Mülheim. Die deutsche Meisterschaft der U15 bis U19 ist der Höhepunkt der Badminton-Jugend. Wo der Nachwuchs im internationalen Vergleich steht.
Immer wieder brandet auf der Tribüne der Mülheimer Westenergie-Sporthalle lauter Jubel auf. Gerade laufen die Endspiele um die deutschen Jugendmeisterschaften im Badminton – einem der letzten großen Höhepunkte im Kalenderjahr. Mülheim ist nicht nur als Ausrichter wieder mitten drin.
Der Stellenwert dieser Stadt in der Sportart Badminton ist bekannt. Dass der Jahreshöhepunkt für die Nachwuchsspielerinnen und -spieler ausgerechnet in der Westenergie-Sporthalle stattfindet, ist daher mehr als passend.
1. BV Mülheim: Organisatoren sind längst zur Routine zurückgekehrt
„Dadurch, dass diese Halle hier steht, kommen alle gerne. Es gibt in Deutschland kaum eine Halle, die badmintonmäßig so konzipiert ist, dass solche Veranstaltungen da prädestiniert sind“, sagt Berthold Altenbeck, Geschäftsführer des 1. BV Mülheim.
Corona hat der deutsche Rekordmeister scheinbar längst hinter sich gelassen. Mit der Westdeutschen Meisterschaft, der Deutschen Meisterschaft der Erwachsenen und nicht zuletzt den Yonex Gainward German Open ist das Helferteam des BVM längst wieder zur üblichen Routine zurückgekehrt. „Alle gehen auf der Felge“, sagt Altenbeck nach einem der letzten Höhepunkte im Badminton-Jahr.
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Für die Spielerinnen und Spieler ist die JDM auch ein großes Klassentreffen, weil sich viele von den beiden großen Stützpunkten kennen. Dadurch steckt oft viel mehr Mülheim drin, auch wenn es durch die Vereinszugehörigkeit gar nicht offensichtlich draufsteht. Im überwiegenden Teil der insgesamt 15 Konkurrenzen standen Spielerinnen und Spieler mit Mülheimer Bezug im Endspiel.
1. BV Mülheim richtet Deutsche Nachwuchsmeisterschaften aus
Hervorzuheben sind insbesondere die U19-Akteure Jarne Schlevoigt und Julia Meyer, die ihre Titel von der in den Mai dieses Jahres verschobenen Jugend-DM 2021 bzw. von der U22-DM wiederholten. Gemeinsam setzten sich die Zweitliga-Spieler des BVM im Mixed durch, Meyer gewann zudem das Damendoppel mit Antonia Schaller, die wiederum die Einzelkonkurrenz gewann. Schlevoigt sicherte sich den Doppeltitel an der Seite von Nikolaj Stupplich.
VfB Grün-Weiß Mülheim stellt Deutsche Meisterin
Eine Deutsche Meisterin stellt auch der VfB Grün-Weiß Mülheim. Gloria Poluektov gewann den Titel im Einzel. Sie gewann das reine Mülheimer Endspiel gegen Lisa Paula Bonnemann vom 1. BVM, im gemischten Doppel scheiterte die Zweitliga-Spielerin erst im Finale. Das erreichte auch Linus Emmerich im U15-Einzel.
In der U17 gewann die in Mülheim trainierende Marie Sophie Stern die Titel im Doppel und Mixed. Constanze Winnefeld erreichte das Endspiel der Einzelkonkurrenz.
Bundestrainer beklagt: Zu wenig Kaderplätze im Badminton
Die mehrfachen Deutschen Meister Julia Meyer, Jarne Schlevoigt und Nikolaj Stupplich sind nach ihrem Abitur in diesem Jahr bereits im August an den Stützpunkt in Saarbrücken gewechselt. Dass dort Plätze angeboten werden können, ist nicht immer selbstverständlich. „Für eine Sportart mit fünf Disziplinen haben wir eigentlich zu wenige Bundeskaderplätze, die uns vom Deutschen Olympischen Sportbund zugesprochen werden“, sagt Bundestrainer Detlef Poste.
Dabei wird die Konkurrenzsituation im Badminton immer stärker. „Es sind auch in Europa immer mehr Nationen, die in Verbindung mit der Schule eine gute Nachwuchsförderung betreiben“, sagt Poste. Noch vor zehn Jahren habe man die Länder, die bei Nachwuchsturnieren um die Medaillen spielen konnten, an einer Hand abzählen können.
Detlef Poste hofft auf besseren Schulsport in Deutschland
Jugendtrainer des Jahres und Förderung der YGO
Am Rande der Deutschen Meisterschaft wurde der lange auch in Mülheim aktive Rachmat Hidajat (73) als Trainer des Jahres im Nachwuchsbereich geehrt. „Badminton ist mein Leben. An meiner Tätigkeit als Trainer mag ich vor allem, dass ich viel mit jüngeren Menschen zu tun habe. Ich denke, das hat mich auch fit gehalten“, meinte Hidajat.
Am Montag gab der Regionalverband Ruhr bekannt, dass die Yonex German Open vom 7. bis 12. März in der Mülheimer Westenergie-Sporthalle mit 11.000 Euro unterstützt werden. Insgesamt fördert der RVR zwölf bedeutende Sportevents in der Region mit 85.000 Euro.
„Wir müssen sehen, dass wir da mitgehen“, fordert der Chefbundestrainer, weiß aber auch, dass nicht alle Themen in der Hand des Deutschen Badmintonverbandes liegen. „Wenn man mal hinguckt, wie viel Sport in Deutschland in der Schule gemacht wird, dann sind wir wahrscheinlich maximal auf Weltranglistenplatz 70. Es gibt Länder, wo grundsätzlich zwei- bis dreimal so viel Sportunterricht gegeben wird und da reden wir noch gar nicht von der gezielten Förderung von einer Sportart wie Badminton.“
Das Thema habe sich der DOSB auch auf seine Fahnen geschrieben. „Aber da muss man auch die Kultusminister mit ins Boot holen“, weiß Poste. Im kommenden Jahr sind die Jugend-Weltmeisterschaft im Herbst und die U17-Europameisterschaft die Höhepunkte.