Herne/Wanne-Eickel. In Herne gibt es nur noch ein Nachwuchsteam in der Landesliga. Michele Di Bari spricht über die Probleme und eine mögliche Lösung.

Der Jugendfußball im Fußballkreis Herne hat deutlich verloren: In der vergangenen Saison befanden sich noch die beiden A-Junioren-Teams von Westfalia Herne und DSC Wanne-Eickel in der Landesliga, dazu die U17 des DSC. Beide Wanne-Eickeler Teams stiegen ab, der älteste Jahrgang des SCW hielt sich - auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Auch die C-Junioren der Westfalia mussten runter.

Angesichts der Entwicklung fragt man sich, wo die vier Senioren-Westfalenligisten Westfalia Herne, DSC Wanne-Eickel, SV Sodingen und SpVgg Horsthausen in den kommenden Jahren Spieler für ihre Kader herbekommen wollen - die Jugendteams der Stadt dürften nicht die erste Stelle sein, an der sie nachschauen.

Di Bari: „Das ist ein allgemeines Problem“

Das betrifft nicht nur die vier Herner Klubs in Liga sechs: Wacker Obercastrop, fünfter Westfalenligist aus dem Fußballkreis, ist mit A- und B-Junioren in der Bezirksliga vertreten. Aber auch in den anderen überkreislichen Ligen muss man sich Gedanken machen: Landesligist SV Wanne 11 startet mit den A-Junioren wieder in der Kreisliga A, die Sportfreunde Wanne haben keine U19 gemeldet.

Das alles ist für Michele Di Bari keine große Überraschung: „Der Trend geht abwärts“, sagt der frühere Multi-Funktionär. Di Bari war insgesamt zwölf Jahre bei Westfalia Herne von den Minikickern bis zu den Senioren in mehreren Funktionen tätig, viereinhalb Jahre lang war er auch für den DSC Wanne im Einsatz.

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„Das ist ein allgemeines Problem und betrifft nicht nur die beiden ‚Großen‘ Westfalia und DSC“, sagt Di Bari. Er verfolgt die Entwicklung nicht lediglich aus der Perspektive eines langjägrigen Jugendtrainers oder -funktionärs. Auch in der Schule - Di Bari arbeitet als Lehrer an der Hans-Tilkowski-Schule, die mit der Spvgg. Röhlinghausen kooperiert - seien die Symtome zu beobachten. Die grundlegene Beobachtung: Es kommen immer weniger Kids in die Vereine - sportartübergreifend. „Früher hattest du pro Klasse rund zehn Kinder, die in einem Verein waren - heute sind es vielleicht eines oder zwei.“

Die sinkende Menge an Nachwuchs zeige sich dann eben zwangsläufig auch in der Qualität, meint Di Bari: Wo weniger Kinder sind, können auch weniger Talente sich entwickeln. Womit wir dann auch wieder beim Herner, wohl aber auch beim Jugendfußball generell wären. Als eine der Ursachen für den Talente-Schwund hat der Lehrer das deutlich angewachsene Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche ausgemacht. Internet, Spiele-Konsole - aber auch Trendsportarten, „Padel zum Beispiel“.

Und was könnte man Di Baris Meinung nach tun, um wieder schalgkräftiger zu werden? Da helfe es eigentlich nur, die Kräfte zu bündeln, etwa zwischen Westfalia und DSC. „Vor vier fünf Jahren schon habe ich den Vereinen ein Konzept dazu vorgelegt“, sagt er. Realität ist daraus bisher noch nicht geworden, aber Westfalia Hernes Vorsitzender Ingo Brüggemann gegenüber der WAZ die Idee eines „Herner Leistungszentrums“ für Jugendfußball wieder aufgenommen, an dem sich mehrere Klubs beteiligen könnten. Di Baris Grundgedanke ist also weiterhin unterwegs.

Michele Di Bari kennt den JUgendfußball durch jahrelange Tätigkeit vor allem in Herne in- und auswendig.
Michele Di Bari kennt den JUgendfußball durch jahrelange Tätigkeit vor allem in Herne in- und auswendig. © FUNKE Foto Services | Michael Schwalm

Selbst ist Michele Di Bari zurzeit bei keinem Klub in der Verantwortung, nachdem seine Trainer-Zeit bei Bezirksligist VfB Günnigfeld im Mai nach nur vier Monaten schnell wieder zu Ende war. Er habe zwar seitdem auch Gespräche über eine neue Aufgabe geführt, aber es habe sich aber nichts daraus ergeben.

Stattdessen arbeitet er lieber mit der E3-Jugend seines Sohnes Antonio Rayan (9) in Essen beim TuS Holsterhausen, bei der er zum vierköpfigen Trainerteam gehört. „Als Trainer willst du ja Entwicklung sehen, und die siehst du im Jugendfußball schneller, deutlicher und besser“, sagt Di Bari. Es wäre sicherlich gut für den Fußball insgesamt, wenn alle das so sehen würden. Vielleicht gelingt dann die Trendwende - auch in Herne.

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