Herne. Der Favorit setzt sich im Kreispokal durch, das Lob holt sich aber Außenseiter BV Herne-Süd ab. Westfalias Trainer wird nach dem 2:1 deutlich.
Der Trainer des BV Herne-Süd hatte ein etwas wehmütiges Grinsen auf dem Gesicht: „Wir hatten Westfalia da, wo wir sie haben wollten“, sagte Serhat Hakan – ausgeschieden ist seine Mannschaft trotzdem, verlor allerdings nur 1:2 (1:2) gegen den Westfalenligisten SC Westfalia Herne. Während Hakan das sagte, holte sich seine Mannschaft schon verdientermaßen Applaus, Schulterklopfer und kalte Getränke ab. Und der Gegner?
Der stand immer noch im Mannschaftskreis. Fast zehn Minuten lang sprach Trainer Patrick Knieps nach dem Spiel mit seiner Mannschaft, es gab einiges zu besprechen. „Ich habe vielleicht den Fehler gemacht und vorher gesagt: Wir müssen weiterkommen, egal wie. Das haben die Jungs zu ernst genommen“, meinte er mit Galgenhumor.
Westfalia Herne „zu lieb“: Dieser Auftritt ist nicht der Anspruch
Was sich über einen Großteil der 90 Minuten abspielte, machte ihn aber nicht glücklich, kann nicht der Anspruch des SCW sein – die Mannschaft ließ sich streckenweise den Schneid abkaufen. „Zu lieb“ fand Knieps sein Team, sah Mängel in der Zweikampfführung und äußerte das auch mit deutlichen Worten.
Kurz vor der Pause sah es dabei schon so aus, als würde der SC Westfalia relativ unspektakulär, aber auch ungefährdet in die zweite Runde einziehen: Nachdem Struck früh per Lupfer das 1:0 erzielte hatte, nutzte Max Maron seine zweite gute Chance zum zweiten Herner Tor. Nachdem er nach einer guten halben Stunde am langen Pfosten aus kurzer Distanz übers Tor gezielt hatte, machte er in der 43. Minute doch sein Tor mit einem deutlich komplizierteren Kopfballheber über Dominik Ratsch.
„Wir sind gut angefangen, haben den Gegner laufen lassen, aber waren im letzten Drittel etwas hastig, dadurch haben wir uns nicht die Chancen erspielt. Ich dachte eigentlich, mit dem 2:0 wäre das Ding durch, aber wie es eben ist: 2:0 ist ein schwieriges Ergebnis.“
BV Herne-Süd kommt noch vor der Pause auf 1:2 heran
2:0 zwei Minuten vor der Pause – eigentlich ein Nackenschlag für den Außenseiter. Westfalia-Torwat Kassen rief seinen Vorderleuten beim Anstoß des Gegners zu: „Wach bleiben, Westfalia“, als wüsste er, was kommt.
Eine Minute später holte er den Ball aus dem Netz: Tim Fernau und Tolgahan Eren waren zwar deutlich in der Unterzahl gegen die Westfalia-Abwehr, wurden aber nicht richtig unter Druck gesetzt: Fernau steckte fein in die Schnittstelle, Eren verkürzte kurz vor der Pause. „Ein einfacher Ball in die Tiefe“, ärgerte sich Knieps. Hakan sah seine Strategie aufgehen: „Wir wollten den Gegner mit unserer 5-5-0-Taktik etwas einlullen.“
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Nachdem Westfalia anfangs noch klar tonangebend war, änderte sich das Bild in der zweiten Hälfte: Westfalias Vorsprung bei Technik und vor allem Athletik wurde immer unscheinbarer – die Süder machten mit Kampfgeist, Kompromisslosigkeit in den Zweikämpfen und Leidenschaft alles wett. Westfalia kam gegen die Abwehr um Routinier Chris Eitner nicht mehr durch.
Es war kein gutes, aber ein spannendes und umkämpftes Spiel, in dem die Süder Bank jede Grätsche und jeden Zweikampf feierte und beklatschte. Genau das, was SCW-Trainer Knieps erwartet hatte, aber unbedingt verhindern wollte.
Westfalia schafft es, keine guten Chancen mehr zuzulassen
Allerdings: Wirklich in Gefahr geriet Westfalia auch nicht, Chancen des immer mutiger und offensiver auftretenden BV Süd gab es, bis auf eine Stocherszene aus dem Getümmel nach einer Ecke nicht. Es fehlte die Durchschlagskraft. Joker Murat Civak kam in der Nachspielzeit im gegnerischen Strafraum an den Ball, aber nicht zum Abschluss. „Wir haben alles rausgehauen“, meinte Hakan.
Knieps wurde deutlich: „Wir müssen an unserer Kommunikation arbeiten, das sind einfachste Dinge, die wir reinkriegen müssen. Natürlich war der Gegner aggressiv. Aber einen unterklassigen Gegner müssen wir so bespielen können, dass wir die Chancen haben. Glückwunsch an Herne-Süd, aber wir haben es heute uns auch selbst schwer gemacht.“
- BV Süd: Ratsch – Sengün, Cagir, Mosemann (70. Kocabicak), Eitner, Kilic – Belhaj (80. Yavuz), Ogbani – Sahin (76. Cirak), Eren (59. Dams), Fernau (59. Krauze)
- Westfalia: Kassen – Sossong, Koymali, Tottmann (81. Hatim), Külpmann – Kanapin (65. Birli), Struck (59. Di Mari), Brüggemann, Yilmaz (81. Yilmaz), Maron – Sezen.
Westfalia & BV Süd - so geht es weiter:
Der BV Süd darf sich nach dem Spiel auf seinen Mannschaftsabend am Freitag freuen, in einer Woche geht es in der Liga los. Hakan meinte zwar, seine Mannschaft habe gezeigt, dass sie es mit jedem aufnehmen kann. Warnte aber auch: „Das hier war nicht unser Spiel des Jahres, der Fokus liegt auf der Liga. Los geht es gegen Frohlinde, das ist unser täglich Brot.“
Westfalia testet am Sonntag bei Oberligist TuS Ennepetal, eine Woche drauf beginnt die Saison mit dem Derby beim SV Sodingen. „Wir müssen uns steigern, sonst werden wir keinen guten Start erleben.“
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