Herne/Wanne-Eickel. Nach dem Spielabbruch im B-Junioren-Kreispokal: Wer es wirklich ernst meint mit der Aufarbeitung des Falles, sollte hart ins Gericht gehen - zunächst mit sich selbst.
Die Geschehnisse rund um das abgebrochene Kreispokalfinale der B-Junioren sollten jeden beschäftigen, der sich auch nur ansatzweise für Fußball oder den Sport interessiert. Einfache Lösungen für das Gewaltproblem auf den Sportplätzen gibt es nicht.
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Zunächst zu den Fakten: Zwischen den B-Jugend-Mannschaften des SV Wanne 11 und von Westfalia Herne hat es schon vor dem Kreispokal-Endspiel Spannungen gegeben. Die entlud sich zuerst auf dem Spielfeld durch einen Kopfstoß eines Wanne-Eickelers gegen einen SCW-Spieler. So weit, so schlimm, aber leider nicht so selten, wie man sich das wünschen würde.
Anzeigen sollen gestellt worden sein
Danach eskalierte die Lage aber noch weiter, als der ebenfalls vom Platz gestellte Herner durchs Publikum ging und sich eine Schlägerei entwickelte. Wer wann was gemacht hat, muss erst noch ermittelt werden. Durch das Sportgericht, aber auch durch die Justiz. Wie zu hören ist, sollen auch Anzeigen gestellt worden sein.
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Aber was folgt aus alldem? Kommentatoren in den sozialen Medien fordern einhellig detaillierte Aufklärung und harte Strafen - und das ist beides in solch einem Fall unabdingbar. Aber eine so einfache Lösung gibt es leider nicht, es ist noch deutlich mehr erforderlich.
Man müsste auf alles schauen, und alle müssten mithelfen. In den sozialen Medien wird unter anderem der Fußballkreis beschuldigt, es sei auf der Anlage zu eng gewesen. Man kann sicherlich sagen, dass das in diesem Fall unglücklich war, aber die Verantwortung dem Kreis in die Schuhe zu schieben, wäre vor allem eins: viel zu einfach.
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Wer waren denn die handelnden Personen? Spieler auf jeden Fall sowie mutmaßlich Angehörige von Spielern. In Sachen Spieler sind die Vereine in der Pflicht: Die Klubs sollten sich überlegen, ob sie einen Spieler, der seinem Gegner einen Kopfstoß verpasst, behalten wollen. Bei einem Jugendlichen ist eine zweite Chance angebracht, zu häufig aber werden solche Taten von Vereinen im Amateurfußball auch bei Erwachsenen überhaupt nicht sanktioniert, geschweige denn, dass sie zum Rauswurf führen. Vor allem aber ist es zu einfach, immer die vermeintlichen Provokationen des Gegners für das verantwortlich zu machen, was die eigenen Leute tun.
Noch deutlich schlimmer als die Tätlichkeit wiegt aber, dass - nach jetzigem Kenntnisstand - Erwachsene den Herner Spieler attackiert haben. Egal, ob er sie provoziert hat oder nicht: Wer Minderjährige körperlich angeht, hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Losgelöst vom aktuellen Fall: Gerät ein Jugendspiel aus den Fugen, haben daran nicht selten auch Zuschauer, Eltern, Angehörige ihren Anteil, das geht schon bei den Minis los.
Ob Spieler, Trainer, Angehöriger oder Vereinsverantwortlicher: Wer es wirklich ernst meint mit der Aufarbeitung des Falles, sollte hart ins Gericht gehen - zunächst mit sich selbst.
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