Mülheim. Ein historischer Abstieg ereilte den VfB Speldorf in diesem Sommer. Die Hinrunde hätte aus Grün-Weißer Sicht aber kaum besser laufen können.

Als der VfB Speldorf im Sommer auf bittere und vollkommen unnötige Weise erstmals seit Ende der 70er Jahre wieder in die Bezirksliga abstieg, sahen nicht wenige den Mülheimer Traditionsverein dem kompletten Untergang geweiht. Aktuell jedoch sind die Grün-Weißen auf dem besten Weg, diesen bösen Betriebsunfall auf schnellstem Weg zu korrigieren. Das hat Gründe.

Als die Speldorfer am 25. Juni in Unterrath das zweite Relegationsspiel verloren, hätten wohl selbst die kühnsten Optimisten nicht daran geglaubt, dass der VfB eine Halbserie später mit neun Punkten Vorsprung die Tabelle der Bezirksliga anführen würde.

Personeller Aderlass blieb trotz des Abstiegs aus

Zu unklar war zu diesem Zeitpunkt, nur wenige Tage vor dem Stichtag, wie es personell weitergehen würde. Mit Samet Sadiklar und Steffen Murke orientierten sich die ersten geplanten Neuzugänge um, mit Martin Hauffe und Hendrik Willing trudelten schnell die ersten Abgänge ein.

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Doch der durchaus zu befürchtende Aderlass blieb aus, etliche Leistungsträger wie Janis Timm oder Athanasios Tsourakis gingen den Weg in die Bezirksliga mit. „Es spricht auch für den Charakter, dass so viele Spieler mit runtergegangen sind“, sagt der Sportliche Leiter Kevin aus der Wieschen.

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„Es war auch nicht ganz falsch, dass wir am Trainer festgehalten haben“, darf sich der Sportchef im Nachhinein betrachtet auf die Schulter klopfen. Nach dem Abstieg hätte der ein oder andere im Verein Julien Schneider am liebsten schon wieder vom Hof gejagt.

Der aber hatte vor der Saison trotz der üblichen Zweifler klar den direkten Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben. Eines, das für die Speldorfer von Beginn an alternativlos war, denn ein zweites Jahr Bezirksliga würden wohl nur die wenigsten Leistungsträger mitmachen.

VfB Speldorf konnte in vielen Schlussphasen noch einmal zulegen

Durch die ewig lange Vorsaison und die damit praktisch fehlende Sommerpause war der VfB sofort auf einem hohen Fitnesslevel. In mehreren Spielen – zum Beispiel auch zuletzt gegen den SC 20 Oberhausen – konnten die Mülheimer noch einmal zulegen.

Pierre Kanzen wurde neben Kapitän Philipp Bartmann auf Anhieb zum Speldorfer Abwehrchef. Dreimal – wie hier im Hinspiel gegen den SC 20 Oberhausen – trat er sogar als Torschütze in Erscheinung.
Pierre Kanzen wurde neben Kapitän Philipp Bartmann auf Anhieb zum Speldorfer Abwehrchef. Dreimal – wie hier im Hinspiel gegen den SC 20 Oberhausen – trat er sogar als Torschütze in Erscheinung. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Lagen die Grün-Weißen im Abstiegsjahr mit der ein oder anderen Verpflichtung daneben, haben sich diesmal in erster Linie Verteidiger Pierre Kanzen und Mittelfeldspieler Ismail Öztürk als Top-Verstärkungen erwiesen. Auch Rückkehrer Deniz Hotoglu hat schon fünf Tore auf seinem Konto.

Mülheimer haben sich bislang kaum Ausrutscher geleistet

Gerade Letzterer ist ein Beispiel dafür, welche Qualität der VfB im anfangs für zu knapp gehaltenen Kader auch noch in der Hinterhand hat: Fiel im Spiel gegen den SC 20 mit Ismail Öztürk der aktuell wohl beste Speldorfer aus, kam Hotoglu für ihn ins Spiel und erzielte das Siegtor.

„Solche Spiele hätten wir in der letzten Saison noch verloren“, spricht der Sportchef eine weitere Veränderung an. Bis auf die eine Niederlage gegen Sterkrade und zwei Unentschieden nach Führungen hat sich der VfB bisher keine Ausrutscher geleistet.

Warum die Basis für den direkten Wiederaufstieg gelegt ist

Einer der Verfolger müsste im neuen Jahr schon eine starke Serie starten, um den VfB noch abzufangen. In 13 Partien kann sich Speldorf noch mindestens drei Niederlagen leisten und wäre immer noch Erster.

Die letzte Saison hat gezeigt, dass man den Tag niemals vor dem Abend loben darf, doch die Basis für den direkten Wiederaufstieg ist gelegt.