Mülheim. Die Drachenboot-Abteilung des Mülheimer Kanusportvereins ist nicht nur auf dem Wasser erfolgreich, sondern freut sich auch über Zulauf.
Das Foto am Steg ist fast die schwierigste Aufgabe an diesem Herbst-Morgen. Mehrfach müssen sich die Mitglieder des Teams „Roter Drache“ die Tränen wegwischen, die ihnen die Sonne in die Augen treibt. Danach ist alles wie immer. 20 Paddel stechen gleichzeitig in das Wasser der Ruhr und das Drachenboot setzt sich in Bewegung.
Das Feiertagstraining bildete den Startschuss für das Wintertraining und damit für die Vorbereitung für die neue Saison. Die Trauben hängen 2023 hoch, denn Mülheims erfolgreichstes Drachenbootteam sicherte sich in diesem Jahr nicht nur den ersten Deutschen Meistertitel seit vielen Jahren, sondern gleich drei an der Zahl.
„Roter Drache“ Mülheim: Drei deutsche Meistertitel in München
Auf der Olympiastrecke von 1972 in München siegte das gemischte Großboot über die 500-Meter-Distanz. Erstmals seit über zehn Jahren konnte der Mülheimer Kanusportverein auch wieder ein reines Frauenteam an den Start schicken. „Uns hatte keiner auf der Rechnung“, schmunzelt Trainer Ingo Triebel, nachdem sich die Mülheimerinnen sowohl über 200 als auch über 500 Meter den Meistertitel sicherten.
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Die Deutsche Meisterschaft ist in jedem Jahr Höhepunkt und Ziel des im Jahr 2003 gegründeten Teams „Roter Drache“. Im nächsten Jahr feiert die Mannschaft ihren 20. Geburtstag, parallel zum großen 100-jährigen Jubiläum des Vereins.
40 aktive Sportlerinnen und Sportler in der Drachenbootabteilung
„Ein Platz auf dem Treppchen ist eigentlich immer das Ziel“, beschreibt Trainer Ingo Triebel, der das Drachenbootteam zusammen mit Julia Bode coacht, die Ambitionen der Mülheimerinnen und Mülheimer. Doch die Konkurrenz ist stark. „Bei der DM sind in der Regel alles Kanuvereine, also Leute, die eine 10- bis 15-jährige Erfahrung haben“, sagt Triebel.
Doch Corona hinterließ bei der einen oder anderen Mannschaft seine Spuren. Doch der „Rote Drache“ ist noch da. Tribel und Bode können aktuell auf einen Kader von 40 Sportlerinnen und Sportler im Alter von 20 bis Ende 30 zurückgreifen. Der Kern davon ist seit 2015 zusammen.
„Wir hatten vor Corona einen wahnsinnigen Zulauf“, erinnert sich der Trainer. Während des Lockdowns konnten viele Teammitglieder mit ihren eigenen Kajaks zumindest individuell trainieren. „Wir sind glaube ich einer der wenigen Vereine, die während Corona Mitglieder dazu gewonnen haben“, sagt der Vereinsvorsitzende Stephan Boscheinen nicht ohne Stolz. 370 seien es mittlerweile.
Im Sprint gibt es für die Mülheimer nur Vollgas
Auch wer beim „Roten Drachen“ mitfahren will, muss über kurz oder lang Vereinsmitglied werden. Die Sportlerinnen und Sportler kommen aus Mülheim, den umliegenden Städten und teilweise auch vom Niederrhein. „Wir trainieren aber immer alle hier vor Ort“, erklärt Ingo Triebel. Im Winter wird sonn- und feiertags trainiert, dienstags steht Krafttraining auf dem Programm, donnerstags Crossfit.
Neben der DM ist für das Drachenbootteam auch die Deutsche Langstreckenmeisterschaft eine wichtige Standortbestimmung. Die Rennen zwischen 12 und 15 Kilometern finden 2023 in Schwerin statt. In Hannover steigt zudem jährlich der Mount-Everest-Cup über 8848 Meter auf dem Maschsee.
Deutsche Meisterschaft kehrt zurück ins Ruhrgebiet
Nonplusultra bleibt aber die Deutsche Meisterschaft, bei der die Distanzen von 200, 500 und 2000 Metern gefahren werden. „Die 500 Meter sind seit einigen Jahren unsere beste Strecke, da kann man noch ein bisschen taktieren“, erläutert der Coach. Auf der Sprintstrecke hingegen zählt von Anfang an nur Vollgas. „Wer zuerst nach links oder rechts guckt, hat verloren.“
Im kommenden Jahr wollen die Mülheimer – nicht nur wegen des doppelten Jubiläums – ihren fantastischen Erfolg wiederholen. Denn die DM kehrt ins Ruhrgebiet zurück – sie findet entweder in Essen oder Duisburg statt und ist für den „Roten Drachen“ damit praktisch ein Heimspiel.