Herne. Jürgen Schubert wendet sich an die Anhänger des Herner EV – der Spielplan-Ärger ist nur ein Stressfaktor. Was dem Geschäftsführer Sorgen macht.

Von Zeit zu Zeit wendet sich Jürgen Schubert per Videobotschaft an den Anhang des Herner EV. Der Geschäftsführer des Eishockey-Oberligisten tut dies eher sporadisch – und meist auch nur dann, wenn er etwas wirklich Wichtiges auf dem Herzen hat. Und das hatte er diesmal.

Denn die Energiekrise ist auch im Eishockey angekommen. Die Folgen für die Sportart könnten dramatisch sein – womöglich weitaus gravierender als vor zwei Jahren, als der Spielbetrieb nur durch massive staatliche Förderung aufrechterhalten werden konnte.

Seinerzeit bekamen die Vereine 80 Prozent der Einnahmeverluste durch die Geisterspiele von der „Coronahilfe Profisport“ ersetzt. Erneute staatliche Hilfen sind aber zumindest in dieser Größenordnung derzeit nicht in Sicht.

Herner EV: Düsteres und möglicherweise existenzbedrohendes Szenario

Was Jürgen Schubert am Beispiel eines namentlich nicht genannten Nachbarclubs schildert, zeichnet daher das Bild eines düsteren und möglicherweise existenzbedrohenden Szenarios.

Jürgen Schubert (rechts, Geschäftsführer der Herner EV Miners – hier im Mai 2021 mit Cheftrainer Danny Albrecht (li.) und Co-Trainer Lars Gerike.
Jürgen Schubert (rechts, Geschäftsführer der Herner EV Miners – hier im Mai 2021 mit Cheftrainer Danny Albrecht (li.) und Co-Trainer Lars Gerike. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Allein die Stromkosten würden dort von monatlichen 10- bis 15.000 Euro nach einem neuen Vertragsangebot des örtlichen Versorgers auf das fünf- bis sechsfache steigen, und Jürgen Schubert rechnet hoch: „Auf uns in Herne käme in der nächsten Saison inklusive Gas eine halbe Million Euro an Mehrkosten zu – wo soll ich diese Summe hernehmen?“ Nennenswerte Einsparungen scheinen in einer Eishalle kaum möglich.

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Jürgen Schuberts Appell an Fans und Unterstützer klingt daher eindringlich: „Wer uns helfen kann, den bitte ich zu helfen. Die Sicherung des Standorts hat absolute Priorität. Für uns ist es die größte Herausforderung, seit wir die Halle betreiben.“

Zum zusätzlichen Stressfaktor könnte der Terminplan werden, der für den HEV an den ersten 18 Spieltagen nur fünf Heimspiele vorsieht. Der Ärger am Gysenberg über den Deutschen Eishockey-Bund ist längst nicht verraucht, nachdem alle Gespräche vergeblich geblieben sind: „Das Schlimmste, was wir mit dem DEB je erlebt haben. Kommt dieser Spielplan eigentlich wirklich vom Ligenleiter?“

Der Verein plant unter anderem diverse Freikartenaktionen, um möglichst viele Zuschauer in die Halle zu bekommen. Forderungen aus Fankreisen nach einem Ersatz für Marcus Marsall, dessen Vertrag auf Betreiben des Stürmers vorzeitig aufgelöst wurde, erübrigen sich da fast von selbst – zumal Spieler dieser Qualität zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem deutschen Markt sind.

Herner EV hält sich die Besetzung der dritten Kontingentstelle vor

Auch die Besetzung der dritten Kontingentstelle behalten sich die Miners vor – anders als die meisten Topteams der Liga. Selbst die Moskitos Essen haben allen Sparzwängen zum Trotz inzwischen die Verpflichtung eines weiteren transferkartenpflichtigen Spielers verkündet.

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Auch die Deutsche Eishockey-Liga hat die Energiekrise auf dem Radar. Allerdings mit geringerer Tragweite, weil der Anteil von Strom und Gas am Millionenetat der Clubs viel kleiner ist als in unteren Ligen. Zwar würden die Preise steigen, aber dies sei zu bewältigen, so DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

Ab dem Herbst erwarte er aber neue Coronamaßnahmen, darunter auch wieder eine Maskenpflicht. Die würden dann auch Vereine unterhalb der DEL betreffen – je nach örtlicher Gesetzeslage. Und wären wohl wieder mit Zuschauereinbußen verbunden, weil nicht alle Fans die Maßnahmen mittragen wollen, wie die Erfahrung aus der vergangenen Saison gezeigt hat.