Hannover. Starker Linda, großzügige Schiedsrichter, vergebene Chancen: Hernes Eishockey-Team steht in der Finalserie gegen Hannover mit dem Rücken zur Wand
Der Herner EV hat die erneute Überraschung verpasst. Die Hannover Scorpions gewannen das erste Playoff-Finale der Eishockey-Oberliga Nord am Freitag nach einem dramatischen Finish mit 3:2 (0:1, 2:1, 0:0) nach Verlängerung und benötigen zum Einzug ins Aufstiegsfinale noch einen Sieg.
Gegner dort würden die Selber Wölfe sein, die zur gleichen Zeit in der Süd-Finalserie gegen die Eisbären Regensburg den entscheidenden dritten Sieg einfuhren, doch das war am Freitag in der Mellendorfer Eisarena Nebensache. Beide Mannschaften konzentrierten sich auf die eigene Partie, in der der Hauptrundenmeister in den ersten beiden Dritteln deutlich mehr Spielanteile hatte.
Herner EV ärgert sich vorm 2:2 über die Schiedsrichter
Der HEV versuchte den Spielaufbau des Gegners zu unterbinden und provozierte auch durch konsequentes Verteidigen der eigenen blaue Linie viele Abseitsstellungen der Scorpions. Ansonsten gab es wenig Unterbrechungen, weil auch die Schiedsrichter in Finalstimmung waren und das Spiel großzügig laufen ließen.
Manchmal auch zu großzügig: „Vor dem 2:2 hatte Hannover gefühlte 30 Sekunden lang sechs Mann auf dem Eis“, ärgerte sich HEV-Trainer Danny Albrecht hinterher.
Die Scorpions hatten viele Schüsse und durch Victor Knaub, der frei vor Björn Linda auftauchte, auch die beste Chance des ersten Drittels. Der HEV hielt jedoch die Null und brachte die Scheibe lang auf Richie Mueller, der HSC-Verteidiger Alexander Heinrich schlecht aussehen und Brett Jaeger im Tor mit einem platzierten Schuss aus dem Handgelenk keine Chance ließ.
Herner EV: Björn Linda mit ganz starkem Auftritt im Tor
Das war die Drittelführung, doch die Scorpions blieben auch im zweiten Abschnitt im Vorwärtsgang. Mit zunehmender Spielzeit häuften sich auch die Unsicherheiten in der Herner Defensive, aber Linda konnte drei gleich hochkarätige Chancen der Scorpions zunichte machen.
Der Ausgleich fiel unglücklich für den HEV. Linda wehrte einen eigentlich harmlosen Schuss zu kurz zur Seite ab, ein Herner Verteidiger rutschte aus und Christoph Kabitzky stocherte den Puck zu seinem zehnten Playoff-Treffer über die Linie.
Doch die Antwort folgte prompt. Auch die Scorpions waren nicht immer sattelfest in der eigenen Zone und verloren die Scheibe an Richie Mueller. Der Ex-Nationalspieler sah den durchgestarteten Nico Kolb in der Zentrale und der schoss die Gäste 43 Sekunden nach dem 1:1 erneut in Führung.
Danny Albrecht moniert Nervosität seiner Mannschaft
In die Pause brachte der HEV sie diesmal nicht. Bullygewinn für die Scorpions, Patrick Schmid zog sofort ab und traf wuchtig ins lange Eck. Linda war ohne Chance und sauer – Manuel Malzer hatte seinem Torwart die Sicht genommen.
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Die lange Zeit von den Gastgebern dominierte Partie verwandelte sich im letzten Drittel in einen offenen Schlagabtausch. Den besseren Start hatten zwar wieder die Scorpions, doch Linda war nicht mehr zu bezwingen. Es ging in die Crunchtime und ganz am Ende bekam der HEV sogar Oberwasser.
„Im letzten Drittel haben wir es noch am besten gemacht“, meinte Danny Albrecht, der ansonsten mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden war. „Hannover hat verdient gewonnen. Wir waren läuferisch nicht bereit, vielleicht waren wir in diesem Finale auch zu nervös.“
Herne vergibt die Chance zum Sieg, Hannover bestraft das eiskalt
Dabei hatte sein Team in der Schlussphase zweimal die Führung auf dem Schläger. Marcus Marsall war durch und wurde gefoult, doch Nico Kolb setzte den fälligen Penalty in Minute 57 an die Unterkante der Latte. Kurz darauf war Marsall wieder frei, wurde aber im letzten Moment vor dem Abschluss gestört – auch hier hätte es Penalty geben können.
Stattdessen ging es in die Verlängerung und noch einmal hatte der HEV die Chance zum alles entscheidenden Treffer. Die Scorpions hatten Unterzahl, doch die Grün-Weiß-Roten konnten auch daraus kein Kapital schlagen. Wer solche Möglichkeiten auslässt, wird normalerweise bestraft und in Minute 68 war es schließlich soweit.
Victor Knaub hatte auf der rechten Außenbahn zu viel Platz und überwand Linda mit einem Schuss aus spitzem Winkel unter die Latte – ein bitteres Ende für den HEV. Nun muss am Sonntag um 17 Uhr in der Hannibal-Arena ein Sieg her, um ein drittes Spiel am Dienstag in der Wedemark zu erzwingen.
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Hannover gegen Herne – die Statistik:
Tore: 0:1 (17:31) Mueller (Kolb/C. Ziolkowski), 1:1 (29:47), 1:2 (30:30) Kolb (Mueller/C. Ziolkowski), 2:2 (39:00), 3:2 (67:05).Strafminuten: Hannover 4 – Herne 6.