Mülheim. Die ehemalige Nationalspielerin Sybille Gruner leitete eine Trainingseinheit bei den Damen des SV Heißen. Das Angriffsspiel stand auf dem Plan.
Jens Doleys, Trainer des SV Heißen, hatte sich für seine Mannschaft etwas ganz besonderes in der Vorbereitung überlegt. Für die Verbandsliga-Frauen gab es eine ganz spezielle Trainingseinheit. Denn zu Besuch kam mit Sybille „Bobby“ Gruner eine ehemalige Handball-Nationalspielerin und Weltmeisterin an die Kleiststraße. Und sie kam auch nicht einfach nur zu Besuch, sondern leitete auch gleich die Trainingseinheit.
Gruner und Doleys kennen sich noch aus ihrer gemeinsamen Zeit beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen, für den die mittlerweile 50-Jährige viele Jahre spielte. Doleys trainierte in der Zeit dort die weibliche A-Jugend. Mittlerweile hat die ehemalige Profi-Handballerin Leverkusen den Rücken gekehrt und ist seit über einem Jahr für den Handball-Nachwuchs beim TuS Königsdorf verantwortlich. Weil die im nahe gelegenen Essen ein Trainingscamp absolvierten nutzte „Bobby“ die Chance für eine Stippvisite in Mülheim. „Wir hatten das schon lange geplant, aber es hat zeitlich nie geklappt.“
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Körpertäuschung steht im Mittelpunkt
Beim Training mit den Mülheimerinnen stand vor allem das Angriffsspiel im Vordergrund, genauer gesagt die Körpertäuschung. Kein Wunder, denn wer die Weltmeisterin von 1993 noch aus ihrer aktiven Zeit kennt, der weiß, das war ihr ganz besonderes Steckenpferd. „Selbst wenn Bobby ihrer Gegenspielerin vorher gesagt hat, an welcher Seite sie vorbeigeht, hat dieser das nichts genützt“, erklärt Doleys schmunzelnd. Links antäuschen, rechts vorbei oder eben genau andersherum, das klingt an sich nicht schwierig. „In der Tat ist das aber ein sehr komplexer Bewegungsablauf“, erklärt Gruner. „Das kann man eigentlich nahezu unbegrenzt trainieren“, sagt sie schmunzelnd.
Weltmeisterin 1993
Für die Handball-Nationalmannschaft bestritt Sybille Gruner 135 Länderspiele. Ihr größter Erfolg war dabei der Gewinn der Weltmeisterschaft 1993.
Die Rückraumspielerin spielte zwölf Jahre für Bayer Leverkusen bis sie 2002 ihre Karriere beendete. Danach blieb sie dem Verein noch bis 2006 als Co-Trainerin erhalten.
Seit 2008 leitet sie den DHB-Stützpunkt in Leverkusen. Im April war Gruner als Cheftrainerin der Jugendabteilung von Bayer Leverkusen zum TuS Königsdorf gewechselt.
Es gehe darum, den genauen Zeitpunkt für die Gegenbewegung abzupassen, um die Abwehr alt aussehen zu lassen. Mit nur wenig Materialien stellte Gruner unterschiedliche Angriffssituationen dar, die sie immer wieder üben ließ, um dem „perfekten Wackler“ näherzukommen. „Bobby ist eine echte Koryphäe auf dem Fach und hat ein absolutes Standing in der Handballszene“, sagt Doleys anerkennend.
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Training kommt gut an
Normalerweise trainiert die ehemalige Spielmacherin mit Nachwuchsspielerinnen, die auf dem Weg in die Bundesliga sind. „Mir ist wichtig, dass die Sportler motiviert und lernfreudig sind, da ist das Leistungsniveau eigentlich zweitrangig“, sagt die erfahrene Trainerin. Bei der Mannschaft selbst kam das Training jedenfalls gut an.
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„Bobby hat uns nochmal eine etwas andere Herangehensweise vermittelt“, sagt etwa Sarah Brügge, die beim SV Heißen unter anderem auf der Mitteposition spielt, wo auch „Bobby“ Gruner Zuhause war. Wer von klein an so trainiert, der genieße sicher später Vorteile. Der Erfolg scheint dies zu bestätigen, erst kürzlich wurden drei Spielerinnen des TuS Königshof zur DHB-Leistungssichtung berufen.