Herne. Corona beeinflusst viel für die Herner Basketballerinnen Dayna Rouse und Ae`Rianna Harris. Ein Wunsch: Punkte “unterm Baum“.
Es ist eines dieser Sprachbilder, die gerne in der Sportwelt verwendet werden: „Auch wir wollen mit einem guten Gefühl unter dem Tannenbaum sitzen“, hatte HTC-Trainer Marek Piotrowski in der Vorausschau auf das Spiel gegen Saarlouis gesagt.
Doch unter dem Tannenbaum sitzen? Das wird für Ae‘Rianna Harris und Dayna Rouse ausfallen.
Und der Begriff Distanz erhält für die beiden Amerikanerinnen in Diensten des HTC eine besondere Bedeutung. Die beiden 22-Jährigen erleben den Abschluss eines Jahres, das auch sie sich völlig anders vorgestellt hatten.
Corona: Weihnachtspause zu Hause fällt für die US-Amerikanerinnen aus
Dazu muss man wissen: Zu normalen Zeiten würden alle Spielerinnen des Basketball-Bundesligisten über die Weihnachtsfeiertage nach Hause fahren oder fliegen. Doch da die Saison auf Grund der Corona-Pandemie verspätet begonnen hat, fällt die Weihnachtspause aus. Am Mittwoch, 23. Dezember, musste das HTC-Team nach Saarlouis, schon am 27. Dezember geht es mit dem Spiel gegen Heidelberg weiter.
Spricht man mit den beiden, so können auch sie sich erinnern, wann sie zum ersten Mal über den Begriff Corona gestolpert sind. Sie habe Anfaang des Jahres einen Artikel auf Twitter über dieses Virus in China gelesen, erzählt Dayna Rouse. Aber auch für sie schien China weit weg.
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Als Harris Corona erstmals bewusst wahrnahm, war die Gefahr bereits näher gerückt. Es sei die Nachricht gewesen, dass das Virus die College-Meisterschaften in den USA „beeinträchtigen“ könnten, erzählt sie. Aus „beeinträchtigen“ wurde wenig später die komplette Absage.
Die Pandemie erschwert den Start in die Profikarriere
Beide begannen früh, ihre Kontakte einzuschränken. Noch vor der Abreise nach Deutschland. Wie Harris erzählt, habe es einige Zeit gedauert, bis feststand, dass die Grenzen geöffnet sind und sie überhaupt fliegen durfte. Den Start als Basketballprofis haben sich beide sicher anders vorgestellt.
Für beide ist es der erste längere Auslandsaufenthalt. Harris war zwar mal mit ihrem Uni-Team zu Spielen in Australien, doch in einem fremden Land für alle Dinge des täglichen Lebens weitgehend selbst verantwortlich zu sein, ist für Harris und Rouse eine neue Erfahrung.
Zwar sind beide als Profis fürs Basketballspielen nach Herne gekommen, doch das Leben spielt sich normalerweise nicht nur zwischen den zwei Körben ab. Es gäbe ja einige Dinge zu entdecken in Herne und in der Region. Doch die zunehmenden Beschränkungen machen dies unmöglich.
In ihrer Freizeit können die beiden im Ruhrgebiet nicht viel unternehmen
Immerhin habe es für einen Besuch im Red Dot-Designmuseum auf Zeche Zollverein in Essen gereicht. Harris benötigte ihn, um ihren College-Abschluss zu machen. Ihr Diplom hat sie vor wenigen Tagen online erhalten.
Und da inzwischen die meisten Dinge nicht mehr möglich sind, findet ein Großteil des Lebens eben doch zwischen den Basketballkörben statt, den Rest der Zeit kann es dann doch mal einsam werden. Selbstverständlich halten die beiden Kontakt zu den Verwandten und Freunden in der Heimat.
Und bei den heutigen Möglichkeiten kann man sich immerhin auch sehen. Rouse‘ Familie und Freunde wohnen in Pittsburgh, sodass sie sechs Stunden Zeitunterschied berücksichtigen muss, bei Harris ist es etwas ausgedehnter. Ihr Lieben wohnen in gleich vier unterschiedlichen Zeitzonen, da müsse man sich schon eine Art Stundenplan machen.
Auch wenn die Distanz groß ist zur Heimat und das Leben in Herne arg eingeschränkt ist: Beide sind froh, in Deutschland zu sein angesichts der Infektionszahlen in den USA. Corona würde von vielen Menschen in den USA nicht ernst genommen, berichten sie. Inklusive – den Namen Trump vermeiden sie. Auch ihre Familien seien erleichtert gewesen, als sie in Deutschland angekommen seien, erzählen beide.
Direkt vor und nach Weihnachten wird gespielt - und dazwischen trainiert
Die bevorstehenden Weihnachtstage könnten emotional etwas „schwierig“ werden, gestehen die beiden. Sie sind zum ersten Mal nicht bei der Familie. Auch wenn sie skypen können oder facetimen, sie fühlen die Distanz der vielen tausend Kilometer. So wird es diesmal kein Familientreffen mit reichlich gutem Essen geben.
Stattdessen hat Marek Piotrowski auch an den Feiertagen Training angesetzt. Und für die Mannschaft sieht sein „unter dem Tannenbaum sitzen“ in der Realität wohl so aus, dass die Teamkameradinnen in der H2K-Arena Wichtelgeschenke austauschen.
Und wer einmal in der gähnend leeren Halle gestanden hat, dem dürfte klar sein, dass dort eine weihnachtliche Atmosphäre kaum entstehen kann.
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