Herne. Im Kraft-Sport-Verein (KSV) Herne dominieren heute Sportarten wie Judo, Jiu-Jitsu und Aikido. Ein Blick zurück auf die 100-jährige Geschichte.
Was haben Hollywood-Schauspieler Ralf Moeller, der ehemalige Box-Europameister Lothar Stengel und Proficatcher Günter Nordhoff mit Herne zu tun? Alle drei trainierten in ihren Jugendjahren als Ringer beim Kraft-Sport-Verein (KSV) Herne mit. Das ist nur eine von vielen Anekdoten, die der Herner Schriftsteller und Journalist Friedhelm Wessel beim Stöbern im Archiv des Vereines fand, der in diesem Jahr 100 Jahre alt wird.
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Eine weitere Anekdote dürften Archivare im Jahr 2070 zum 150. Geburtstag des KSV finden – leider eine weniger schöne: Dann werden sie lesen, dass die geplante 100-Jahr-Feier in den Flottmann-Hallen ausfallen musste, auch hier schob die Corona-Pandemie einen Riegel vor.
KSV Herne: Aktuell zählt der Verein etwa 200 Mitglieder
Etwa 200 Mitglieder zählt der Verein in seinem Jubeljahr, die im Judo, im Jiu-Jitsu, im Aikido und im namensgebenden Kraftsport aktiv sind. Sie trainieren unter anderem in den Flottmann-Hallen und in Sporthallen der Herner Schulen, während ihre Vorgänger noch in der „Fuchshöhle“ am ehemaligen Steinweg im Schatten der Kreuzkirche aktiv waren.
Damals, zu den Hochzeiten des KSV in den 1960er- und 1970er-Jahren, zahlten bis zu 500 Sportlerinnen und Sportler Beiträge und ihre Wettkämpfe oder sportlichen Vorführungen trugen sie auch mal in einem Kinosaal der ehemaligen „Lichtburg“ an der Bahnhofstraße oder im inzwischen schon lange umgebauten „Kolpinghaus“ an der Neustraße aus.
Willi Kempka: Vom Ringer zum anerkannten Judoka
Einer, der sich daran noch erinnern kann, ist Willi Kempka. Der 88-Jährige trat 1945 in den Verein ein, kämpfte sich im Judo bis zum 10. Dan hoch und ist heute das älteste Mitglied des KSV. Er begann seine sportliche Laufbahn beim KSV übrigens als Ringer, ehe er auf die Judomatte wechselte und es in einigen Techniken zur Perfektion brachte.
Kempka kannte auch noch Oskar Lutz, der nach dem Ende des II. Weltkrieges den Verein prägte. „Oskar war eine Legende“, kennzeichnet Kempka den 1976 verstorbenen „Allesmacher“, der im KSV als Trainer, Geschäftsführer und „ab und zu mal“ auch als Vorsitzender fungierte.
Hammerwerfer war eine Vereinslegende
Oskar Lutz war es auch, der 1955 im Kraft-Sport-Verein die später sehr erfolgreiche Judo-Abteilung gründete. Vorher war er Leichtathlet und nahm 1936 als Hammerwerfer an den Olympischen Spielen zur Zeit des Nationalsozialismus in Berlin teil.
Auf der Plattform des Historischen Vereins Herne/Wanne-Eickel heißt es über Oskar Lutz unter anderem: „Am 14. Juli 1946 gelang dem Herner im benachbarten Bochum der große Wurf. Der einstige Olympionike schleuderte den Hammer 54,90 Meter weit. Damit schrieb er für ein Jahr Sportgeschichte, denn es war der Rekordwurf des Jahres. In den 1950er Jahren gehörte Oskar Lutz zu den Stützen der Leichtathletikabteilung im SC Westfalia Herne. Später wendete sich Oskar Lutz mehr dem Kraftsport zu … Privat führte er jahrelang ein Sportgeschäft an der Von-der-Heydt-Straße.“
Vorsitzender war Deutscher Vizemeister im Kraftsport
Aber nicht nur im Ringen, bereits 1921 stellte der KSV eine Ringermannschaft, waren die Gründerväter aktiv, auch Gewichtheben und das damals noch beliebte „Steinstoßen“ waren Säulen des Vereins. In den 1960er Jahren erlebte auch die Kraftsport-Abteilung mit Athleten wie Rainer Pfeiffer und Helmut Kosfeld eine Wiedergeburt.
In ihre Fußstapfen trat ab 1971 Franz-Josef Szymczak, Deutscher Vizemeister im Kraftsport. Er war aber nicht nur in den verschiedenen sportlichen Disziplinen aktiv ganz vorne dabei, sondern seit 1980 auch im Vorstand, dem der 71-Jährige im Jubiläumsjahr als Vorsitzender vorsteht. Unterstützt wird Franz-Josef Szymczak in seiner Vorstandsarbeit unter anderem von seiner Stellvertreterin Julia Blatt, die im KSV als Judo-Übungsleiterin in einem speziellen Kurs auch Kinder an diesen Kampfsport heranführt.
Nur die Höhe des Gewichts zählt
Namensgeber des Vereins ist der Kraftsport. Als nicht-olympische Disziplin war er Teil der „10. World Games“ im Jahr 2017 in Polen, Wettkämpfe im Kraftsport waren damals der Kraftdreikampf und Tauziehen.
Der Kraftdreikampf, international auch „Powerlifting“ genannt, ist eine Wettkampfsportart der Schwerathletik bzw. des Kraftsports und setzt sich aus den Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben zusammen.
Er ist am ehesten mit dem olympischen Zweikampf beim Gewichtheben (Reißen und Stoßen) vergleichbar. Ziel ist es, größtmögliche Lasten zu bewältigen, wobei im Wettkampf nur die Höhe des Gewichts zählt.
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