Herne. Westfalia Herne verliert 1:5 gegen Ennepetal, aber das Sportliche gerät in den Hintergrund. Zwei Herner sehen Rot – „gegenseitige Tätlichkeit“.
72. Spielminute, Kaan Terzi hat gerade eine Riesenchance für Westfalia Herne vergeben, aber jetzt trifft Bünjamin Karatas für die Gastgeber. Sofort kommt ein Teil der Kulisse: „Heernee, Heerneee“. Es war der Treffer zum 1:5 aus Herner Sicht (auch der Endstand gegen TuS Ennepetal).
Diese Fans bewiesen Galgenhumor und gesunde Distanz zu den Dingen, aber die hatte an diesem Tag nicht jeder auf Herner Seite. Zwei Westfalia-Spieler gerieten aneinander und mussten beide mit Roter Karte vom Platz.
Nicht alle im Stadion hatten es gesehen, manche nur aus den Augenwinkeln, aber für das Schiedsrichtergespann um Martin Gratzla (Spexard) war der Fall klar. Der Unparteiische schickte in der 83. Minute zwei Herner Spieler mit glatt Rot runter.
Westfalia Herne: Zwei Spieler mit „gegenseitiger Tätlichkeit“
„Gegenseitige Tätlichkeit“, erklärte der Schiedsrichter nach dem Spiel nur knapp, warum er Bilal Abdallah und Bünjamin Karatas des Feldes verwiesen hatte.
Danny Voß, Trainer der Westfalia, hatte die Situation auch nicht direkt gesehen. Offenbar aber, so Voß, hatten Abdallah und Karatas untereinander eine Kopfnuss und eine Ohrfeige ausgetauscht. „Nach dieser Sache gerät das Sportliche natürlich in den Hintergrund. Das geht gar nicht“, sagte er. Inwieweit der Verein reagieren würde, konnte direkt nach Spielschluss Vorsitzender Ingo Brüggemann noch nicht sagen: „Wir müssen uns erst mal die Videoaufzeichnung anschauen.“
Auch interessant
Sportlich war es eigentlich mal wieder heftig genug gewesen – das Doppel-Rot war, so wie das Spiel vorher gelaufen war, am Ende ein Eklat aus dem Nichts.
Vor dem Anpfiff bestimmte ein ganz anderes Thema die Stimmung bei den Westfalia-Verantwortlichen. Die U19 um Trainer Jörg Tottmann hatte am Morgen das Spitzenspiel der Bezirksliga beim SV Schermbeck gewonnen und ist dem Aufstieg einen Riesenschritt näher gekommen. „Auch das ist wichtig für uns“, sagte SCW-Vorsitzender Ingo Brüggemann vor dem Anpfiff des Oberligaspiels.
Das soll für den ältesten Westfalia-Nachwuchs aber nur ein Startschuss sein. „Die Landesliga soll für uns nur Durchgangsstation sein“, so Brüggemann.
Dazu ist die zweite Mannschaft in der Kreisliga C im Aufstiegsrennen. Der Blick des Vereins ist in diesen Wochen also sportlich erweitert.
Fußball-Highlights vom Sonntag
Vierte Niederlage im vierten Punktspiel 2022
Abseits des Platzes geht es natürlich aber auch in Sachen erster Mannschaft weiter. Sportvorstand Michele Di Bari hatte vorige Woche schon gesagt, dass die Planungen laufen, wenn auch noch nicht alle Tinten getrocknet sind. Von einer – im sportlichen Sinne – „schlagkräftigen Mannschaft“, hatte Di Bari gesprochen, und Ingo Brüggemann bestätigt das: „Mit unserem Etat für die kommende Saison können wir in der Westfalenliga oben mitspielen.“
Dass die Herner in der kommenden Saison auf Verbandsebene kicken werden, ist mit dem 1:5 gegen Ennepetal näher gerückt. Auch hier mit Riesenschritten, es war die vierte Niederlage im vierten Punktspiel dieses Jahres.
Auch interessant
Wie in den vorherigen drei Partien wurde der Westfalia im Spiel gegen den TuS eine fatale Neigung zu frühen Gegentoren zum Verhängnis, auch gegen Ennepetal zu Beginn beider Halbzeiten.
Direkt in der 3. Minute nickte Nicolas Külpmann einen Kopfball nach Eckball zum Ennepetaler 1:0 ein. Fünf Minuten darauf hatte Mohammed El Gourari eine Situation auf rechts eigentlich schon bereinigt, musste nur klären. Er verlor den Ball aber noch, leistete sich ein Foulspiel im Strafraum, und Robin Gallus brachte die Gäste vom Elfmeterpunkt mit 2:0 in Führung.
Ennepetals 3:0 (51.) fiel schnell nach der Pause durch Kevin Meckel, Gallus (57.) und Cedrick Hupka 65.) erhöhten auf 5:0.
Die Schlussphase gehörte dann den Hernern auf ihre Art – mit dem Ehrentreffer und zwei durchgebrannten Sicherungen.
Tore: 0:1 (3.) Külpmann, 0:2 (7./FE) Gallus, 0:3 (51.) Meckel, 0:4 (56.) Gallus, 0:5 (65.) Hupka, 1:5 (73.) Karatas.
Westfalia: Güzel; El Gourari (71. Ergüzel), Hrustic, Yilmaz, Curaba – Karatas (72. Karatas), Koymali – El Mansoury, Terzi, Gweth, Lübke (52. Abdallah).
Bes. Vork.: Rote Karten gegen Abdallah, Karatas (83./gegenseitige Tätlichkeit).