Moers. Der Vorjahres-Vizemeister der Fußball-Landesliga läuft eigenem Anspruch hinterher. Schönebeck-Spiel als Ausdruck von Unzufriedenheit.
Zwölf Spiele hat der SV Scherpenberg in der Fußball-Landesliga noch vor der Nase. Mit elf Punkten Rückstand auf den möglichen Relegationsplatz zwei und zehn Punkten Distanz zum vermeintlichen Abstiegsrelegationsplatz 16 nach dem Rückzug des Ex-Oberligisten SV Straelen in die Kreisliga A steht die Elf von Trainer Ralf Gemmer genau dort, wo sie eigentlich gar nicht hin will. Im grauen Mittelfeld. Auf Augenhöhe mit dem punktgleichen Aufsteiger SV Budberg. Nach der frustrierenden Vizemeisterschaft im Vorjahr, als der sicher geglaubte Oberliga-Aufstieg auf der Zielgeraden noch verspielt worden war, ist die laufende Saison mindestens mal deutlich mehr frustrierend als erfreulich.
SV Scherpenberg: Siege gegen Top-Teams, Blamage gegen Letzten
Tabellenführer Blau-Weiß Dingden und der Oberliga-Absteiger Sportfreunde Niederwenigern wurden zwar in Asberg jeweils geschlagen. Dafür verlor Scherpenberg als einziges von 19 Teams gegen das Schlusslicht SV Hönnepel-Niedermörmter. Das Moerser Team um den langzeitverletzten Kapitän und Abwehrchef Nico Frömmgen (Kreuzbandriss) bringt einfach nicht verlässlich und konstant jene PS auf die Spielfelder, die eigentlich mit Blick auf die Qualität des Kaders vorhanden sein müssten.
Jüngstes Beispiel war die schwache Vorstellung beim 1:2 in Schönebeck. Unrühmlicher Höhepunkt dabei: die Rote Karte gegen Angreifer Ömer Akbel wegen einer Handgreiflichkeit in der dritten Minute der Nachspielzeit. Eine längere Sperre würde Scherpenberg zweifelsohne weh tun. Der im vergangenen Sommer von Ligakonkurrent Sterkrade-Nord geholte Offensivspieler ist neben Innenverteidiger Nico Kuipers bisher der beste Zugang.
Ömer Akbels Rote Karte auch ein Ausdruck von Unzufriedenheit
Akbel bringt es auf 13 Treffer und ist vorn sehr variabel einsetzbar. Dass sein Ehrgeiz auf dem Spielfeld bisweilen ungesund wird, ist ein Nachteil, täuscht nicht über die spielerischen Qualitäten des 26-Jährigen hinweg. Akbel dürfte vermutlich keine Viertelstunde nach dem Abpfiff gebraucht haben, um zu erkennen, was er da grad für einen Unsinn auf dem Kunstrasen an der Ardelhütte fabriziert hatte.
Der Ausflipper vom Sonntag in Schönebeck könnte aber auch ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit der aktuellen sportlichen Situation gewesen sein. Mit einem eher unsortierten Anlauf- und Verschiebeverhalten hatten die Gäste einem eher bieder wirkenden Gegner letztlich den unverhofften Sieg im Abstiegskampf beschert. Der leicht hätte höher ausfallen können. Torhüter Martin Hauffe mit Glanzparaden sowie bisweilen unbeholfene Essener Strafraumaktionen in Überzahl verhinderten ein mögliches 1:5.
Es gibt auch Lichtblicke beim SV Scherpenberg
Scherpenberger Lichtblicke? Gibt es derzeit im Team von Coach Gemmer auch. Winterzugang Marcel Kretschmer etwa etabliert sich langsam als Linksaußen mit Torinstinkt. Der erst 19-jährige Luka Grlic wusste zumindest in der ersten Halbzeit mit einigen klugen Pässen im defensiven Mittelfeld zu überzeugen und tankte so etwas Selbstvertrauen. Und auch an Offensivspieler Nermin Badnjevic - immerhin neun Tore in 17 Spielen - könnten die Scherpenberger auf Strecke mehr Spaß haben als bisher angenommen. Auch wenn der 24-jährige ehemalige Oberligaspieler schon in der Winterpause (unerlaubt) ein Testtraining bei einem anderen Klub absolviert hatte und dafür sanktioniert worden war.
Schwer einschätzen lässt sich aktuell, welchen Einfluss der Einstieg des neuen Sportlichen Leiters Sven Schützek auf die Gesamtkonstellation Scherpenberg nimmt. Dass aktuell nur zehn Spieler für die neue Saison unter Vertrag stehen und alle anderen sich derzeit beweisen können oder sogar müssen, wie Schützek es vor einigen Wochen ja formuliert hatte, sorgte im Mannschaftskreis zumindest mal für Irritationen.
SV Scherpenberg und die Stellschrauben über den Kader hinaus
Sollte es Vereinschef Kay Bartkowiak allerdings wirklich ernst meinen und in der neuen Spielzeit den Aufstieg in die Fußball-Oberliga anpeilen, anders ist die Verpflichtung von Sportleiter Sven Schützek in der Winterpause ja kaum zu interpretieren, muss zweifelsohne ein qualitativ besser aufgestellter Kader her. Ob es darüber hinaus Stellschrauben gibt, die zu justieren wären, wird sich zeigen.