Wanne-Eickel. Die Taekwondoka des TV Wanne 1885 treffen sich nach längerer Pause zum Hallen-Training – und üben sich Corona-bedingt in kontaktloser Kampfkunst.
Die Beschränkungen, die das Sportgeschehen aufgrund der Covid-19-Pandemie weitgehend lahmgelegt hatten, werden nach und nach gelockert.
Seit Mitte der Woche sind nun auch erste sportliche Aktivitäten in der Halle wieder erlaubt. Allerdings unter strengen Maßgaben und mit einigem administrativem Aufwand.
Einige Vereine haben dennoch das Indoor-Training wieder aufgenommen. Wir haben die Taekwondo-Kämpfer des TV Wanne 1885 einmal beim Auftakt beobachtet.
Burkhard Ladewig: Vergleichbares wie den aktuellen Zustand noch nie erlebt
Burkhard Ladewig ist nun wirklich ein alter Hase im Sport. Der Vorsitzende des TV 85 war viele Jahre im SSB-Vorstand, ist Vizepräsident in einem deutschen Taekwondo-Verband und seit 2008 TV-Chef.
In etlichen weiteren Ehrenämtern hat er gewaltige Erfahrung angesammelt – so etwas wie den aktuellen Zustand hat aber auch Ladewig natürlich noch nicht erlebt.
Ein durchaus mulmiges Gefühl
Auf die Frage, ob die Freude beim Neustart ins Training mögliche Angst überwiegt, beschreibt er ein durchaus mulmiges Gefühl.
„Ich freue mich für die Mitglieder, dass sie endlich wieder trainieren können. Ich selbst kann mich aber eigentlich noch nicht freuen“, so der Vorsitzende, dem das aktuelle Fernsehprogramm zunehmend Unbehagen bereitet, „es ist doch erschreckend, welche Bilder man zum Beispiel aus Berlin oder Scharbeutz sieht. Da möchte ich eigentlich noch gar nicht wieder aufmachen.“
Briefing der Mitglieder hat es in sich
Nun ist das Taekwondo-Training aber wieder „offen“. Und das Briefing der Mitglieder hat es in sich.
Zehn Minuten Ankunftsfenster sollen gewährleisten, dass sich gehende Gruppen und kommende Gruppen nicht im Gebäude begegnen. Hin- und Rückwege im Foyer der Halle auf der vereinseigenen Erich-Höll-Anlage sind markiert und mit Leichtathletik-Hürden voneinander getrennt. Desinfektionsspender stehen bereit.
Ankömmlinge werden interviewt: Wie ist der Gesundheitszustand? Hattest du Kontakt zu infizierten Personen? Auch die Dokumentationspflicht hat es in sich.
Lieber drei bis vier Meter Abstand – sicher ist sicher
Überschaubare zwei Kinder kann Trainer Dirk Weber zur ersten Trainingseinheit begrüßen.
Sorgfältig abgemessen befinden sich Klebefilm-Kreuze am Hallenboden als Positionsmarkierung zum Training. „Wir haben lieber drei bis vier Meter Abstand gewählt, sicher ist sicher“, sagt Burkhard Ladewig, der sich selbst in der Risikogruppe des Virusgeschehens sieht.
Nur Trocken- oder Formenlaufübungen sind möglich
Das Training ist natürlich kontaktlos, lediglich Trocken- oder Formenlaufübungen sind möglich. Nach dem Training werden Turnbänke desinfiziert und ohne Umziehen oder Duschen geht es nach 60 Minuten wieder nach Hause. Die nächsten Akteure kommen.
„Setzt euch noch einen Moment mit zwei Metern Abstand auf die Bank“, dirigiert Burkhard Ladewig die pflichtbewusst maskierten Ankömmlinge im Foyer. Die zweite Gruppe wird deutlich größer.
Je zehn Quadratmeter pro Sportler in der Halle
An die Kapazitätsgrenze geht aber auch diese nicht. Je zehn Quadratmeter darf ein Mitglied in die Halle –- so lautet eine von zahllosen Vorgaben, welche von Landesregierung, städtischer Sportverwaltung oder Sportfachverbänden publiziert wurden.
Hunderte von Seiten sind dazu zu lesen. Kaum verwunderlich, dass viele Vereine den Start erst einmal abwarten und von Hallennutzungsmöglichkeiten noch keinen Gebrauch machen.
Die größtmögliche Sicherheit im Fokus gehabt
Dass die beschlossenen Lockerungs-Maßnahmen häufig eben schön klingen, in der praktischen Umsetzung vor Ort aber Unbehagen hinterlassen, ist auch Burkhard Ladewig ein Dorn im Auge.
„Man muss Betroffene zu Beteiligten machen“, lautet seine Erfolgsformel. Der Chef des TV Wanne 1885 hat mit seinem Team jedenfalls größtmögliche Sicherheit im Fokus und hat so penibel vorbereitet schließlich einen gelungenen Start hingelegt (zur Fotostrecke dazu geht es hier).
Bei aller Sorge darum, wie die Vernunft in Teilen der Bevölkerung wegzuschmelzen scheint, fühlt es sich durchaus gut an, dass die Sporthallen (endlich) wieder betreten werden dürfen. Ziemlich beschwerlich, aber doch gut.
Mehr Bilder und Artikel aus dem Herner und Wanne-Eickeler Sport gibt es hier