Herne. Die Kanadierin Nofuentes ist als Spielmacherin eingeplant. Bei der Saisonplanung bereitet dem Herner Bundesligisten nicht nur Corona Probleme.

Einfach kann jeder. Auch schwierige Situationen zu meistern, darin sind sie beim Herner TC aber durchaus geübt. Jahr für Jahr kriegen sie es hin, eine Saison in der Eliteliga des deutschen Damenbasketballs zu planen, zu finanzieren und dann auch durchzustehen – bis hin zum maximalen Erfolg, dem Gewinn von Pokal und Meisterschaft im Frühjahr 2019. Um so weit zu kommen, bedarf es der Leidenschaft engagierter Ehrenamtlicher, guter Kontakte zu seriösen Sponsoren, blühender Fantasie und einer ausgeprägten Frustrationstoleranz. Letztere ist in diesem Sommer besonders gefordert.

„Wir müssen uns keine Sorgen machen, denn die kommen von ganz alleine“, spöttelt Marek Piotrowski, der seit 20 Jahren als Cheftrainer den sportlichen Bereich verantwortet. Und dann zählt er auf, was die Arbeit in diesen Wochen besonders erschwert. „Corona hat uns hart getroffen, hat tiefe Wunden gerissen“, sagt der 62-Jährige. „Einige Sponsoren haben sich zurückgezogen. Neue zu finden, ist in diesen Zeiten schwer.“

Herner TC: Weitere Geisterspiele kaum zu verkraften

Schließlich sei die Pandemie noch nicht ausgestanden und niemand wisse, wohin die Reise geht. „Noch eine Saison ohne Zuschauer ist kaum zu verkraften.“ Schlimm genug, dass die Spielerinnen auf den Applaus und die Unterstützung von den Rängen verzichten müssten. „Die Einnahmen aus Ticketverkauf und dem Verzehr-Erlös sind für uns unverzichtbar.“

Sorgt Corona schon für genug Unwägbarkeiten bei der Saisonplanung, wird sie durch ein anderes, nicht selbst zu verantwortendes Problem zu einer Gleichung mit weiteren Unbekannten. Die dringend notwendige Renovierung der MCG-Sporthalle hat zwar begonnen, wird aber Stand jetzt nicht bis zum Saisonbeginn am 25. September beendet sein.

Heimspiele wohl zunächst in Wanne-Eickel

„Jetzt werden wir für unsere ersten Heimspiele wohl nach Wanne-Eickel umziehen müssen“, befürchtet Marek Piotrowski. „Das ist ein zusätzlicher Riesenaufwand.“ Ob und zu welchen Zeiten das neue HTC-Team dann auch in der Sporthalle Wanne-Süd trainieren kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. „Da gibt es noch keinerlei Hinweise“, rätselt der Headcoach.

Andere Fragen hat er indes schon beantwortet: „Wir halten uns an die Vorgaben der DBBL und planen für die neue Saison mit Fünf plus Sieben.“ Übersetzt heißt das: Der HTC wird maximal sieben Ausländerinnen unter Vertrag nehmen und die „Deutschen-Quote“ einhalten.

Auch den Trainingsstart hat Piotrowski bereits festgelegt, und zwar auf den 23. August. Damit bleiben nur vier Wochen Vorbereitungszeit bis zum ersten Pflichtspiel im DBBL-Pokal – sportlich alles andere als optimal, finanziell aber nicht anders darstellbar. „Auch auf unser Trainingslager müssen wir wie im Vorjahr leider verzichten“, bedauert der Coach.

Kaderplanung läuft auf Hochtouren

In welche Gesichter Piotrowski und Co-Trainer Predrag Stanojcic beim Trainingsstart blicken werden, zeichnet sich erst in Umrissen ab. Bislang hatte der HTC von vier Weiterverpflichtungen berichtet: Die Serbin Kristina Topuzovic, willensstarke und vielseitige Anführerin des letztjährigen Teams, geht in ihre zweite Herner Saison; ebenso Sofia Pelander, die finnische Centerin, die unter den Brettern zuverlässig aufräumt. Weiter dabei sind auch Laura Zolper und Sarah Polleros, die sich von hoffnungsvollen Eigengewächsen zu gestandenen Bundesligaspielerinnen gemausert haben.

Am Wochenende nun gab der HTC einen ersten Neuzugang bekannt: Die 27-jährige Cassandra „Ceejay“ Nofuente soll das Team als Pointguard führen. Die 1,77m große kanadische Nationalspielerin bringt schon drei Jahre Europa-Erfahrung mit und spielte zuletzt in der schwedischen Liga für ein Team aus Göteborg. „Passen zuerst, punkten danach“, zitiert sie der HTC in seiner Vorstellung, in der sich Nofuente als sehr mannschaftsdienliche Spielerin charakterisiert.

Neuzugang Nofuente erinnert an Karin Kuijt

Trotzdem gehörte sie in Schweden zu den zehn erfolgreichsten Scorerinnen und wurde in beiden Jahren zur besten Verteidigerin der Liga gewählt. „Damit erfüllt sie genau das, was wir von unserem Pointguard erwarten. Sie spielt ähnlich wie Karin Kuijt, setzt erst ihre Kolleginnen in Szene und attackiert selbst nur dann, wenn es notwendig ist“, freut sich Piotrowski auf seine neue Nummer eins. „Ich denke, da haben wir eine gute Wahl getroffen.“

Feste Verabredungen oder Vorverträge gibt es auch mit weiteren Spielerinnen, deren Namen in den nächsten zehn, zwölf Tagen veröffentlicht werden sollen. „Da sind zum Teil nur noch die letzten Formalitäten zu klären“, bittet der Trainer um Verständnis. Schließlich will er nicht mit einer unbedachten Namensnennung noch auf den letzten Drücker Konkurrenten auf den Plan rufen.

Schwierigkeiten gibt es schließlich auch so genug. Bisher haben sie beim HTC aber auch für größere Probleme stets eine gute Lösung gefunden. Einfach kann jeder.