball ist humor- und ironiefrei.

Welling: Bin ich nicht sicher: Die Fans sangen nach unserem Sieg gegen Düsseldorf II „Ihr könnt zum Shoppen gehen“, in Anlehnung an die Werbung für Düsseldorf als Einkaufsstadt. Schön!

Die Aufstiegsregelung in die Dritte Liga.

Welling: Jeder, den ich bisher getroffen habe, sagt, die Regelung ist Mist. Natürlich auch alle beim Verband.

Sommers: Genau, die Regel ist Mist, aber sie ist eben da. Warum, weiß kein Mensch.

Welling: Dann heißt es irgendwann beim DFB: Wir werden eine Bewertung vornehmen, warum die Regel Mist ist – statt sie abzuschaffen.

Sommers: Ja genau, 2018 wird überlegt, warum das 2015 alle Mist gefunden haben. So geht die Vierte Liga mit ihren Traditionsclubs kaputt.

Welling: Nehmen wir die Vorsaison mit Fortuna Köln. Zehn Spieltage vor Schluss stand fest: Es gibt nur noch Freundschaftsspiele für die anderen.

Sommers: Da sitzen wir, Essen und Oberhausen, in einem Boot namens Ruhrgebiet und Tradition. Deswegen ist es auch wichtig, dass sich die Fans fair verhalten. Jede Pyro, jede Kloppe, kostet Geld und Zeit, die man viel besser beispielsweise mit Sponsorensuche verbringen könnte.

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Welling: Ich habe mir nach der letzten Pyro-Aktion beim Verband einen ganzen Abend um die Ohren geschlagen, Vergeudete Lebenszeit, alles andere wäre sinnvoller gewesen.

Unterschiedliche Eintrittspreise für Heim- und Gastfans.

Welling: Ihr habt eine dumme Regel. Unsere Leute zahlen bei Euch neun Euro, die Oberhausener nur acht. Bei uns ist das gleich. Wir haben nichts gegen die 50-Cent-Abgabe für Eure neue Pommesbude. Aber die Ungleichbehandlung stört uns.

Sommers: Dafür habt Ihr bei uns eine neue Toilette.

Welling: Das ist nicht lustig.

Sommers: Nein, ist es nicht. Aber ich habe keine Argumente. Das hat irgendwann, irgendwo, irgendwer mal beschlossen und jetzt ist es so. Ich höre da mal nach. Aber so schnell geht das nicht.

Welling: Wir sind die einzigen, die Fans mitbringen.

Sommers: Ja, ich weiß.

Wer wird Meister, wie geht das Derby aus.

Welling: Wir sind Außenseiter, Gladbach II ist sehr stark, Viktoria wird Meister. Und ich bin sicher, dass wir in Oberhausen nicht leer ausgehen.

Sommers: Ich tippe eigentlich nicht. Meister: Wir, Essen, Aachen oder Gladbach II. Und das Spiel hier endet nicht 4:4, sondern 2:2.