Mülheim. Nach der Olympia-Verlegung saß der Schock tief – jetzt hat Maike Schaunig vom HTC Uhlenhorst das Jahr 2021 im Blick. Und sieht sogar Vorteile.

Tokio 2020 – der Traum von der ersten Teilnahme an Olympischen Spielen war für Maike Schaunig zum Greifen nah. Dann kam das Coronavirus. Die Hockeypause. Die Verlegung der Olympischen Spiele. Der Traum ist aber nicht ausgeträumt. Geht es nach der 24-jährigen Hockeyspielerin des HTC Uhlenhorst, ist die Realisierung nur um ein Jahr verschoben. Der Countdown startet von vorne.

Und doch ist es ein komisches Gefühl am Wochenende einen Kurzurlaub im Westerwald einzulegen, anstatt am Sonntag das erste Vorrundenspiel in Japans Hauptstadt gegen Großbritannien zu bestreiten. Denn eigentlich hätte heute (24. Juni) die Eröffnungsfeier im Olympiastadion von Tokio stattgefunden.

Maike Schaunig läuft einen Halbmarathon – und findet neue Motivation

„Als klar war, dass die Spiele verschoben werden, war es ein kleiner Schock. Auch wenn es verständlich war, dass verschoben werden musste“, blickt Maike Schaunig auf die Entscheidung Ende März zurück. Die Kapitänin der Uhlenhorster, die das Hockeyspielen beim TV Jahn Hiesfeld in Dinslaken gelernt hat, fiel in ein kleines Motivationsloch. „Ich hatte wenig Lust mich sportlich zu betätigen. Meine Familie hat mich aber gut abgelenkt. Wir sind viel spazieren gegangen, haben etwas unternommen und ich habe das Laufen für mich entdeckt“, erzählt Schaunig.

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Und ganz die Sportlerin, kamen die Motivation und der Ehrgeiz schnell zurück. „Als Zwischenziel habe ich mir einen Halbmarathon gesetzt“, sagt Schaunig. Da wegen Corona keine Wettkämpfe stattfinden, musste sie diesen eben für sich alleine laufen – und schaffte die 21 Kilometer in 1:57 Stunden.

Einzeltraining am Uhlenhorst folgen auf die Laufeinheiten

Mittlerweile hat sie auch den Hockeyschläger wieder in der Hand, am kommenden Dienstag (28. Juli) startet am Uhlenhorst die Saisonvorbereitung. Bis dahin war es ein langer Weg.

Maike Schaunig ist auch bei den Fans beliebt. Mit dem Nationalteam will sie 2021 zu den Olympischen Spielen.
Maike Schaunig ist auch bei den Fans beliebt. Mit dem Nationalteam will sie 2021 zu den Olympischen Spielen. © Getty Images for FIH | Lukas Schulze

Als Mitglied des Olympiakaders durfte sie zunächst Einzelstützpunktraining mit Johannes Schmitz machen, seit einigen Wochen darf auch in Gruppen trainiert werden. „Das war alles super komisch. Hockey auf Abstand bedeutet, dass nur ein bisschen Techniktraining und Torschüsse möglich sind. Das ist nicht das was Spaß macht“, sagt Schaunig. Sie ist froh, dass mittlerweile wieder mit Körperkontakt trainiert werden darf.

Länderspiele stehen im September an

Auch der Pflichtspielstart mit dem Bundesligaauftakt am 5. und 6. September rückt näher, für Mitte September stehen der erste Lehrgang mit der Nationalmannschaft und zwei Länderspiele gegen Belgien an. Im November geht es dann noch zweimal gegen Großbritannien.

Für die Abwehrspielerin ist das die Gelegenheit, sich wieder im Kreise der Nationalmannschaft zu etablieren. Im Sommer 2019 hatte sie, nachdem sie zuvor in der ProLeague zahlreiche Einsätze bekam, den Sprung in den EM-Kader verpasst. Das soll ihr mit Blick auf Tokio 2021 nicht passieren. „Es ist super traurig, dass die Olympischen Spiele verschoben wurden, aber ich glaube, dass mir das Jahr hilft, noch mehr Erfahrungen zu sammeln“, sagt Schaunig und weiß auch: „Ich darf aber nicht zu viel machen, so dass ich dann körperlich völlig durch bin.“ Denn auch athletisch möchte sie in den nächsten zwölf Monaten noch einmal nachlegen.

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Blick geht über 2021 hinaus

Dass die Verschiebung einem mannschaftlichen Erfolg im Weg stehen könnte, glaubt Schaunig nicht. „Wir waren auf einem guten Weg, haben an unserer Philosophie gearbeitet und sind durch die Lehrgänge zusammengewachsen. Da müssen wir schnell wieder hinkommen“, sagt sie.

Im kommenden Jahr will sie dann den Sommer in Tokio anstelle des Westerwaldes verbringen. Auch, wenn bei den Spielen keine Zuschauer zugelassen wären? „Natürlich gehören die Zuschauer zum Feeling dazu. Aber es ist so ein riesiges Event, das sollte dann trotzdem nicht abgesagt werden“, so Schaunig. Und eine positive Sache kann sie der Verlegung dann doch noch abgewinnen: „So ist der Weg nach 2024 nicht ganz so lang.“