Mülheim. Drei Mülheimer Derbys gibt es in diesem Jahr in der Landesliga, sie finden alle an den drei nächsten Sonntag statt. Alles Wissenswerte.

Pünktlich vor den drei aufeinanderfolgenden Lokalderbys in der Fußball-Landesliga stehen die drei Mülheimer Mannschaften so gut da, wie bislang noch nie in dieser Saison. Die Plätze eins, fünf und sechs verleihen den stadtinternen Duellen auch ein gewisses Niveau.

Aber was spricht für wen? Ist der Mülheimer FC als Tabellenführer automatisch Favorit? Und welche Spieler können den Unterschied ausmachen? Eine Analyse.

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Die Trainer

Mit kurzer Unterbrechung ist Hakan Katircioglu seit 2018 Trainer des Mülheimer FC 97. Zuvor führte er – ebenfalls mit Daniele Autieri als Co-Trainer – die B-Jugend des SC Croatia in die Niederrheinliga. In der Halle wurde der Coach mit seinem Team bereits zweimal Stadtmeister, nun will er den MFC auch auf dem Feld zu Mülheims Nummer eins machen.

Hakan Katircioglu coacht seit 2018 den Mülheimer FC 97.
Hakan Katircioglu coacht seit 2018 den Mülheimer FC 97. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Wer eine Bewertung der Neuzugänge des VfB Speldorf vornimmt, wird das größte Update an der Seitenlinie finden. Für viele kam der Wechsel von Julien Schneider innerhalb der Landesliga im vergangenen Herbst überraschend. Der junge Coach verfolgt mit seinem noch jüngeren Co-Trainer Damian Opdenhövel eine klare Linie und bewahrt auch im schnell euphorischen Speldorfer Umfeld die nötige Ruhe.

Bereits einen Wechsel an der Seitenlinie hat Blau-Weiß Mintard hinter sich. Nach dem missglückten Versuch mit Hakan Yalcinkaya setzen Ali Basboga und Daniel Molitor nun auf Basics – Fitness, Kampfgeist und Disziplin. Mit fünf Siegen aus sieben Pflichtspielen ist der Turnaround bislang gelungen.

Das Spielsystem

Julien Schneider ist kein Freund der „Never change a winning team“-Logik. Seine Aufstellung erfolgt gegnerabhängig. „Es kann sein, dass einer mal drei Tore schießt und trotzdem beim nächsten Mal auf der Bank sitzt, weil wir dann einen anderen Spielertypen brauchen“, hat er mal gesagt. Dennoch: vom grundsätzlichen System ist er bisher nicht abgewichen: Eine Dreierkette, zwei offensive Außenverteidiger, zwei zentrale Mittelfeldspieler und ein Dreiersturm gehören fest zum Speldorfer Repertoire.

Julien Schneider wechselte im vergangenen Herbst vom Duisburger SV 1900 zum VfB Speldorf.
Julien Schneider wechselte im vergangenen Herbst vom Duisburger SV 1900 zum VfB Speldorf. © FFS | Udo Gottschalk

Auch Blau-Weiß Mintard hat diese Formation in der Vorbereitung gespielt, Trainer Basboga ist aber mittlerweile zum 4-2-3-1 zurückgekehrt. Nach dem Abgang von Mathias Lierhaus übernimmt Fatih Koru die Sturmspitze. Im zentralen Mittelfeld suchen die Blau-Weißen noch die richtige, nicht zu offensive Lösung. Aus der zweiten Mannschaft hat sich Jan Hasanov dort ins Team gespielt.

4-2-3-1 oder 4-3-3 waren lange die klassischen Systeme des Mülheimer FC 97. Zu Beginn der Saison fand Trainer Katircioglu aber auch Gefallen am 4-1-4-1. Zudem schickte er auch schonmal zwei Stürmer ins Rennen. Neben Anil Yildirim wahlweise Miran Zuberovski oder Delowan Nawzad.

Die aktuelle Form

Mit einem Neun-Punkte-Wochenende brachten sich alle drei Duellanten zuletzt in Stellung. Auch Blau-Weiß Mintard scheint nach dem schwierigen Start langsam in die Spur zu finden. Der VfB Speldorf stand zwischenzeitlich schon an der Spitze, blieb dann dreimal ohne Sieg, wobei das 3:3-Remis in Klosterhardt nach 3:1-Führung mindestens ärgerlich war. Mit dem Sieg in Überruhr hielt der VfB aber Tuchfühlung nach ganz oben.

Der neue Mintarder Trainer Ali Basboga hat mit seiner Mannschaft den Turnaround geschafft.
Der neue Mintarder Trainer Ali Basboga hat mit seiner Mannschaft den Turnaround geschafft. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Und der MFC? Gewann von den ersten vier Spielen nur eins. Weder Fisch noch Fleisch? Doch auch nach neun Runden sind die Styrumer noch immer ungeschlagen und gehen mit der breitesten Brust von allen in die Derbys.

Die Unterschiedsspieler

Wenngleich an dieser Stelle keines der drei Teams auf lediglich einen Spieler reduziert werden soll, so gibt es doch in allen beteiligten Aufgeboten Akteure, die mit ihrer Erfahrung, ihrer Technik und ihrem Spielverständnis den Unterschied ausmachen können.

