Mülheim. Die Arbeit des Badmintoninternats in Mülheim wurde jetzt durch eine Qualitätsprüfung der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen offiziell bestätigt.
Für den Rundgang durch das Mülheimer Badmintoninternat hatten sich die Verantwortlichen wohl nicht rein zufällig das ordentlichste Zimmer ausgesucht. Alexander Becsh ist hier erst am vergangenen Donnerstag eingezogen. Dabei gehört der Ordnungssinn der aktuell 13 Bewohnerinnen und Bewohner nicht zu den Qualitätsstandards, die nun von der Sportstiftung NRW überprüft und bestätigt wurden.
Im Rahmen der Qualitätsoffensive hat die Stiftung ihre Förderung für das Internat auf jährlich 90.000 Euro verdoppelt. „Es gibt insgesamt 13 solcher Internate in Nordrhein-Westfalen und seit 2019 gucken wir uns an, was dort überhaupt passiert“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Gisela Hinnemann.
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Nach rund 50 Kriterien werden die Einrichtungen für junge Sportlerinnen und Sportler überprüft. Dazu gehören etwa die ganzheitliche und psychologische Betreuung, aber auch der Schutz vor sexualisierter Gewalt. Durch das Raster fallen wird am Ende keines der 13 NRW-Internate. Eine offizielle Qualitätsanerkennung soll die Standorte aber weiter stärken und interessanter machen - sowohl für Bewohnerinnen und Bewohner als auch für Partner.
„Die Eltern können sicher sein, dass ihre Kinder hier gut aufgehoben sind“, sagte Gisela Hinnemann, die an der Südstraße kaum etwas zu bemängeln hatte. „Noch perfekter wäre natürlich eine Schule direkt nebenan“, so die stellvertretende Stiftungsvorsitzende. Die Wege zur Luisenschule, der Realschule Stadtmitte und dem Berufskollege – das sind die Partnerschulen des Internats – sind aber überschaubar.
Internat hat aktuell 13 Bewohnerinnen und Bewohner
Seitdem der neue Jahrgang vor wenigen Tagen eingezogen ist, wohnen aktuell 13 Jungen und Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren im Mülheimer Badminton-Internat. Sie bleiben in der Regel bis zum Schulabschluss. Um schneller heimisch zu werden, werden die Einzelzimmer leer übernommen und anschließend individuell eingerichtet.
Die Bewohnerinnen und Bewohner kommen zum Teil aus ganz Deutschland. „Das bringt bei unserem föderalen Schulsystem schonmal Probleme mit sich“, berichtet Landestrainer Marcus Busch von einem Spieler aus Thüringen, der kaum Englisch aber dafür Russisch sprechen konnte.
Hohe Ansprüche an die schulischen Leistungen
Ohnehin haben die Verantwortlichen des Internats hohe Ansprüche an den schulischen Bereich. „Wenn wir zwei gleichgute Spieler haben und der eine deutlich besser in der Schule ist, ist es keine Frage, wen wir nehmen“, erklärt Busch, der für den administrativen Bereich zuständig ist. Er sagt: „In Deutschland braucht man nun einmal eine duale Karriere.“ Inwiefern beide Bereiche miteinander verknüpft werden, erläutert Bundestrainer Detlef Poste: „Es gibt auch beim Training nur Stress, wenn jemand in der Schule nicht mitkommt.“
Seit 2003 hat sich das Haus an der Südstraße von zwei Zimmern und einem Hotelbetrieb zu einem Vollzeitinternat mit 24-Stunden-Betreuung gewandelt. In diesem Jahr mussten sogar fünf Interessenten eine Absage erteilt werden. „Es ist schon sehr elitär“, verdeutlicht Internatsleiter Alexander Müller.
Olympia-Teilnehmerin Yvonne Li besuchte auch das Internat
Für zukünftige Absolventen hat Holger Hasse, Geschäftsführer des Badminton-Landesverbandes, auch die Kosten im Blick. „Wir müssen natürlich schauen, dass sie nicht ausufern“, sagt der ehemalige Bundestrainer. Umso wichtiger sind solche Förderungen wie die der Sportstiftung. Diese bietet auch individuelle Unterstützungen für Internatsbewohner an, bei denen die monatlichen Kosten auf 300 Euro gedeckelt werden. Damit die künftigen Bewohner sich auch den Olympischen Traum erfüllen können, wie es zuletzt mit Yvonne Li einer ihrer Vorgängerinnen gelungen war.