Münster. Westfalia Herne holt bei Preußen Münster II einen 0:2-Rückstand auf. Der Oberligist beweist Moral – und kann sich auf einen Joker verlassen.
Danny Voß guckte gar nicht mehr hin. Der Co-Trainer von Westfalia Hernedrehte sich um, als die Zweite des SC Preußen Münster in der Nachspielzeit einen Freistoß knapp vor der Strafraumgrenze erhielt. Voß konnte wenige Sekunden später durchatmen, Marvin Benjamins schoss in die Mauer, dann folgte der Abpfiff: Herne erkämpfte sich in der Oberliga Westfalen ein 2:2-Unentschieden (0:0) in Münster – und holte dabei einen 0:2-Rückstand auf.
Der SC Preußen ging kurz nach der Halbzeit durch einen Doppelschlag in Führung. Zunächst traf Benjamins zum 1:0 (54.), Nick Selutin (56.) legte das zweite Tor für den Gastgeber nach. Wer jetzt denkt, dass die Westfalia – immerhin siegloser Tabellenletzter – wie ein Kartenhäuschen in sich zusammenfallen würde, lag falsch. Die Führung ging zwar in Ordnung, Münsters technisch versierte Reserve hatte deutlich mehr Chancen und auch nach der Führung die Spielkontrolle inne, doch Herne ließ nicht locker.
Westfalia Herne: Joker Burinyuy Nyuydine trifft doppelt bei Preußen II
Ausgerechnet ein Lupfer von Burinyuy Nyuydine über SCP-Torwart Veith Walde brachte den Anschluss (64. Minute) – Westfalias Trainer David Zajas wechselte den Stürmer, der im Sommer aus Münster zurück nach Herne kam, erst zur zweiten Halbzeit ein.
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Der Wechsel sollte sich noch einmal bezahlt machen, da Nyuydine auch den Herner Ausgleich erzielte. In der 81. Spielminute zog er aus der Distanz ab, sein Schuss landete im Winkel. Spätestens mit dem zweiten Treffer der Gäste begann eine intensive Schlussphase auf dem Kunstrasenplatz vor dem Preußenstadion, passend dazu setzte starker Regen ein. Das gesamte Spiel über war Feuer drin, beide Mannschaften waren bissig. Die Emotionen schaukelten sich hoch, bis es zum Ende des Spiels hin immer mehr Fouls und Nickeligkeiten gab.
Auch war die Partie zum Ende hin so offen, dass beide Oberligisten den Lucky Punch hätten setzen können. So kam beispielsweise Dacain Baraza aus einer guten Position vor Walde zum Abschluss, der Preußen-Keeper hielt aber das Unentschieden fest. Es wäre fast die späte Erlösung für den SC Westfalia gewesen, der selbst so oft den späten Nackenschlag kassiert hatte. Und genau das erklärt wohl, weshalb Voß Böses ahnte, als Münster in der Nachspielzeit besagten Freistoß zugesprochen bekam. Diesmal ging’s aber gut aus für den SCW.
Lesen Sie hier: Wie Herne mit den vielen Nackenschlägen umgeht.
David Zajas konnte gut mit dem einen Punkt in der Domstadt leben – vor allem aufgrund der Moral, die seine Mannschaft bewiesen hat. „Das haben wir in der Halbzeit besprochen: Es geht nur mit Wille“, sagte der Trainer und fügte an: „Wir haben viele Sachen richtig gemacht, Kompliment an die Mannschaft, wie sie nach dem Rückstand kurz nach der Pause wiedergekommen ist.“
Die Westfalia hatte sich im Vorfeld eigentlich mehr ausgerechnet, „aber aufgrund des Spielverlaufs muss man von einem Punktgewinn sprechen“, sagte Zajas, der seinen Glücksgriff, Burinyuy Nyuydine als Joker zu bringen, wie folgt erklärte: „Wir brauchten vorne sein Tempo.“ Begonnen hatte Timo Conde im Sturm, der eher über die Körperlichkeit kommt.
Westfalia Herne: Darum saß Nick Jünemann nur auf der Bank
Apropos Personal: Kapitän Nick Jünemann saß übrigens auf der Bank. Zajas wollte etwas Neues in der Abwehr ausprobieren, denn die Defensivarbeit bleibe die große Schwachstelle seiner Elf: „Daran müssen wir weiter arbeiten.“
SC Preußen Münster II – Westfalia Herne 2:2 (0:0)
Tore: 1:0 Marvin Benjamins (54.), 2:0 Nick Selutin (56.), 2:1 und 2:2 Burinyuy Nyuydine (64. und 81.).
SC Westfalia Herne: Alexander Rothkamm – Danilo Curaba, Kaan Terzi (Mohamed El Gourari), Timo Conde (Burinyuy Nyuydine), Amed Oncel, Nico Lübke, Orkan Koymali, Dacain Baraza, Lokman Erdogan, Ramazan Karatas, Jamal El Mansoury (Deniz Ergüzel).