Beim VfB Speldorf reicht ein Blick auf die Torjägerliste. Sieben Treffer hat Athanasios Tsourakis bereits erzielt und ist damit hinter Hamborns Timm Golley ligaweit der zweitbeste Knipser. In allen Aktionen sieht der Zuschauer, warum der 31-Jährige 139 Partien in der Oberliga absolviert und sogar 19-mal für den MSV Duisburg in der dritten Liga auf dem Platz gestanden hat.

Entscheidender Mann im Offensivspiel des Mülheimer FC 97: Sandro Garcia Melian.
Entscheidender Mann im Offensivspiel des Mülheimer FC 97: Sandro Garcia Melian. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Beim MFC 97 steht und fällt das Offensivspiel mit Sandro Garcia Melian. Der 26-Jährige kam 2019 aus der Kreisliga zum MFC und hat seitdem in 38 Partien 19 Tore erzielt. Er kann sowohl im Zentrum als auch auf dem Flügel spielen und ist an den meisten Offensivaktionen des aktuellen Tabellenersten der Landesliga beteiligt.

Auch wenn der ein oder andere ihn schon abschreiben wollte, heißt der Unterschiedsspieler bei Blau-Weiß Mintard (vor allem durch das Fehlen von Jeff Gyasi) weiterhin Marco Brings. Jahrelang war er der entscheidende Mann im Offensivspiel der Blau-Weißen. Wenngleich er in dieser Saison nicht die Form alter Tage erreichte, deutete der 31-Jährige zuletzt wieder sein Potenzial an, speziell im Heimspiel gegen Überruhr und während des Gastspiels beim Duisburger SV 1900.

Das Mittelstürmerproblem

Am Ende kann es den Mannschaften egal sein, wer trifft, doch aktuell stellt keiner der Mittelstürmer den besten Schützen seines Teams. Bei Mintard stehen dort zwar noch die vier Treffer von Mathias Lierhaus, doch der läuft seit dem Duell gegen Überruhr nicht mehr für die Blau-Weißen auf, so dass der beste Torschütze aktuell Flügelflitzer Niklas Nett ist.

Niklas Nett – hier rechts gegen Minwook Oh von Blau-Gelb Überruhr – ist aktuell der beste Torschütze von Blau-Weiß Mintard.
Niklas Nett – hier rechts gegen Minwook Oh von Blau-Gelb Überruhr – ist aktuell der beste Torschütze von Blau-Weiß Mintard. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Bei Speldorf hat „Oldie“ Ercan Aydogmus in der Liga bislang noch nicht so recht gezündet, während Neuzugang Ahmed Can Simsek mit drei Treffern einen ordentlichen Start beim VfB hingelegt hat.

Ein echter zweiter Mittelstürmer fehlt dem MFC 97, so dass – wie oben bereits erwähnt – entweder wieder Miran Zuberovski auf seiner früheren Position ran durfte oder Neuzugang Delowan Nawzad ganz vorne eingesetzt wurde. Ansonsten lastet der Druck auf Anil Yildirim. Vier Tore in neun Spielen sind okay, letztes Jahr waren es aber schon nach sechs Partien doppelt so viele.

Die Personalien

Beim MFC fällt Torwart und Kapitän Efe Özkan für den Rest der Saison aus. Ersatzkeeper Djamal Ehlert wurde im Duell gegen Steele zuletzt nicht wirklich geprüft. Sollte Yusuf Isik weiter ausfallen, kann der MFC das aktuell verkraften.

Philipp Bartmann (re.) soll rechtzeitig zu den anstehenden Derbys wieder fit werden.
Philipp Bartmann (re.) soll rechtzeitig zu den anstehenden Derbys wieder fit werden. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Der VfB schonte Kapitän Philipp Bartmann zuletzt, so dass der für die Derbys wieder fit ist. Ihn könnten die Speldorfer nur schwer ersetzen. Neben ihm wird Ekrem Duljaj nach seinem berechtigten Platzverweis das Duell in Mintard verpassen. Guido Can Brühl, Lukas Mühlenfeld oder Henning Hopf sind Ersatzkandidaten.

Mintard muss auf den rotgesperrten Jeff Gyasi verzichten. Auch Nick Heppner, Marvin Kura, Florian Klasen und Nico Erbslöh werden in den Derbys keine Rolle spielen. Julian Piontek könnte gegen Speldorf in den Kader zurückkehren.

Die Bilanz

Die bisherige Bilanz zwischen den drei Mannschaften ist – außerhalb der Hallenstadtmeisterschaft – überschaubar. Mintard und der MFC trafen zuletzt in der Bezirksliga aufeinander. Blau-weiß gewann zu Hause mit 2:1, im Ruhrstadion gab’s ein 1:1. Das letzte Derby zwischen dem VfB Speldorf und den Mintardern war ein Highlight. 400 Zuschauer sahen eine blau-weiße Aufholjagd und ein 4:4 nach 1:4-Rückstand, das Rückspiel fand nicht mehr statt. Ein Testspiel (5:1) und ein Spiel im Niederrheinpokal (2:1) gingen an Speldorf. Der VfB und der MFC trafen unter freiem Himmel noch nicht aufeinander.

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