Nördlingen. Auswärtssieg! Im letzten Viertel entscheiden die Herner Basketballerinnen die Partie bei den Eigner Angels. Das Spiel hielt, was es versprach.

Zwar ist Feuerwerk zu diesem Jahreswechsel verboten, aber der Herner TC ließ es sich nicht nehmen, kurz vor Silvester im bayerischen Ries noch einen dicken Knaller zu zünden. Hernes Basketballerinnen packten durch ein hart erkämpftes 64:61 (37:36) bei den Eigner Angels Nördlingen zwei weitere Zähler auf ihr Bundesliga-Konto, vergrößerten ihren Abstand auf einen Rivalen um die Playoff-Plätze auf sechs Punkte und können damit von einer hervorragenden Ausgangsposition ins neue Jahr starten. Mal sehen, was dann noch möglich ist.

Zuzutrauen ist diesem Herner Team eine ganze Menge, wenn es mal vierzig Minuten konstant sein Potenzial abrufen kann. In Nördlingen gelang das nur phasenweise, ganz besonders im ersten Viertel an. Der Dreier, mit dem Elena Koskimies die Partie für die Krater-Basketballerinnen eröffnete, ließ die Gäste völlig unbeeindruckt. Sie nahmen das Heft in die Hand und setzten das taktische Konzept von Trainer Marek Piotrowski konsequent um.

Herner TC: Nach dem Anfangsviertel zweistellig vorn, dann kommen Fehler

Auf Basis einer aufmerksamen, aggressiven Defense trugen sie gut einstudierte Angriffe vor, brachten den Ball meist sicher unter den Korb und spielten dort ihre Größenvorteile aus. Zwar ließ die Wurfquote zu wünschen übrig, aber weil Nicole Enabosi, Veronika Remenárová oder Kristina Topuzovic fast alle Rebounds schnappten, gab es häufig zweite und sogar dritte Wurfchancen. So setzte sich der HTC von 6:5 (3.) auf 8:17 (8.) ab und beendete das Anfangsviertel sogar mit dem ersten zweistelligen Vorsprung (10:21).

Gab es bis dahin fast nichts zu meckern, schlichen sich im zweiten Viertel zunehmend Unkonzentriertheiten ein. So leistete sich die sonst so clevere Topuzovic gleich zwei Schrittfehler, einige ihrer Kolleginnen trafen schlechte Entscheidungen oder schlossen die Lücken in der Defense nicht rechtzeitig. Die Angels nämlich drückten jetzt aufs Gaspedal und erhöhten das Tempo.

Starker Auftritt im zweiten Viertel: Veronika Remenarova vom Herner TC (im Bild im Heimspiel gegen Wasserburg).
Starker Auftritt im zweiten Viertel: Veronika Remenarova vom Herner TC (im Bild im Heimspiel gegen Wasserburg). © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

Dreimal in Folge durfte Mona Berlitz fast ungehindert zum Korb ziehen und erfolgreich abschließen, und als sich Herne darauf eingestellt hatte, erspähte Samantha Hill die sich ergebenden Räume. Elf Punkte gelangen Nördlingens Topscorerin in weniger als drei Minuten, und schon war aus dem 18:26 (14.) eine 29:28-Führung (17.) der Gastgeberinnen geworden, die Asha Thomas mit zwei Freiwürfen noch auf 31:28 ausbaute.

Remenárová setzt ein Zeichen, Nördlingen hält mit

Hernes starker Powerforward Remenárová war es schließlich, der dem Treiben ein Ende machte. Erst traf die Slowakin zum 31:30, dann schickte sie noch einen Dreier hinterher, den Anissa Pounds aber umgehend mit gleicher Münze heimzahlte. Jetzt war das Spiel so eng, wie man es im Vorfeld erwartet hatte. Und so blieb es dann auch bis zum Ende.

Gerade mal ein Pünktchen Vorsprung rettete der HTC in die Halbzeitpause, baute die Führung aber nach Wiederbeginn durch Remenárová und Tayler Mingo auf 41:36 (23.) aus. Doch die Rieserinnen kämpften verbissen, gingen nun sehr viel entschlossener zu den Abprallern und machten ihre physische Unterlegenheit durch Schnelligkeit und leidenschaftlichen Einsatz wett. Beide Teams schenkten sich nichts, es wurde mit harten Bandagen gekämpft, klare Aktionen wurden zur Ausnahme.

