Herne. Jürgen Schubert gibt vor dem Saisonstart einen Einblick in die finanziellen Herausforderungen des Oberligisten und nimmt die Fans in die Pflicht.
Im Profibereich ist Sportliches und Finanzielles untrennbar verbunden. Ganz besonders am Eishockey-Standort Herne, wo der Verein auch als Hallenbetreiber fungiert. Jürgen Schubert gibt einen Einblick in die Problematik.
Nachdem der Dauerkartenverkauf nur schleppend angelaufen war, hatte der Geschäftsführer der Gysenberghallen GmbH im Sommer einen eindringlichen Appell an die Herner Fans gerichtet und dabei nicht zum ersten Mal die Standortfrage aufgeworfen. Die angespannte Situation belegt er nun mit konkreten Zahlen.
Herner EV: „Keine Schwarzmalerei, sondern die nackte Wahrheit“
„Mein Appell war keine Schwarzmalerei, sondern die nackte Wahrheit. Wir hatten vor der Pandemie einen Zuschauerschnitt von 1600, in der letzten Saison waren es nur noch 950. Corona hat viele entwöhnt“, sagt Jürgen Schubert und macht eine einfache Rechnung auf: „Pro Spiel sind das 650 Zuschauer weniger. Bei einem Durchschnittseintritt von 15 Euro ergibt das in der Saison einen Fehlbetrag von fast einer Viertelmillion Euro.“
Auch die Entwicklung der Energiepreise hat sich wie befürchtet gravierend auf den Miners-Etat ausgewirkt. „Wir haben jetzt die erste Rechnung bekommen. Die ist doppelt so hoch wie im Vorjahr“, so Jürgen Schubert und nennt Mehrkosten im sechsstelligen Bereich. Dass unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch konkurrenzfähiges Oberliga-Eishockey am Gysenberg möglich ist, grenzt da fast schon ein Wunder, zumal auch der eine oder andere Sponsor sein Engagement während der Coronakrise herunterfahren musste.
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„Obwohl wir wissen, dass die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben, mussten wir die Preise erhöhen“, entschuldigt sich Jürgen Schubert bei den Fans, die er gleichzeitig in die Pflicht nimmt. „Die Zuschauer müssen jetzt kommen“, sagt er - weil eben nur so eine nachhaltige Verbesserung auf der Einnahmenseite zu erzielen ist.
Auch die Mannschaft habe Abstriche beim Gehalt gemacht
Dass der zahlende Fan auch eine angemessene Gegenleistung erhält, dafür wollen Tobias Stolikowski und seine Spieler sorgen. „Auch sie haben Abstriche beim Gehalt gemacht“, betont der HEV-Trainer, der sich die Kaderbildung nicht leicht gemacht hat. „Durch das Ausscheiden von drei Vereinen aus der Oberliga Nord ist der Spielermarkt natürlich größer geworden, was dann auch die Preise sinken lässt. Aber sie müssen auch zu unserer Philosophie passen. Und nicht alle Gehaltsvorstellungen konnten wir erfüllen.“
Dass man nicht jeden Wunschkandidaten bekommt, habe aber nicht immer nur mit Geld zu tun: „Viele Spieler mit schulpflichtigen Kindern wollen nicht ständig den Verein und die gewohnte Umgebung wechseln.“
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