Mülheim. Brüder verbindet ein besonderes Band. so auch Christian und René Kern vom SV Raadt. Die beiden sind Aushängeschilder - mit einem gemeinsamen Ziel.

„Da bekommt man direkt Lust, eine Runde zu zocken“, sagt Christian Kern und blickt über den leeren Fußballplatz des SV Raadt an der Zeppelinstraße. Der 26-Jährige und sein zwei Jahre jüngerer Bruder René betreten für den Fototermin mit dieser Redaktion erstmals seit Wochen wieder den Platz. Dort, wo sie seit fünf Jahren gemeinsam eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielen.

„Christian und René sind die Gesichter des SV Raadt“, sagt Thomas Dallmeier, der Sportliche Leiter beim aktuellen B-Kreisligisten. Ganz unrecht hat er damit nicht, das zeigt bereits ein Blick auf die Statistik.

René Kern hat in dieser Saison die meisten Spiele für Raadt absolviert (gemeinsam mit Maximilian Ossmann), ist zudem im vierten Jahr der Kapitän des Teams. Christian Kern ist mit zehn Treffern der zweitbeste Torjäger beim Tabellenzweiten.

Christian Kern beim MSV 07, René Kern beim SV Raadt

René Kern ist der jüngere Bruder, wurde früher immer hochgezogen, damit er mit seinem älteren Bruder zusammenspielen konnte.
René Kern ist der jüngere Bruder, wurde früher immer hochgezogen, damit er mit seinem älteren Bruder zusammenspielen konnte. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Angefangen hat für die beiden Brüder aber alles beim VfB Speldorf. „Ich wurde dort meistens zu den Älteren hochgezogen, weil ich mit meinem Bruder zusammenspielen wollte“, erinnert sich René. Ab der C-Jugend trennten sich die Wege aber doch.

Mit dem Wechsel zum TuSpo Saarn blieben beide immerhin noch im selben Verein, ehe Christian sich danach dem MSV 07 anschloss, während René nach Raadt wechselte. In der A-Jugend-Leistungsklasse gab es das einzige Duell gegeneinander. Es endete – tatsächlich – unentschieden.

„Ich glaube unsere Eltern waren da schon ganz froh“, lacht Christian, der damalige „07er“. Krach hätte es aber wohl auch bei einem anderen Ergebnis nicht gegeben. „Natürlich hätte sich der Verlierer dann ein paar Tage lang Einiges anhören dürfen“, schmunzelt René.

Echte Konkurrenz hab es unter den Brüdern aber nie gegeben. Allein schon deshalb, weil sich Stürmer Christian und der zentrale Mittelfeldspieler René auf dem Platz auch nicht in die Quere kommen.

„Ich lege halt lieber Tore auf, am liebsten natürlich für meinen Bruder“, sagt der Kapitän.

„Zu jeder Saison fragen andere Vereine an“

Christian Kern wollte nach einer Verletzung eigentlich wieder angreifen.
Christian Kern wollte nach einer Verletzung eigentlich wieder angreifen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Seit fünf Jahren sind die Kerns in Raadt wieder vereint. Und wollen dort mittlerweile auch gar nicht mehr weg. Angebote hat es freilich gegeben. „Zu jeder Saison fragen andere Vereine an“, verrät René. Vor zwei Jahren hätte er nach Mintard gehen können, entschied sich aber für einen Verbleib in Raadt.

„Mit 60 bis 70 Prozent des Teams spiele ich seit der Jugend zusammen, da habe ich mittlerweile gar keine Motivation mehr zu wechseln“, betont er. Zumal er sich im vergangenen Sommer nach dem etwas überraschenden Abstieg aus der Kreisliga A nicht als Kapitän aus dem Staub machen wollte.

„Da muss man die Fehler auch bei sich suchen“, stellt der jüngere Kern klar.

Seinem Bruder geht es ähnlich. „Für mich steht der Spaß im Vordergrund. Hier sind nicht nur Teamkollegen, sondern Freunde“, so Christian. Nach einem Bruch am Fuß fiel er seit Oktober aus. Und das nach neun Toren in zehn Spielen. „Ich war richtig heiß darauf, jetzt wieder anzugreifen“, erzählt er.

Geblieben sind ihm drei Spiele.

Der Abstieg tut noch heute weh

Nun hoffen die Brüder, dass der zweite Platz zum Aufstieg reicht. „Unser Ziel war der direkte Wiederaufstieg“, bestätigt Torjäger Christian. Trotz oder vielleicht sogar wegen einiger Abgänge sei das Team noch enger zusammengerückt.

Das letzte Spiel der Saison 18/19 werden beide leider nie vergessen. „Wir waren eines der besten Rückrundenteams und hatten alles selbst in der Hand“, erzählt René Kern.

In der ersten Hälfte des Spiels beim Duisburger SV 1900 II führte Raadt mit 2:0. Aus dem 2:1 zur Pause machte der DSV nach einer Stunde innerhalb von vier Minuten ein 2:4. Am Ende stand ein Raadter 3:8-Debakel – und der Abstieg. Der Kapitän bringt es auf den Punkt: „Wir hatten ein Seuchenjahr, aber eigentlich sind wir ein stabiles Kreisliga-A-Team.“