Herne. Für Gerüchte um Bövinghausen-Spieler hat Westfalia Herne gerade nicht viel Zeit: Die Tribüne ist gesperrt. Das sagen Verein und Stadt.
Das Stadion am Schloss hieß noch real-Arena, der Vorsitzende war Uwe Heinecke, der Sportliche Leiter Tim Eibold, als es im Sommer 2019 hieß: Die Tribüne des Stadions, in dem Westfalia Herne spielt, wird nicht saniert. Aus Kostengründen, hieß es damals.
Das Thema holt den Verein und die Stadt Herne aber nun wieder ein. Der TÜV hat turnusmäßig die Tribüne überprüft, und diese Prüfung hat Folgen. Der überdachte Bereich mit den Sitzplätzen ist gesperrt.
Westfalia Herne: Telefon des Vorsitzenden läutet Sturm
Nachdem Ingo Brüggemann, der Vorsitzende von Westfalia Herne, die Nachricht erhalten hatte und innerhalb des Vereins bekannt gegeben hatte, da habe das Telefon „Sturm geläutet“, so Brüggemann. Er selbst wusste allerdings nur von der Sperrung allein. Um welche Mängel es genau ging, war Brüggemann an diesem Dienstagmorgen noch nicht mitgeteilt worden.
Für den Verein, sagt Brüggemann, ist das „eine Katastrophe. Eine richtige Katastrophe.“ Denn zunächst einmal gibt es keine Sitzplätze mehr, vor dem Wetter geschützt ist auch niemand mehr auf den Zuschauerrängen, der Cateringbereich ist nicht mehr nutzbar. Die Tribüne ist der Bereich gewesen, in dem sich die meisten Zuschauer bei den Heimspielen der Westfalia zusammenfinden – auch wirtschaftlich spricht Brüggemann von einer „Katastrophe“.
Wie es weitergehen könnte, das konnte Brüggemann direkt am Morgen nach der Nachricht nicht sagen. Allerdings: „Es fühlt sich an, als ob es plötzlich wäre, aber es kommt nicht unerwartet.“
Für die Tribüne ist die Stadt Herne zuständig. Bei einem Infoabend 2019 im damaligen Vereinsheim „Tilkowski“ hatte der damalige Vorsitzende Uwe Heinecke angekündigt, die Arbeiten an der Tribüne sollten von Juni bis Anfang September des Jahres stattfinden.
Die Arbeiten waren auch ausgeschrieben worden, aber, so der Sprecher der Stadt Herne, Christoph Hüsken, damals: „Die Angebote lagen deutlich über dem, was die Experten für die Arbeiten geschätzt haben.“ Laut öffentlicher Vorlage seien dafür 525 000 Euro veranschlagt gewesen, der größte Teil davon, 90 Prozent, sollte durch Fördermittel abgedeckt werden: „Die Kosten in den Angeboten lagen aber deutlich darüber“, so Hüsken.
„Der Korrosionsschutz ist als abgängig zu bezeichnen“
Die Schadensliste aus dem Dezember 2023 beginnt mit dem Thema „Rost“ – oder, ins Beamtische übersetzt: „Der Korrosionsschutz der Stahlkonstruktion des Daches einschließlich der Fachwerkbinder blättert ab und ist somit als abgängig zu bezeichnen.“ Die Tragkonstruktion scheine schadlos zu sein.
Rost bleibt ein Thema: „Die seitlichen Stahlkonstruktionen sind stark korrodiert. Augenscheinlich hat die Tribüne sich zum Spielfeld gesenkt“, heißt es in der Mitteilung der Stadt Herne. Die Wandflächen der Tribüne hätten außerdem Risse und Putzschäden.
Die Dachabdichtung ist außerdem marode, heißt es in der Auflistung, und: „Im Bereich der neuen Türen im Bereich Zugang Blöcke G, F und D ist die Standsicherheit des Bauteils gefährdet.“ Der Sachverständige befürworte zwar nach Instandsetzung der oben genannten Türstürze eine begrenzte Nutzung der Tribüne, „dies liegt aber in der Verantwortung der Betreiber.“
Aufgrund der beschriebenen Schäden, so Stadtsprecher Christoph Hüsken, „hat sich die Stadt daher dazu entschlossen, zur Abwendung von Gefahren für Nutzende, die Tribüne zu sperren.“
Wann es wie weitergeht in dieser Angelegenheit, sei noch völlig offen, so Hüsken auf Nachfrage am Dienstag: „Wir haben die Information auch erst seit heute Morgen.“
2019 sind aber schon verschiedene Varianten zum Umgang mit dem Tribünendach geprüft worden. Für die günstigste Möglichkeit würden die Kosten auf etwa 340.000 Euro geschätzt. Das wäre der „Rückbau“ des Tribünendachs, ein kontrollierter Abriss.
Bis heute noch kein einziger Neuzugang
Das Sportliche tritt in dieser Situation bei Westfalia Herne erst mal in den Hintergrund. Nachdem Meldungen aus Bövinghausen rundgingen, dass nur noch fünf Spieler im Kader des Oberligisten verbleiben würden, wurden schon die ersten Namen – Jeron Al-Hazaimeh, Andre Dej und Marcus Piossek – mit der Westfalia und deren neuem Trainer Christian Knappmann in Verbindung gebracht. Aber das kommentiert Brüggemann mit beißender Ironie: „Das finden wir toll, weil es zeigt, dass wir den Turnaround geschafft haben und sportlich ehrgeizige Ziele verfolgen.“
Aber ernsthaft: „Natürlich haben wir Kontakt nach Bövinghausen und auch persönliche Beziehungen dorthin, aber bis heute haben wir noch keinen einzigen Neuzugang.“
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