Herne/Gelsenkirchen. Einem Schiedsrichtergespann wurde von einem Gelsenkirchener Bargeld angeboten – das hat Konsequenzen. Die Details und Hintergründe zum Vorfall.
Im Abstiegskampf wird’s schonmal hitzig. Das war auch in der D-Junioren-Bezirksliga zwischen Westfalia Herne und dem SV Horst 08 am 29. April so. Was nach Schlusspfiff passiert sein soll, ging darüber weit hinaus: Ein Funktionär soll versucht haben, den Eintrag einer Roten Karte zu verhindern. Dafür wurde er vom Bezirkssportgericht bis zum 31. Juli 2024 aus dem Verkehr gezogen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt – und ich bin seit 1986 dabei“, sagt der Vorsitzende des Sportgerichts, der Gladbecker Wolfgang Koschei.
Am viertletzten Spieltag befanden sich beide Teams in akuter Abstiegsgefahr, es ging hoch her. Die Gäste fühlten sich beim 0:0 vom Schiedsrichtergespann benachteiligt, forderten auch einen Elfmeter. Die Stimmung war aufgeheizt, die Diskussionen waren auch mit Spielende nicht vorbei. Nach Schlusspfiff sah ein Gelsenkirchener Spieler die Rote Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung. Ein Horster Verantwortlicher ging mit dem Gespann in die Kabine. Den Einsatz von Linienrichtern hatten die Gäste beantragt, mussten daher bezahlen.
Fünf Zehn-Euro-Scheine liegen auf dem Tisch
In der Kabine soll der Mann aber nicht nur das Geld dafür auf den Tisch gelegt haben, sondern zusätzlich noch 50 Euro in Zehn-Euro-Scheinen – mit der Aussage, der Platzverweis sei doch unnötig gewesen, die Unparteiischen sollten sich einen schönen Tag machen. Die verdutzten Schiedsrichter lehnten ab und gaben das Geld zurück.
Das Bezirkssportgericht sah es als erwiesen an, dass es sich so abgespielt hat und wertete das als Manipulationsversuch. Der Beschuldigte sagte, er habe den Betrag für die Linienrichter als Entschuldigung für das schlechte Verhalten der Gäste-Anhänger um ungefähr zehn Euro aufgerundet, davon hätten sich die Unparteiischen ein Getränk kaufen sollen. Das Sportgericht folgte aber der übereinstimmenden Darstellung der drei Unparteiischen.
Während Westfalia Herne die Klasse in der Abstiegsrelegation noch hielt, musste die U13 des SV Horst 08 in die Kreisliga. Der Schaden durch die einjährige Sperre für den Funktionär wirkt sich auf den gesamten Nachwuchsbereich des Vereins aus. Für Horsts Jugendleiter Thomas Steinberg ist das Urteil nämlich einer der Gründe, aus denen er sein Amt abgeben will, sobald der Verein einen Nachfolger gefunden hat. Er sagt über den Verurteilten: „Er ist total hilfsbereit und hat mir zuliebe mitgemacht, sonst hätte ich schon früher aufgehört.“
Steinberg sagt, er wolle den Vorfall nicht gutheißen, finde die Sperre aber überzogen, zumal sein Kollege versucht habe zu schlichten. „Jetzt wird ein Ehrenamtler für ein Jahr gesperrt, wer weiß, ob er danach noch einmal etwas macht.“ In Zeiten, in denen viele Vereine händeringend nach Helfern suchen, hält er das für ein falsches Signal.
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Der Kontext der Tat sei beim Verfahren komplett ausgeblendet worden, so Steinberg. Die Unparteiischen hätten viele Fehler gemacht, auch die Rote Karte gegen Horst sei unberechtigt gewesen. „Einer unserer Spieler hat beleidigt, sich sofort dafür entschuldigt, und das hatte kein Nachspiel.“ Laut Aussagen von Kindern und Eltern habe niemand eine weitere Beleidigung gehört oder zugegeben.
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