Herne. Die Herner Bundesliga-Basketballerin teilt ihre Rassismus-Erfahrungen. Sie äußert Hoffnung, aber auch Sorgen und sagt: „Das Thema geht jeden an.“
In den vergangenen Tagen hat Laura Zolper die Frage öfter gestellt bekommen – die Frage, ob auch sie schon Erfahrungen mit Rassismus gemacht hat. „Normalerweise ist das zum Beispiel in meinem Freundeskreis überhaupt kein Thema, aber aktuell werde ich von vielen gefragt: Hast du das auch schon mal erlebt?“
Die 19-Jährige bestätigt das dann immer: „Ich teile meine Erfahrungen gerne – aber viele sind dann erschrocken. Das Thema ist eben nicht für alle präsent“, sagt die Bundesliga-Basketballerin und Nachwuchs-Nationalspielerin des Herner TC, die gerade ihr Abitur gemacht hat.
„Das Thema“ ist, dass dunkelhäutige Menschen auch in Deutschland Rassismus erleben. Die weltweite Aufmerksamkeit liegt vor allem auf dem Tod George Floyds in Minneapolis und den Protesten in Nordamerika. Aber Rassismus kommt auch hier vor, auch wenn die meisten Deutschen davon wenig mitbekommen.
Die Situation in Deutschland ist oft „erschreckend“ – Zolper nennt ein Beispiel
Zolper nennt ein Beispiel: „Es gab erst vor zwei Wochen eine Situation, als ich mit meiner Mutter in der Stadt unterwegs war. Ich habe eine Unterhaltung gehört, wie ein älterer Herr gesagt hat, dass man eigentlich keine Masken bräuchte – es wären die Ausländer, die das Virus nach Deutschland brachten. Dabei hat er plötzlich auf mich gezeigt, ich war völlig perplex und konnte nichts sagen.“
Der Mann habe die passende Antwort trotzdem bekommen: „Eine Dame hat ihm gesagt, dass das Virus nicht auf den Pass achtet – das fand ich gut.“
Die Szene zeige einerseits, wie „erschreckend“ die Situation in Deutschland oft ist. Aber auch, was Zolper sich von der Aufmerksamkeit erhofft: Dass viel mehr Menschen Rassismus wahrnehmen und sich dagegenstellen.
Die Aufmerksamkeit für das Thema Rassismus darf nicht nur von kurzer Dauer sein
Sie war selbst am vergangenen Wochenende auf einer Anti-Rassismus-Demonstration in Köln, in vielen deutschen Städten gingen die Menschen auf die Straße – Zolper ist froh darüber.
Sie hat aber auch Sorgen: „Ich befürchte, dass das Thema schnell wieder aus dem Fokus gerät. Umso wichtiger ist es, dass sich immer wieder Leute stark machen, egal welcher Herkunft. Dass man eben nicht leise ist, wenn man zum Beispiel mitbekommt, dass im Umfeld ein rassistischer Spruch gesagt wird.“
In der Grundschule wegen der Hautfarbe ausgegrenzt
Wer von so einem Spruch nicht betroffen ist, kann diesen schnell vergessen. Wer ihn abbekommt, hat unter Umständen lange damit zu kämpfen. Laura Zolper berichtet: „Inzwischen stehe ich drüber, aber in der Grundschule wurde ich oft als einzige ausgegrenzt. Gerade als Kind wusste ich oft nicht, was ich sagen soll. Ich habe mich gefragt: Was habe ich falsch gemacht? Bin ich selber schuld?“
Da das Thema für die meisten Deutschen im Alltag keine Rolle spielt, sei die aktuelle Aufmerksamkeit dafür so wichtig – auch und besonders in den sozialen Medien. Sportler in den USA, angeführt von NBA-Star LeBron James haben sich klar und deutlich zum Thema positioniert, erreichen damit Millionen.
Nicht nur Prominente und Sportler sollten sich positionieren, findet Zolper
„Ich finde gut, dass sich viele Sportler und Prominente geäußert haben und ihre Reichweite nutzen“, sagt Zolper. Aber auch sie hat ein Foto gepostet, das natürlich viel weniger Menschen sehen. Egal, meint sie: „Das Thema Rassismus ist für mich sehr wichtig. Es ist aber vor allem ein Thema, das alle angeht – und deshalb versuche ich, auch die Leute in meinem Umfeld darauf aufmerksam zu machen.“
Demos und die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit seien „ein guter Anfang“, aber das Thema Rassismus dürfe in Deutschland nicht wieder in Vergessenheit geraten. „Viele Leute äußern sich, das ist ein guter Weg. Ich hoffe wirklich, dass weniger Leute bei dem Problem wegschauen und es nicht totschweigen, sondern dass sich wirklich etwas ändert.“
DAS IST LAURA ZOLPER: 2019 AUCH EUROPAPOKAL-DEBÜT
- Laura Zolper sammelte in der Saison 2017/18 ihre ersten Bundesliga-Sekunden für den Herner TC, konnte ihre Spielzeit seitdem immer wieder steigern. In der vergangenen Saison stand sie regelmäßig in der Bundesliga auf dem Feld und feierte ihr Europapokal-Debüt.
- 17mal stand sie in der abgelaufenen Bundesliga-Saison im HTC-Kader, 15mal kam sie zum Einsatz. Zolper spielte im Schnitt 6:25 Minuten pro Spiel und erzielte insgesamt 28 Punkte, traf viermal per Dreier. Dazu kommen 12 Rebounds. Im Heimspiel gegen Heidelberg traf sie mit zehn Punkten erstmals zweistellig
- Im Sommer 2019 wurde Zolper U18-Vize-Europameisterin im 3x3-Basketball.