Herne. Im emotionalen Nachbarschaftsduell setzt sich Herne durch. Der Gegner sei „hinten und vorne besser“ gewesen, räumt Gladbecks Coach ein.
Es war das zweite Privatduell, das sich ein Spieler des HC Westfalia Herne mit den mitgereisten Fans des VfL Gladbeck lieferte. Denn dieses Spitzenspiel der Handball-Oberliga besaß zu Beginn vor allem eines: Emotionen. Die gab es auch nach Schlusspfiff und da waren sie einfacher einzuordnen. Während die Herner Fans und Spieler den 30:26-Sieg im letzten Heimspiel des Jahres sichtlich genossen, machte sich im Gladbecker Block Ernüchterung breit.
Scheinbar ausgelaugt ging VfL-Trainer Thorben Mollenhauer in Richtung Fans, applaudierte kurz, bedankte sich für 60 Minuten volle und lautstarke Unterstützung. „Wir waren heute einfach nicht clever genug, um zu gewinnen“, sagte er. „Wir decken gut und haben Herne oft beim Zeitspiel, aber nicht bis zu Ende. Und vorne machen wir unglaublich viele kleine Fehler – und dann hält Zindel auch einfach gut. Es war nicht schlecht, was wir gemacht haben. Aber Herne war hinten und vorne einfach besser.“ Selbst die sieben Tore von Christopher Winkelmann bei seinem Comeback halfen nicht.
Westfalia Herne gegen VfL Gladbeck: Viele Emotionen vor 600 Zuschauern
In den ersten zehn Minuten kam durch viele Nickligkeiten und Diskussionen kein rechter Fluss auf. Diese Spielhärte bekam vor allem Hernes Spielmacher Julian Schneider zu spüren, der mehrmals in der Kopfregion getroffen wurde. „Es war hart“, bestätigte Mollenhauer. Und sein Gegenüber, HCW-Trainer Stephan Krebietke, stimmte dem zu: „Früher war das schlimmer. Das gehört zum Handball dazu. Am Anfang wollen beide Mannschaften zeigen, wer sie sind und sich Respekt verschaffen.“ So schnell wie es ruppig geworden war, so schnell verflog das auch wieder. Nur Schneider hatte das ganze Spiel über mit den Pfiffen der Gladbecker Fans zu leben.
Der VfL hatte den besseren Start ins Spiel erwischt. Hatte sich eine 5:3-Führung erspielt (10. Minute). Wäre nicht Zindel gewesen, der in der Anfangsphase zwei Siebenmeter von Fabian Neher gehalten hatte, das Spiel hätte schnell in eine Richtung kippen können. „Zindel hat ein gutes Spiel gemacht und uns am Anfang davor bewahrt, zu sehr in Rückstand zu geraten“, meinte Krebietke. Aber der HCW-Trainer sah trotz des kleinen Extralobes doch wieder das große Ganze: „Es haben fast alle gut gespielt. Die 5:1-Abwehr hat einen richtig guten Job gemacht.“ Neben Abwehrchef Richard Sibbel verdiente sich auch Julian Ihnen noch einen Extra-Schulterklopfer. Er gewann wichtige Bälle und traf sechs Mal.
Herne kämpfte sich zum 15:14 zur Pause heran und war danach vor den 600 Zuschauern mehr am Drücker. Gladbeck blieb auch aufgrund der „kleinen Fehler“ von der 41. bis zu zur 49. Minute ohne eigenen Treffer. „Das hilft dir alles nicht, um Selbstvertrauen zu gewinnen“, sagte Mollenhauer. „Wir rennen die zweite Halbzeit gegen die Niederlage an und wir haben auch die Chance, aber wir sind nie mehr in Schlagweite gekommen. Aber du hättest auch nichts anders machen können.“
Das Spielglück war auf der Seite der Herner, die sich ihre Fünf-Tore-Führung (24:19, 47. Minute) nicht mehr aus der Hand gaben. Für den VfL Gladbeck war es die erste Saisonniederlage seit dem ersten Spieltag. Der HCW steht nun punktgleich mit dem VfL Eintracht Hagen 2 an der Tabellenspitze. „Das macht uns jetzt nicht schwächer, wenn wir wissen, dass wir Gladbeck bei uns zu Hause geschlagen haben“, meint Krebietke.
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Die Herner spielen am kommenden Wochenende um den Westfalenpokal. Die Gladbecker haben spielfrei.
HCW: Zindel, Droege; Weste (7), Ihnen (6), Schneider (5), Spiekermann (4), Meier (2), Sibbel (2), Klamann (2), Böck (1), Komisarek (1), Krebietke, Schade, Schumann
VfL: Beckmann, Spirau; Winkelmann (7), Blißenbach (6), Neher (4), Schmiemann (2), Dervisevic (2), Van Kampen (1), Spierau (1), Schulte-Lünzum (1), Sankalla (1), Rolf (1), Kahlhöfer, Kroese, Blömer, Bach
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