Herne. Längst plant Westfalia Herne für die Zeit nach dem Abstieg in die Westfalenliga. Gegen den TuS Haltern aber feiert das Schlusslicht, gewinnt 2:1.
Eric Gweth schien diesen Moment ewig lange auskosten zu wollen.
Eine ganze Zeit lang blieb der Stürmer, Siegtorschütze für Westfalia Herne zum 2:1 über den TuS Haltern am See, auf dem Rücken auf dem Kunstrasen des Stadions am Schloss Strünkede liegen.
Sein Gesichtsausdruck, als er endlich aufstand, sprach Bände wie die die jeweils seine Mitspieler aufsetzten.
Gweth nahm breit grinsend die helfende Hand eines Teamkollegen entgegen und stand schließlich auf, gesellte sich zu den anderen Herner Spielern, die eine kleine Traube gebildet hatten und sich entspannt-erleichtert gegenseitig gratulierten.
Auch Trainer Danny Voß war die Erleichterung anzumerken.
Westfalia Hernes erster Punkterfolg im Jahr 2022
Das erste Zählbare im Jahr 2022 für Westfalia Herne, sein erster Sieg als Trainer. Wie’s für ihn so ist kurz nach dem Abpfiff? Voß musste das eben Erlebte noch auf sich wirken lassen: „Ich wusste bis jetzt ja noch nicht, wie es sich anfühlt, als Trainer zu gewinnen.“
Auch interessant
Sein Gesichtsausdruck legte nahe, dass man sich schon daran gewöhnen könnte.
Aber von „nachlegen“ gegen den RSV Meinerzhagen am Sonntag (15.15 Uhr, Polygonvatro-Arena) wollte er nichts hören: „Wir wissen diesen Sieg schon einzuordnen. Unser Gegner von heute ist uns punktemäßig weit voraus. Als Vorletzter sind sie aber auch die Mannschaft, die am ehesten in unserer Reichweite sind.“
Die Herner hatten sich am Donnerstagabend sichtlich was vorgenommen, weil sie, als Westfalenligist der kommenden Saison, noch auf den ersten Oberliga-Punkterfolg dieses Jahres warteten.
Zumindest die Punkte-Kurve in diesem Kalenderjahr haben sie mit ihrem Heimsieg gekriegt.
Tatsächlich machten die Herner das Spiel und hatten sogar erste Torchancen in dieser Partie, die erst mal wie ein Duell der Nervösen wirkte.
Haltern geht durch Loheiders Freistoßtreffer in Führung
Aber der Kopfball von Jamal El Mansoury saß nicht, der Schuss von Kaan Terzi auch nicht. Den Halternern reichte ihre zweite gefährliche Aktion in diesem Spiel zur Führung.
Enes Yilmaz leistete sich einen unnötigen Trikotzupfer vor dem eigenen Strafraum gegen Halterns Paul Keller. Freistoß für den Gast, und wer nach den Standard-Erfahrungen dieses Herner Kalenderjahres unkte: Das könnte der Rückstand der Westfalia werden, lag richtig.
David Loheider schoss, Ömer Koc drehte sich außen weg in der Mauer, und der Weg war frei zum 1:0 für den TuS Haltern am See (23.).
Auch interessant
Die Herner Misere dieses bisherigen Jahres zeigte sich noch in einer zweiten Szene der ersten Halbzeit. Eric Gweth bekam den Ball einschussbereit kurz vor der Halterner Torlinie, klare Sache für den Westfalia-Angreifer. Aber ein Halterner bekam noch sein Schienbein dazwischen.
Den Rückstand nahmen die Herner mit in die Pause, aber wenn es denn 90 Minuten geben sollte, in denen die Herner für Zählbares in Frage kommen könnten, dann sollte es gegen den Vorletzten sein.
So nahmen die Gastgeber denn das Spiel in die Hand, zunächst zu zögerlich in der Offensive, aber nach einer Stunde dann tatsächlich mit Erfolg. In diesem Fall war es ein langer Ball, der vorne im Strafraum Jamal El Mansoury erreichte. Eine starke Ballannahme des Herner Offensivmannes folgte, ein kurzer Blick nach vorne Richtung Tor, und dann verwandelte El Mansoury zum Ausgleich (1:1/61.).
Die Halterner hatten für diesen Abend die Kragenweite mitgebracht, die den Hernern passte. 74. Spielminute, diesmal ging’s schnell, klar und schnörkellos flach über die linke Seite. Kaan Terzi gab scharf hinein, und Eric Gweth lenkte den Ball zur 2:1-Führung in den Winkel des Halterner Tores.
Auch interessant
Adin Hrustic hätte noch per Kopf erhöhen können, aber auch die Gäste hatten noch die Chance zum Ausgleich. Den Freistoß von Nico Pulver holte Westfalia-Torhüter Ubeyd Güzel aber aus dem Winkel – und das abgeschlagene Schlusslicht hatte sich den Applaus von der Tribüne verdient.
So lang die Herner Spieler auf dieses erste Erfolgserlebnis 2022 gewartet hatten, so kurz fiel dann nach dem Abpfiff ihr Jubel aus. Aber Danny Voß warb um Verständnis: Diese Situation sei für sie seit Längerem ja auch ziemlich ungewohnt.
Tore: 0:1 (23.) Loheider, 1:1 (61.) El Mansoury, 2:1 (74.) Gweth.
Westfalia: Güzel; Lübke (76. Yoo), Nguimba, Yilmaz, Koc - Karatas (85. Guscott), Hrustic - El Mansoury, Terzi, Curaba - Gweth.
Gelb-Rote Karte: gegen Yilmaz (Herne/90.+4).