Lisa Vitting hat den Durchbruch geschafft. In Peking saß sie noch auf der Ersatzbank, jetzt – nach zwei Siegen und Platz drei bei der Kurzbahn-DM in Essen – ist sie ein fester Bestandteil des deutschen Schwimm-Nationalteams, das in gut zwei Wochen bei der EM in Rijeka auf Titeljagd gehen wird.

Zwar startete unser 17-jähriger „Star der Woche” unlängst beim Weltcup in Berlin und in diesem Jahr auch bei der Kurzbahn-WM in Manchester, doch die Titelkämpfe in der kroatischen Hafenstadt sind für Lisa nach gelungener Qualifikation die erste richtige internationale Herausforderung in der offenen Klasse. Was für ein Quantensprung! Wenige Wochen nach der Ruhrolympiade und den Stadtmeisterschaften trifft die Schwimmerin als doppelte Deutsche Meisterin auf die europäische Spitze.

Dabei macht es der Gymnasiastin nichts aus, in Mülheim keine optimalen Trainingsbedingungen zu haben. Abwerbeversuche können sich andere Klubs sparen. „Ich muss den Verein nicht wechseln, um bessere Leistungen zu bringen. Durch die Resultate bei der deutschen Meisterschaft fühle ich mich in dieser Ansicht bestätigt”, sagt Lisa Vitting bei ihrem Besuch am Dienstagnachmittag in der Sportredaktion. Sie ergänzt: „Wenn Essen tatsächlich ein Bundesstützpunkt wird, habe ich dort die Möglichkeit, häufiger auf der Langbahn zu trainieren.”

Ein Erfolgsrezept hat die Schwimmerin der SG Mülheim nicht. „Wir haben das Training nicht verändert. In Essen passte eben alles zusammen. Ich bin aber selbst etwas erschrocken über die guten Zeiten gewesen”, sagt Lisa Vitting, die offenbar die perfekte Welle erwischt hat. Über 50 m Freistil hatte die 1,85 m große Mülheimerin am Sonntag in 24,97 Sekunden einen deutschen Jahrgangsrekord aufgestellt. Damit landete sie auf Platz drei. Deutsche Meisterin wurde Lisa über 100 m in 53,84 Sekunden und über 200 m Freistil in 1:56,87 Minuten. Eine gewisse Franziska van Almsick schwamm am 19. Februar 1995 in Gelsenkirchen die 100 m in 53,64 Sekunden. Auch diesen Altersklassenrekord des deutschen Schwimm-Stars hätte die Mülheimerin um ein Haar unterboten. Lisa lächelt und meint dazu: „Nun habe ich ja noch in Rijeka die Möglichkeit, den Rekord zu knacken. Aber eigentlich schaue ich nicht auf Bestzeiten, sondern schwimme einfach nur so schnell wie möglich.” Dies will sie auch in Zukunft tun. Aus jetziger Sicht droht ihr in London 2012 nicht der Platz auf der Ersatzbank.