Herne. Soll der Klassenerhalt noch gelingen, ist ein Auswärtssieg bei Eigner Angels Nördlingen fast schon Pflicht.

Als hätte das 62:86-Debakel gegen Hannover die Aussichten im Abstiegskampf nicht schon genug eingetrübt, verdunkelte sich der Himmel über Hernes Bundesliga-Basketballerinnen tags darauf noch stärker. Die Göttinger Veilchen, zuvor punktgleich mit Herne auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, gewannen in Saarlouis und sind für den HTC kaum mehr einzuholen. Mindestens zwei, besser aber drei oder gar alle vier noch ausstehenden Partien müssen die Hernerinnen gewinnen, um sich die Erstligazugehörigkeit für ein weiteres Jahr zu sichern. Ein Auswärtssieg bei den Eigner Angels Nördlingen ist am Sonntag (16 Uhr) schon fast Pflicht.

Die Rechnung ist nicht sonderlich kompliziert. Göttingen hat aktuell zwei Punkte mehr, hat das Hinspiel in Herne mit 74:64 gewonnen und am letzten Spieltag Absteiger Leverkusen zu Gast. Herne müsste das Nachholspiel in Göttingen am nächsten Mittwoch mit über zehn Punkten Differenz gewinnen, dazu mindestens ein weiteres Spiel, um die Veilchen noch zu überflügeln. Ähnlich schwer, aber etwas realistischer ist die Aussicht, den BC Marburg noch hinter sich zu lassen. Ohne zwei Herner Siege geht aber auch da nichts – und die reichen nur, wenn die Hessinnen ihre letzten drei Spiele verlieren.

Herner TC braucht seine ganze Konzentration

Mit Rechnen aber sollten sich die Hernerinnen nicht aufhalten. Ihre ganze Konzentration, ihre ganze Energie, ihre ganze Leidenschaft müssen sie am Sonntag aufs Parkett bringen, um ihren Negativlauf zu stoppen und den Hoffnungen auf den Klassenerhalt mit zwei Punkten neue Nahrung zu geben. Dass sie es mit den Eigner Angels aufnehmen können, haben die HTC-Frauen in der Hinrunde bewiesen, als sie mit 85:67 ihren mit Abstand überzeugendsten Sieg feierten.

Inzwischen haben sich die Kräfteverhältnisse deutlich verschoben. Nördlingen ist zuletzt durch den Sieg in Osnabrück auf Platz vier geklettert und will den nicht mehr hergeben, um in der ersten Playoff-Runde Heimvorteil zu haben. Dabei hat sich das Personal der Angels im Vergleich zum Hinspiel nur auf einer Position verändert.

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Für Powerforward Danielle McCray, die vor drei Wochen in die Staaten zurückkehrte, wurde Naomi Davenport verpflichtet, eine sehr athletische Spielerin, die in zwei Einsätzen bereits 32 Punkte sammelte. Nicht verwandt ist sie mit Erika Davenport, der besten Rebounderin (10,2/Spiel) und viertbesten Scorerin (15,5) der gesamten Liga.

Auch mit ihrem dritten US-Import, Shooting Guard Brandy Beasley (11 Punkte), haben die Rieserinnen einen guten Fang gemacht. Zudem kann Trainer Matiss Rozlapa auf etablierte Kräfte wie Kapitänin Lisa Berthold und Roosa Lehtoranta, aber auch auf Talente wie Nicole Brochlitz oder Enija Viksne setzen.

Paige Robinson ist eine deutliche Verstärkung für den Herner TC.
Paige Robinson ist eine deutliche Verstärkung für den Herner TC. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Der HTC hingegen hat sich im Vergleich zum Hinspiel mit Paige Robinson und Aldona Morawiec individuell zweifellos verstärkt. Trotzdem weist die Formkurve beider Teams in unterschiedliche Richtungen. Über die Gründe will Marek Piotrowski nicht mutmaßen, er wirft die Flinte aber auch nicht ins Korn.

HTC: Marek Piotrowski glaubt an die Chance

„Wenn wir nicht an uns glauben würden, wären wir keine Sportler“, gibt sich Hernes Cheftrainer kämpferisch. „In Nördlingen mit den Zuschauern ist es immer schwer. Und jetzt haben sie gerade einen Lauf und wollen Platz vier verteidigen. Trotzdem glauben wir an unsere Chance.“

Geredet haben sie in Herne nach der Hannover-Pleite genug. Und sicher hat Predrag Stanojcic auch einen guten Matchplan für Nördlingen ausgearbeitet. „Jetzt kommt es darauf an, ihn auch umzusetzen“, appelliert Piotrowski an sein Team. „Jede weiß jetzt, worum es geht. Ab jetzt ist für uns jedes Spiel ein Endspiel.“ Mit komplettem Kader und den positiven Erinnerungen ans Hinspiel ist vielleicht doch eine Überraschung möglich.

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