Kassel. Mit einem taktisch perfekten Rennen gewinnt Marius Probst für den TV Wattenscheid DM-Gold über 1500 Meter. Was der Herner jetzt vorhat.

Zweifacher Deutscher Meister (800m, 3x1000m) ist Mittelstreckler Marius Probst in diesem Jahr bereits in der Halle geworden. Nun setzte sich der Herner, der für den TV Wattenscheid 01 an den Start geht, auch unter freiem Himmel ganz vorne ab. Nach dem Vizetitel im Vorjahr krönte Probst ein bislang phantastisches Jahr mit dem DM-Titel im Kasseler Auestadion, über seine Paradedistanz von 1500 Metern.

Was allerdings wie am Schnürchen laufend klingt, hatte es durchaus in sich. Denn nach dem glänzenden Start ins Laufjahr 2023 machte der Körper von Marius Probst ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. „Ich konnte in der Vorbereitung zur Deutschen Meisterschaft nur einen Wettkampf bestreiten, das war natürlich bescheiden“, blickt Probst zurück. „Ich hatte kein richtiges Trainingslager, war alle zwei, drei Wochen krank.“ Die Voraussetzungen waren so alles andere als gut.

„Ein klassisches Meisterschaftsrennen“

Doch auch ohne die geregelten Abläufe feilte er weiter an der Form. Dauerläufe wurden Hauptinhalt, während Tempoläufe kaum eine Rolle spielten. Dennoch habe er sich eine Woche vor Kassel in der Spur gesehen. „Ich habe mich sehr fit gefühlt“, sagt er. Was er dann bei den Finals, bei satten 34 Grad, auch auf der Bahn unter Beweis stellen konnte.

Entspannt sei er ins Rennen gegangen, vorne weg, so wie geplant. „Es war ein klassisches Meisterschaftsrennen, von Taktik geprägt“, so Probst. Der Herner machte sich mit seinen Vereinskollegen auf Bahn eins breit und blieb auf jede Attacke gewappnet. Die perfekte Sieg-Taktik: „So hatte ich eine Position, in der ich immer reagieren und nie eingekesselt werden konnte.“

Letzte Runde: Wie ein Steigerungslauf

Ab 1100 Meter drückte Marius Probst dann aufs Tempo und setzte sich vom Feld ab. „Die letzte Runde war wie eine Art Steigerungslauf, ich bin immer schneller geworden.“ Als er sich auf der Zielgerade dann auf der Riesenleinwand beobachten konnte, da wusste er, auf den letzten 100 Metern hat er keinen Angriff der Konkurrenz mehr zu befürchten. Eine weitere Temposteigerung war nicht mehr nötig und Marius Probst lief als souveräner Sieger über die Ziellinie.

Die gesundheitlichen Kapriolen scheinen überwunden. Probst jedenfalls schließt: „Wenn ich die Konkurrenz in einem der besten Felder bei Deutschen Meisterschaften über 1500 Meter so gut im Griff habe, dann muss ich topfit sein.“ Entsprechend groß ist die Hoffnung, am Wochenende bei der Night of Athletics im Belgischen Heusden die persönliche Bestzeit angreifen zu können. Auch um der WM-Norm nahe zu kommen. Schon im August wartet schließlich die Weltmeisterschaft in Budapest.

Große Ziele: WM Budapest, Olympia Paris

Das Leichtathletikjahr ist erst in der Mitte. „Und ich habe dieses Jahr schon alles erreicht, was zu erreichen war“, rechnet Probst nach. „In vier DM-Rennen vier Medaillen, die schlechteste in Silber.“ Die WM wäre da noch eine grandiose Zugabe.

Und ganz nebenbei hat am 1. Juli der Qualifikationszeitraum für Olympia 24 in Paris begonnen. Die geforderte Norm von 3:33,50 Min sei zwar utopisch, so Probst, aber die Teilnahme sei auch möglich, indem er in den nächsten zwölf Monaten viele Punkte bei Rennen sammele - entweder über Platzierungen oder über Zeiten. „Das hat man natürlich auf jeden Fall im Hinterkopf“, so Probst. „Da schielt man schon hin.“