Wanne-Eickel. Das Vereinsheim gehört dem Wanner Kanu Verein zwar, dennoch wird es abgerissen. Die Ausweichmöglichkeiten sind alles andere als optimal.

Noch geht alles seinen gewohnten Gang. Yvonne Fuhrmann geht zwischen den bis ans Dach gestapelten Booten hin und her, beantwortet Fragen, packt mit an. Die Vorsitzende des Wanner Kanu Vereins (WKV) ist in ihrem Element - in ihrem zweiten Zuhause: dem Vereinsheim am Rhein-Herne-Kanal. Es scheint so, als könnte nichts die Stimmung trüben. Doch dunkle Wolken sind schon vor einiger Zeit über dem Verein aufgezogen.

Mit der Idylle, die sich der WKV über Jahrzehnte aufgebaut hat, ist bald Schluss. Bereits vor drei Jahren wurden die Umbaupläne für den Bereich um die Dannekampschule publik. Darunter fällt auch das gut 60 Jahre alte Vereinsheim der Wanner Kanuten. Das Gebäude gehört zwar dem Verein, das Gelände lief allerdings über einen Mietvertrag der Stadt – und die machte 2020 bekannt, dort bauen zu wollen und das Vereinsheim abzureißen.

Stadt stellt Container, einige Boote müssen im Funkenbergquartier gelagert werden

Das 20-Millionen-Euro Projekt der Skiba-Gruppe beinhaltet neue Wohnbebauung sowie den teilweisen Umbau der Dannekampschule. Wohin mit den Kanuten? „Wir bekommen vier Container gestellt, in denen wie einen Aufenthaltsraum, einen Lagerraum und einen Raum für die Toiletten und Duschen bekommen sollen“, erklärt Fuhrmann. Alle Boote werde der Verein dort allerdings nicht unterbringen können. Ein Teil wird in Räumlichkeiten im Funkenbergquartier in Herne untergebracht. „Die Stadt ist der Meinung, das ist nicht so schlimm, weil der Verein einen Trailer hat, und dann könnten wir die Boote mal kurz abholen und am Kanal nutzen“, sagt sie. „Es ist eine absolute Katastrophe. Wir können so Projekte, die wir in der Vergangenheit mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt haben, nicht mehr anbieten.“

Der SSB-Vorsitzende Hans-Peter Karpinski kritisiert die Stadt.
Der SSB-Vorsitzende Hans-Peter Karpinski kritisiert die Stadt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Es geht ums Überleben für den WKV und seine 50 aktiven Mitglieder – zumeist Kinder und Jugendlich. In einem Punkt herrscht seit Freitagnachmittag mehr Klarheit. Der Vor-Eigentümer des Geländes, die Stadtentwicklungsgesellschaft Herne, teilte mit, dass der Abriss der Schule und des Vereinsheims erst im März/April 2024 vollzogen werden soll. Bis dahin bleibt alles wie gehabt. Die Container sollen im Frühjahr bereitgestellt werden sowie die Lagermöglichkeiten für die Boote im Funkenbergquartier.

Doch darauf pocht Hans-Peter Karpinski, Vorsitzender des Stadtsportbundes (SSB). „Wir sind für den Verein da und wollen ihm den Rücken stärken. Die Stadt muss auch zugeben, dass Fehler gemacht und sich keine Gedanken gemacht wurden“, meint er. Der SSB wolle sich zeitnah dafür einsetzen, mit allen Parteien an einen Tisch zu kommen. Die Situation erinnert an den Fall des SV GEA-Happel, der auch ohne eigenes Vereinsheim dasteht. „Wir sind betroffen. Es macht schon traurig“, meint SSB-Breitensport-Koordinator Frank Stieglitz.

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Yvonne Fuhrmann hat den WKV in den vier Jahren ihres Vorsitzes aus vielen Problemen herausgeführt. Die Fehler will sie nicht bei ihren Vorgängern suchen, doch die Versäumnisse der Vergangenheit fallen dem 1931 gegründeten Verein nun auf die Füße. Der WKV hätte das Gelände in den 1970er-Jahren für eine stemmbare fünfstellige Summe kaufen können. Auch die Verlängerung des Vertrages um zehn Jahre wurde verpasst. Fuhrmann will sich daran nicht abarbeiten. „Wir haben es hier 13 Jahre ohne Steg ausgehalten“, verweist sie auf eine andere Baustelle. „So einfach kriegen sie uns nicht klein.“

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