Herne. Wie in Düsseldorf klemmt auch gegen Heidelberg die Offensive. Langsamer, ideenloser Ballvortrag bringt die Herner Basketballerinnen in Bedrängnis

Hernes Basketballerinnen haben auch das zweite Spiel dieses Bundesliga-Wochenendes gewonnen und das Tabellenbild nach dem Fehlstart gegen Nördlingen aufgehübscht. Viel mehr Positives nahmen die Fans des Herner TC am Sonntagnachmittag aber nicht aus dem Sportpark Wanne-Süd mit nach Hause. Denn wie dieses 66:64 (33:38) gegen die SNP BasCats USC Heidelberg zustande kam, war alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Defensiv war‘s okay, offensiv aber bis auf wenige kurze Phasen ein unansehnliches Gewürge. Bemüht, aber kopflos und verkrampft, ohne Tempo und Ideen. Das muss besser werden.

Meinte auch Marek Piotrowski. „Wir haben jetzt das dritte Spiel gemacht und sind sehr, sehr glücklich, dass wir 4:2 Punkte haben“, begann Hernes Headcoach seine Spielanalyse. „Mit dieser Performance könnten wir nämlich auch bei 0:6 Punkten stehen. Wir haben sehr, sehr viele Fehler gemacht, sind komplett unzufrieden mit dem Spielaufbau. Das war nicht der Basketball, den wir spielen wollen.“

Herner TC: Es hakt schlimmer als eingepreist war

Dass es in den ersten drei, vier Wochen der Saison in seinem neu formierten Team noch haken und klemmen würde, war in Piotrowskis Rechnung durchaus eingepreist. Dass aber so gar kein Spielfluss zustande kommt, dass der Ball so langsam und vorhersehbar durch die Reihen wandert, musste auch ihn erschrecken. Zumal auf der anderen Seite ein Gegner stand, der eher unten in der Tabelle erwartet wird.

Nahtlos knüpfte der HTC in Halbzeit eins da an, wo er am Freitag in Düsseldorf aufgehört hatte. Mit uninspiriertem Brechstangen-Basketball setzte Herne ganz auf seine physische Überlegenheit, rannte sich aber immer wieder im Zentrum fest und schaffte es kaum einmal, freie Würfe von Außen zu kreieren. Beim 2:7 nach knapp drei Minuten und einem weiteren Ballverlust sah sich Piotrowski schon zur ersten Auszeit gezwungen. Kurz wurde es danach besser, Laura Zolper per Dreipunktspiel und Sofia Pelander glichen zum 7:7 (5.) aus.

Laura Zolper war am Freitag in Düsseldorf die Topscorerin des Herner TC, am Sonntag steuerte sie neun Punkte (ein Dreier) zum Heimsieg bei.
Laura Zolper war am Freitag in Düsseldorf die Topscorerin des Herner TC, am Sonntag steuerte sie neun Punkte (ein Dreier) zum Heimsieg bei. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zu einer Herner Führung aber reichte es im gesamten ersten Viertel nicht, auch weil die Defense Harriet Ottewill-Soulsby zu viel Platz ließ, was Heidelbergs Centerin zu acht Punkten binnen vier Minuten nutzte. Mit zwei Körben in letzter Minute stellte Nicole Enabosi dann wenigstens noch auf 18:18.

Topuzovic reißt das Spiel an sich

Im zweiten Abschnitt änderte sich wenig. Das Herner Spiel kam einfach nicht in Fluss. Als nach fast fünf Minuten ohne Herner Korb ein 18:24 auf der Anzeigetafel leuchtete, hatte Kristina Topuzovic genug. Die Serbin riss die Initiative an sich, erarbeitete sich selbst ihre Wurfpositionen und brachte den HTC mit sieben Punkten in Folge erstmals in Führung (27:26/17.). Nach vier Heidelberger Punkten war es HTC-Kapitänin Sofia Pelander, die sich dreimal unter dem Korb durchsetzte und auf 33:30 (19.) stellte. Sicherheit aber gab auch das noch nicht. Im Gegenteil. In den letzten Sekunden fielen noch vier Bälle durch die Herner Reuse, und beim 33:38-Pausenstand ahnte man lange Gesichter unter vielen Masken.

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Nach Wiederbeginn konnten sich die Mienen langsam aufhellen. Nachdem sie mit der ausgefoulten Esther Fokke eine Schlüsselspielerin verloren hatten, gelang den Gästen offensiv fast nichts mehr. Herne spielte zwar auch in dieser Phase nicht grandios, reduzierte aber die Fehler und setzte sich mit einer 13:2-Serie auf 46:40 (27.) ab.

Remenarova behält die Nerven

Mit sechs Punkten Vorsprung (51:45) ging es auch in den Schlussabschnitt. Und als der HTC nach zwei Körben von Ottewil-Soulsby einen 12:2-Run zum 63:51 (39.) folgen ließ, schien die Partie entschieden. Doch kaum hatte Piotrowski seinen Nachwuchsspielerinnen das Zeichen gegeben, sich auf ihren Einsatz vorzubereiten, musste er wieder zurückrudern. Binnen weniger Sekunden schickten Jelena Nikpaljevic und Britta Daub zwei Dreier in den Herner Korb. Zum Glück behielt Veronika Remenarova 45 Sekunden vor Schluss an der Linie die Nerven und versenkte beide Freiwürfe.

Aber noch immer gaben sich die BasCats nicht geschlagen. Fallyn Freije verkürzte auf 65:59, nach einem Freiwurfpunkt von Dragana Domuzin brachten Melina Karavassilis per Dreier und Britta Daub ihr Team auf 66:64 heran.

Noch einen Angriff aber bekamen die Gäste nicht. Der HTC brachte den Ball zu Nicole Enabosi, und die hielt ihn so lange fest, bis die erlösende Sirene dem Zittern ein Ende machte. Wenn schon nicht schön, dann wenigstens spannend, dürfte so mancher Zuschauer gedacht haben.

HTC – BasCats Heidelberg 66:64

Viertel: 18:18, 15:20, 18:7, 15:19).

HTC: Enabosi (19, 8 Rebounds), Topuzovic (18/2 Dreier, 8 Reb.), Pelander (10), Zolper (9/1), Remenarova (8, 9 Reb.), Domuzin (2), Nofuente, Polleros, Krick, Groll, Reich, Köhne.

USC: Daub (19/2), Ottewill-Soulsby (18), Freije (10), Fokke (7/2), Karavassilis (5/1), Nikpaljevic (3/1), Palenickova (2), Ouedraogo, Linder.

Statistik (HTC – USC): Zweier: 39 % (19/48) – 47 % (19/40); Dreier: 17 % (3/17) – 35 % (6/17); Freiwürfe: 70 % (19/27) – 61 % (8/13); Rebounds: 43 (13 offensiv, 30 def.) - 33 (6, 27); Assists: 16 – 17; Steals: 15 – 7; Turnovers: 21 – 24; Fouls: 17 – 26

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