Mülheim. „Reisende soll man nicht aufhalten.“ Im Fußballgeschäft sind damit wechselwillige Spieler gemeint. Das trifft auf Patrick Renning aber nicht zu.

Was verbindet der 1. FC Mülheim-Styrum mit dem italienischen Fußballklub AS Rom? Mit Sicherheit nicht dieselbe Ligenzugehörigkeit. Auch nicht ähnlich große Fanscharen, die jedes Wochenende ihre Mannschaft unterstützen. Viel mehr ist es die Vereinstreue einer ihrer Spieler. Auf der einen Seite die italienischen Legenden Francesco Totti und Daniele de Rossi, auf der anderen Seite Patrick Renning.

Natürlich hinkt der Vergleich ein wenig, aber irgendwie auch nicht. Während Patrick Renning beim Styrumer Fußballverein am Sonntagnachmittag sein insgesamt 400. Spiel absolviert hatte, wurde Daniele de Rossi bei der Roma offiziell am Abend groß verabschiedet. 616-mal stand er für die Gelb-Roten auf dem Platz. Beide Marken suchen wirklich ihresgleichen. Ganz zu schweigen von den 785 Partien Francesco Tottis für die Römer.

Einmalig im Mülheimer Sport

Statistikfreund Manfred Weides wies auf die Marke vom 38-jährigen Renning hin. „400 Spiele. Das hat laut meiner Unterlagen noch kein einziger Fußballer in ganz Mülheim geschafft“, ließ er wissen. Und Weides besitzt Unterlagen, die bis in die 20er oder 30er Jahre zurückgehen.

Ausgerechnet im Spiel um den direkten Klassenerhalt stand Renning für die erste Mannschaft der „Löwen“ zum 400. mal auf dem Feld. Styrum besiegte im Platzderby den SC Croatia mit 4:2. „Die Gegentore sind mir im Endeffekt völlig egal. Hauptsache, wir haben den Klassenerhalt erreicht“, sagte der Torwart und gab sich dabei ganz bescheiden. „Das war nämlich die Hauptsache.“ Es gab also zwei Gründe, zu feiern. Doch bei Renning ging es überhaupt nicht lange. „Ich musste am nächsten Tag schon wieder um 5 Uhr zur Arbeit.“

Ein echtes Geheimrezept, weshalb er im schon etwas hohen Alter noch konstant auf gutem Kreisliga-Niveau zwischen den Pfosten stehen kann, hat er nicht. „Man muss einfach viel trainieren und Disziplin haben, schätze ich“, so lautet seine Überlegung.

Zwölf Spiele für die Löwen

In dieser Spielzeit machte Patrick Renning insgesamt zwölf Spiele für seinen Verein. Zehn für die erste Mannschaft in der Kreisliga A, zwei für die dritte Herren in der Kreisliga C.

Vor allem zu Saisonbeginn stand er noch häufiger im Tor, kassierte in sieben Spielen dabei allerdings 22 Gegentore. Auch bei der Dritten sah es nicht wirklich besser aus. In seinen zwei Spielen musste er gleich dreizehnmal den Ball aus dem Netz fischen.

Im Jahr 1988 fing alles für ihn beim Styrumer Klub an. Bald 31 Jahre lang stand er nur für diesen einen Verein an der Moritzstraße zwischen den Pfosten. Verständlich, dass es in dieser Zeit so einige Auf und Abs gab. „Ich erinnere mich gerne an die Aufstiegssaison 2005/06 zurück. „Paco Lopez war damals mein Trainer. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Und wir haben nur 21 Gegentore kassiert“, sagte er mit einem Lächeln. An eher schlechte Spiele, bzw. Partien mit vielen Gegentoren will er keine Minute in seinen Gedanken verschwenden.

Vielleicht bald Torwarttrainer

Die nächste Rekordmarke von 500 Spielen stünde nun vor seiner Brust. Doch wie es in Zukunft mit ihm weitergeht, das lässt sich Renning noch komplett offen. „Ich fühle mich gut und werde auch weiter trainieren. Aber ich werde halt auch 39 Jahre alt. Und es kann ja gut sein, dass ein neuer Torwart zu uns kommt.“ Er hätte nichts dagegen, in Zukunft etwas kürzerzutreten, vor allem wenn er an seine Familie denkt.

Wo man sich aber sicher sein kann ist, dass er seinem Verein – dem 1. FC Mülheim-Styrum – auch in den kommenden Jahren die Treue halten wird. „Vielleicht dann bald auch als Torwarttrainer. Das kann ich mir sehr gut vorstellen.“