Mülheim. Jonathan Rommelmann ist einer der besten heimischen Sportler der vergangenen Jahre. Nun hat er die Karriere beendet – das war sein Highlight.

  • Jonathan Rommelmann hat 2024 seine Karriere im Rudersport beendet und einen neuen beruflichen Weg eingeschlagen. Statt wie in den vergangenen Jahren in einem Trainingslager zu sein, arbeitet er nun als Unfallchirurg an der Universität Essen und muss sich an das frühe Aufstehen gewöhnen.
  • In einem Instagram-Post reflektierte er über seine Zeit im Rudern und betonte, wie viel er durch den Sport gelernt und erlebt hat, obwohl er nie mit einer Olympiateilnahme gerechnet hätte. Besonders das Jahr 2019 mit dem Europameistertitel und Weltcup-Gesamtsieg bleibt ihm in Erinnerung, ebenso wie die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2021.
  • Trotz der Enttäuschung, sich nicht für Paris 2024 qualifiziert zu haben, blickt Rommelmann auf eine erfolgreiche Karriere zurück, in der er zahlreiche Medaillen und Titel gewann. Nach seinem Rücktritt genießt er nun das Leben ohne den Druck des Leistungssports, bleibt jedoch aktiv und beschäftigt sich auch mit neuen Herausforderungen wie der Renovierung einer Wohnung und seiner Karriere als Chirurg.

An das frühe Aufstehen muss sich Jonathan Rommelmann noch gewöhnen. In den Vorjahren wäre er zum jetzigen Zeitpunkt in einem Trainingslager zum Beispiel in Portugal gewesen. Stattdessen klingelt jeden Morgen um 5.30 Uhr der Wecker, 50 Minuten später beginnt seine Schicht in der Unfallchirurgie des Essener Uni-Klinikums. Spätestens mit dem Ende des vergangenen Jahres hat der frühere Ruderer und Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele dem Leistungssport Lebewohl gesagt und seine zweite Karriere begonnen.

„Das war’s“, schrieb der Mülheimer drei Tage vor Weihnachten in einem langen Post auf Instagram, in dem er seine Karriere im Rudersport Revue passieren ließ. Das Foto dazu zeigt den 30-Jährigen auf dem Boden des Olympischen Dorfs von Tokio sitzend – mit der Silbermedaille in der Hand.

Mülheimer Jonathan Rommelmann: „Da kommen natürlich Erinnerungen hoch“

„Als ich 2006 mit dem Rudern angefangen habe, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, es in die deutsche Nationalmannschaft zu schaffen, geschweige denn zu den Olympischen Spielen“, so Rommelmann. Aber: „Im Laufe der Jahre habe ich wunderbare Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt, Freunde gefunden und an wunderschönen Orten trainiert und Rennen gefahren. Ich habe viele ein bisschen zu knappe Rennen genossen, gelernt, über meine Grenzen zu gehen und durfte endlose Stunden auf dem Wasser verbringen“, schrieb der Mülheimer.

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Die Entstehung dieses Posts war wohl einer der wenigen Momente, um das Vergangene Revue passieren zu lassen. Denn der Übergang in das neue Leben war fließend und ließ kaum Zeit, um in Ruhe zurückzublicken. „Wenn ich so einen Post mache und die Bilder durchscrolle, dann kommen natürlich die Erinnerungen wieder hoch“, sagt der 30-Jährige.

Der Mülheimer Ruderer empfindet ganz viel Dankbarkeit für seine Weltkarriere

Am frischesten sind natürlich die an ein emotionales Jahr 2024. Im Mai bekamen Rommelmann und sein Zweier-Partner Paul Leerkamp doch noch die Chance, sich für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren. Zwei Sekunden fehlten am Ende. Seinen kompletten Frieden hat der Mülheimer bis heute nicht damit gemacht, dass es nicht für Paris gereicht hat. „Als ich dort war und meinen Bruder angefeuert habe (der war als Ersatzfahrer dabei, Anm. d. Red.) überwog schon dieser Verlust, aber es hat das große Ganze nicht überlagert“, betont Rommelmann.

Für ihn überwiegen vor allem die Jahr 2019 bis 2021. „Es war schon eine erfolgreiche Karriere: Ich war zwölf Jahre lang international unterwegs, zum Schluss sogar in der Weltspitze“, fasst er zusammen. Er gewann Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften sowie den Olympischen Spielen, war mehrfach Deutscher Meister und sicherte sich den Gesamt-Weltcup.

Gerade die Saison 2019 mit dem EM-Titel und dem Gesamtweltcupsieg in Rotterdam im Fotofinish gegen die Dauerrivalen aus Irland wird dem 30-Jährigen immer in Erinnerung bleiben. „Da waren viele Freunde und Familienmitglieder da. Wir waren eigentlich beide sehr k.o. und hatten nicht mehr damit gerechnet, nochmal so ein Rennen rausfeuern zu können“, erinnert sich Rommelmann.

Jonathan Rommelmann beendete Ende 2024 von seiner Karriere.
Jonathan Rommelmann beendete Ende 2024 von seiner Karriere. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Vor allem der zweite Platz bei Olympia 2021 im leichten Doppelzweier überwiegt natürlich bis heute. „Eine olympische Silbermedaille ist schon etwas, das besonders ist und worauf ich sogar heute noch auf der Arbeit angesprochen werde“, berichtet der Neu-Chirurg.

Beim Weltcup in Polen zeigte es sich Jonathan Rommelmann noch einmal selbst

Ein zufriedenstellendes Ende fand die sportliche Laufbahn auch deswegen, weil Rommelmann beim Weltcup in Posen noch einmal im Einer antrat – und Zweiter wurde. Vorbereitet von seiner langjährigen Mülheimer Trainerin Sabine Tschäge. „Es gibt keine internationale Medaille, zu der sie nicht beigetragen hat“, würdigte der Ruderer Deutschlands Trainerin des Jahres 2021.

„Es war schon ein bisschen Druck dabei, weil ich es mir noch einmal selbst beweisen wollte“, sagt Rommelmann über das Rennen in Polen. Zur Hälfte lag er nicht gut platziert, holte im zweiten Abschnitt aber noch einmal alles raus. „Deswegen macht man den Leistungssport: Weil man das Duell mag und auf den Punkt abliefern will.“

Ein Vorteil des Karriereendes: Rommelmann muss nicht mehr so sehr auf sein Gewicht achten

Nach dem Abschied vom Leistungssport ist der ehemalige Leichtgewichtsruderer vor allem froh, nicht mehr auf das Gewicht achten zu müssen. Regelmäßig ist er nun im Kraftbereich des Fitnessstudios zu finden. „Es macht aber auch Spaß, ab und zu Paddle zu spielen oder Badminton mit der Freundin. Als das Wetter noch schöner war, war ich auch noch ein paar Mal rudern“, sagt Rommelmann, der sich vorstellen kann, mit seinem Bruder in Henley oder einer Regatta in den Niederlanden an den Start zu gehen. Just for fun.

Aber auch die zweite Karriere wird noch genügend Herausforderungen bereithalten. So hat der Mülheimer mit seiner Freundin eine Wohnung gekauft, die es zu renovieren gilt. Und auch auf der neuen Arbeitsstelle, die er seit Mitte Dezember innehat, wird er noch viel dazu lernen. „Ganz angekommen bin ich noch nicht, das frühe Aufstehen klappt aber auf jeden Fall schonmal.“

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