Herne. Der Herner TC steht am Freitag unter Druck: Nur Mingo, Enabosi und mit Abstrichen Topuzovic erreichen gegen die Panthers (59:62) Normalform.

Der Herner TC hat es nicht geschafft, den Schwung vom Pokal-Triumph mitzunehmen und die Euphorie in positive Energie umzusetzen. Im Gegenteil.

Nach einer Leistung, die mit „durchwachsen“ noch schmeichelhaft beschrieben ist, unterlagen Hernes Bundesliga-Basketballerinnen im ersten Viertelfinalspiel um die Deutsche Meisterschaft den GiroLive Panthers Osnabrück verdient mit 59:62 (28:32) und bürdeten sich damit selbst einen schweren Rucksack auf.

Verlieren sie am Freitag auch das Rückspiel in Osnabrück, ist die Saison abrupt zu Ende. Aber so weit muss es nicht kommen.

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Wer wissen will, wie Ernüchterung aussieht, musste nach Spielschluss Marek Piotrowski über die Schulter schauen. Hernes Cheftrainer, der das Coaching seinem Assistenten Predrag Stanojcic überlassen hatte, kauerte auf seinem Stuhl und malte Zahlen auf den Scoutingbogen. 5:0, 12:3, 6:0, 9:2 – so sahen die Wurfstatistiken von Laura Zolper, Kristina Topuzovic, Katarzyna Trzeciak und Jelena Vucetic aus.

Diese vier Spielerinnen, allesamt Stützen des Teams und an normalen Tagen für zweistellige Punktzahlen gut, hatten zusammen bei 32 Würfen aus dem Feld nur fünfmal getroffen. „Mit solchen Quoten kann man kein Spiel gewinnen, tut mir leid“, ätzte Piotrowski. „Nach dem letzten Wochenende standen zu viele Spielerinnen heute neben sich.“

Herner TC: Was schief gehen konnte, ging auch schief

Von Beginn an beschlich manchen Beobachter ein ungutes Gefühl. Irgendwie vermisste man im Herner Team die Spannung. Satt, fast ein wenig selbstgefällig wirkten die HTC-Frauen, so als wollten die bejubelten Pokalsiegerinnen die Panther mal eben aus der Halle streicheln.

Zu Beginn passte zwar offensiv noch einiges, und Sofia Pelander sorgte schnell für eine 4:0-Führung, doch nach dem 11:7 (4.) schlichen sich immer mehr Fehler und Unkonzentriertheiten ein. Ballverluste summierten sich mit Wurfpech, und weil auf der Gegenseite Samantha Fuehring trotz einer früh erlittenen Sprunggelenksverletzung nicht zu bremsen war, blieb Osnabrück bis zum Viertelende (18:17) auf Tuchfühlung.

Im zweiten Abschnitt ging beim HTC dann überhaupt nichts mehr. Offensivfouls, missglückte Korbleger, Fehler beim Ballvortrag, Pässe ins Nirgendwo, Überschreiten der Drei-Sekunden-Frist: Was schief gehen konnte, ging auch schief, Herne bediente die komplette Palette der Unzulänglichkeiten.

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Das konnte einfach nicht gut gehen. Zwar gelang auch den Gästen längst nicht alles, aber dank Fuehring und der nun aufdrehenden, gerade an der Linie extrem sicheren Jenny Strozyk übernahmen die Gäste die Führung und durften beim Halbzeitstand von 28:32 auf einen Auswärtssieg hoffen.

Auch in der Kabine gelang es den Herner Trainern nicht, ihr Team wieder in die Spur zu bringen. Nach zwei erfolglosen Angriffssequenzen und fünf Osnabrücker Punkten stand schon nach 49 Sekunden ein 28:37 auf der Anzeigetafel. Stanojcic rief zur Auszeit, hielt sich selbst dabei zurück und ließ die Spielerinnen untereinander sprechen. Aber auch das löste den Knoten nicht.

In einer von beiden Seiten extrem fehlerhaften Partie erarbeiteten sich die Gäste in Minute 26 erstmals einen zweistelligen Vorsprung (32:43), ehe die beiden besten Hernerinnen, Taylor Mingo und die nach langer Verletzung erstmals wieder eingesetzte Nicole Enabosi, auf 43:45 (29.) verkürzten. War das die Wende? Mitnichten. Ein Korb von Emma Eichmeyer, Topuzovics verlegter Lay-up und als prompte Antwort ein Strozyk-Dreier ließen die Panther wieder davonlaufen (43:50/30.).

Trotzdem war noch nicht alles verloren. Im Schlussviertel knabberte Herne langsam den Rückstand ab, und nach Mingos Dreier zum 56:59 (37.) schöpften auch die Fans neue Hoffnung. Aufgepeitscht vom Hallensprecher, versuchten sie ihr Team zu pushen. Osnabrücks Trommler aber hielten dagegen, und auch die Panthers verteidigten sich mit Zähnen und Klauen. Eine dramatische Schlussphase begann.

Katarzyna Trzeciak (li.) erwischte keinen guten Tag im Spiel des Herner TC gegen Osnabrück.
Katarzyna Trzeciak (li.) erwischte keinen guten Tag im Spiel des Herner TC gegen Osnabrück. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Nach Topuzovics Dreier zum 59:62 (39.) leistete sich die in dieser Szene gut verteidigte Sam Fuehring einen Airball, Herne blieben 38 Sekunden, um zumindest eine Verlängerung zu erzwingen. Sofort rief Stanojcic zur Auszeit, um den nächsten Spielzug und die Taktik für die letzten Sekunden anzusagen. Dass dann ausgerechnet die sehr unglücklich agierende Trzeciak die Verantwortung übernahm, zum Korb zog und scheiterte, passte zu diesem schwarzen Herner Sonntag.

Fatal erinnerte dieses Spiel ans vergangene Jahr, als der HTC im Halbfinale gegen eben diese Panthers mit 59:60 unterlag und fünf Tage später dann in Osnabrück ausschied. Wieder hat Herne in 40 Minuten nur 59 Pünktchen gesammelt, wieder das Heimspiel hauchdünn verloren. Damals aber hatte der HTC kaum noch gesunde Spielerinnen. Diesmal sieht es besser aus, Enabosi und auch Ola Makurat sind wieder dabei. Die Voraussetzungen sind durchaus gegeben, ein drittes Spiel in Wanne-Eickel zu erzwingen. Doch dazu müssen am Freitag mehr als zwei oder drei Herner Spielerinnen ihre Topform aufs Parkett bringen.

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Viertel: 18:17, 10:15, 15:18, 16:12

HTC: Mingo (19/4 Dreier), Enabosi (17), Topuzovic (8/2, 11 Rebounds, 5 Assists), Pelander (5), Vucetic (4), Polleros (3), Zolper (3), Trzeciak, Makurat, Groll, Reich.

Panthers: Fuehring (29/2), Strozyk (15), Townsend (5/1), Bühner (4), Eichmeyer (4), Cuic (2), Brennecke (2), Rupnik (1), Poros.

Statistik (HTC – Panthers): Zweier: 36 % (15/41) – 44% (16/36); Dreier: 28 % (6/21) – 25 % (5/20); Freiwürfe: 64 % (11/17) – 83 % (15/18); Rebounds: 33 (11 offensiv, 22 def.) - 35 (8, 27); Assists: 12 – 12; Steals: 10 – 5; Turnovers: 16 – 15; Fouls: 17 – 19.