Als sich die Angels durch Pounds’ Dreier und zwei Freiwurftreffer von Thomas die Führung zurückholten (45:44/28), schien Herne kurz zu wackeln. Erst fehlte Jelena Vucetic nach schönem Zug zum Korb das Wurfglück, dann wurde Laura Zolper ein Schrittfehler abgepfiffen. Zum Glück konnte Nördlingen im Gegenzug ebenfalls nicht punkten, so dass es mit einem Unentschieden (46:46) in den Schlussabschnitt ging.

Mit Cleverness und Coolness – Topuzovic zeigt ganze Klasse

Damit war klar: Cleverness und Coolness mussten diese heiß umkämpfte Begegnung entscheiden. Und diese Trümpfe spielte nun der HTC auf. Nach fünf Angels-Punkten zum 51:46 (32.) gab Remenárová mit einem feinen Dreier das Signal zu einem Herner 9:0-Lauf (51:55/36.), und als die Slowakin wenig später beim 53:55 zweimal von der Linie patzte, warf Topuzovic ihre ganze Klasse in die Waagschale. Zweimal wühlte sich die Serbin durch und vollstreckte eiskalt, Herne führte 88 Sekunden vor Schluss mit sechs Punkten (53:59). Sutherland verkürzte zwar noch einmal, aber nach genialem Mingo-Pass stellte Remenárová in letzter Minute auf 55:61.

Jetzt lief den Angels die Zeit davon. Sie brauchten Dreier, brachten alle ihre Scharfschützinnen aufs Feld. Und tatsächlich, Pounds traf erneut von jenseits der 6,75m-Linie. Im Gegenzug hatte Zolper weniger Glück. Der Rebound landete bei Nördlingen, elf Sekunden vor Schluss nahm Sami Hill einen ganz weiten Dreier, der unter dem Brett ins Aus flog.

Herne hatte Ballbesitz, Angels-Coach wählte die Stopp-the-clock-Taktik, holte Mingo an die Linie. Und die blieb eiskalt. Das war’s. Zwar leistete sich der Gast noch ein unnötiges Foul, das Hill zu zwei Freiwurfpunkten nutzte, aber das kam zu spät. Keine zwei Sekunden musste der HTC noch den Ball behaupten, Nördlingen foulte erneut, Mingo traf den ersten, verwarf den zweiten. Und Herne jubelte.

Piotrowski freut sich über einen verdienten Sieg

„Wir haben sehr stark angefangen, haben dem Gegner die Dreier gut weggenommen und konsequent am Brett attackiert“, bilanzierte Marek Piotrowski. „Aber so schnell, wie wir uns die elf Punkte Vorsprung erspielt haben, waren sie auch wieder weg. Was wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, war absolut okay und unser Sieg ist verdient.“ Nicht nur wegen der Punkte war der Herner Trainer hochzufrieden. „Es war sehr schön, wie das Jahr zu Ende geht. Einen besseren Abschluss können wir uns nicht wünschen.“

Eigner Angels Nördlingen – Herner TC 60:64 (36:37)

Viertel: 10:21, 26:16, 10:9, 14:18.

Nördlingen: Hill (15/2 Dreier), Pounds (14/4), Thomas (10), Koskimies (6/2), Berlitz (6), Helmig (4), Sutherland (4, 10 Rebounds), Obanor (1), Hasle-Lagemann, Dzinic.

HTC: Remenárová (19/2), Mingo (14/1), Topuzovic (12, 10 Rebounds), Enabosi (12, 14 Rebounds), Zolper (3), Pelander (2), Vucetic (2), Polleros, Reich, Kühne, Groll.

Statistik (Nördlingen – HTC): Zweier: 26 % (11/42) – 40 % (19/48); Dreier: 40 % (8/20) – 19 % (3/16); Freiwürfe: 93 % (14/15) – 74 % (17/23); Rebounds: 38 (12 offensiv, 26 def.) - 51 (20 off., 31 def.); Assists: 11 - 11; Turnovers: 15 – 15, Steals: 6 - 8; Fouls: 22 - 11.