Wanne-Eickel. Der TC BW Halle ist in Bestbesetzung plus Heimvorteil nicht zu knacken. Wie der TC Parkhaus dem Meister beim 1:5 aber einen großen Kampf liefert.

Schon die Aufstellung des fünffachen deutschen Tennismeisters durfte der TC Parkhaus Wanne-Eickel als Kompliment verstehen: Zum entscheidenden Spiel um den Westfalenmeistertitel hatte der TC Blau-Weiß Halle alles aufgefahren, was der Meldebogen hergab – mit Ausnahme von Jan-Lennard Struff, dem 56. der aktuellen ATP-Weltrangliste.

Zusammen mit dem Heimvorteil, einem für die Eickeler ungewohnt schnellen Teppichboden und dem nötigen Spielglück türmte sich das zu einem für die Parkhaus-Asse unüberwindbaren Hindernis auf.

Mit einem 5:1-Sieg im Nachholspiel der Westfalenliga schnappten sich die Blau-Weißen den Titel.

„Gestern Abend waren wir doch etwas enttäuscht, weil in drei Einzeln mit ein bisschen Glück doch etwas drin war. Heute sind wir eher stolz und zufrieden. Wir sind Vize-Westfalenmeister geworden, das haben wir noch nie geschafft, und das mit drei unserer Jungs“, bilanzierte TCP-Vorstand Robert Sibbel am Morgen danach. „Wir sind hoch motiviert, es im nächsten Jahr mit derselben Combo noch einmal anzugehen.“

Dass es diesmal nicht reichen würde, ahnten die Eickeler spätestens beim Blick auf den Spielbogen. Erstmals in dieser Saison setzte Halle den Niederländer Justin Eleveld ein, so dass der routinierte Christopher Koderisch an Position vier rutschte.

Nicht ganz unerwartet war der frühere ATP-Profi für Maximilian Özcelik doch eine Nummer zu groß. Özcelik begann zwar respektlos, brachte seinen Aufschlag durch und hatte sogar Breakball zum 2:0, doch dann zog Koderisch sein kluges, variables Spiel auf, ließ Öczelik kaum noch in den Rhythmus kommen und brachte den TC Blau-Weiß schnell in Führung.

TC Parkhaus Wanne-Eickel und BW Halle: Duelle auf höchstem Niveau

Parallel dazu lieferten sich Marcel Zielinski und Eleveld ein Grundlinien-Duell auf höchstem Niveau. Beide machten viel Druck und ließen dem Gegner bei eigenem Aufschlag kaum eine Chance. Beim Stande von 3:3 hatte Zielinski den ersten Breakball, doch den wehrte Eleveld mit viel Glück ab. Von der Netzkante fiel sein Ball auf die Linie – der verdutzte Zielinski hatte ihn im Seiten-Aus erwartet.

Bei 4:5 und dem ersten Breakball gegen sich unterlief dem Eickeler ein Doppelfehler, und schon war der Satz weg. Den zweiten Durchgang holte sich der nun dominierende Zielinski, doch im Matchtiebreak erwischte Eleveld den besseren Start und setzte sich früh entscheidend ab.

Aus der zweiten Einzelrunde brauchte Halle nur noch einen Punkt zum 3:3 und damit zum Titelgewinn. Kampflos aber gaben die Gäste den nicht her. Im Gegenteil. „Das war ein brutales Gemetzel. Die haben draufgekachelt, unfassbar“, beschrieb Robert Sibbel seine Eindrücke vom Spitzeneinzel zwischen Halles Lennart Zynga und Yan Sabanin. Krachende Aufschläge, schnelle und präzise Grundschläge, gefühlvolle Volleys – das war Tennis vom Feinsten. Nach einem ersten Satz ohne Breakball hatte Zynga im Tiebreak knapp die Nase vorn, im zweiten Satz fing sich Sabanin früh ein Break und konnte das dann auch nicht mehr wettmachen. Der Titelkampf war entschieden.

Gleichwohl kämpfte Philipp Sibbel auf dem Nachbarplatz erbittert um jeden Ball. Obwohl er nach sechswöchiger Pause wegen eines Bänderrisses gerade erst wieder ins Training eingestiegen war, lieferte der Eickeler dem diesmal sehr konzentriert spielenden Alexander Mannapov einen bis zum letzten Ballwechsel offenen Schlagabtausch. Am Ende fehlten Sibbel nur zwei Bälle zum Sieg: Mit 11:9 holte sich Mannapov den Matchtiebreak. Die bedeutungslosen Doppel wurden dann nicht mehr gespielt und aufgeteilt.

Spielte ein starkes Spitzeneinzel gegen Halles Lennart Zynga: Wanne-Eickels Yan Sabanin.
Spielte ein starkes Spitzeneinzel gegen Halles Lennart Zynga: Wanne-Eickels Yan Sabanin. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dass sie sich auf die Spielverlegung eingelassen und im Februar auf den fast sicheren Sieg bei einem durch Corona arg geschwächten Gegner verzichtet hatten, war aus Sicht der Eickeler auch im Nachhinein die richtige Entscheidung. „Wenn Ickern bei uns nicht antritt und wir in Halle gegen ein Rumpfteam gewinnen, hätte dieser Westfalenmeistertitel doch einen komischen Beigeschmack“, fand Robert Sibbel. Der TC Blau-Weiß bedankte sich auf seine Weise: Mit einem würdigen Rahmen, einem begeistert mitgehenden Publikum, gemeinsamen Bildern für die Ukraine und gegen Rassismus und mit ehrlichem Dank für die sportliche Fairness. Nur eben nicht mit geschenkten Punkten. Gut so.

Ergebnisse: Zynga – Sabanin 7:6, 6:4; Eleveld – Zielinski 6:4, 4:6, 10:3; Mannapov – Sibbel 6:2, 6:7, 11:9; Koderisch – Özcelik 6:2, 6:1; Zynga/Eleveld – Sabanin/Zielinski 6:3, 6:3; Mannapov/Koderisch – Sibbel/Özcelik 3:6, 3:6.