Herne. Der Neuaufbau beim Herner TC gerät durch Verletzungen immer wieder ins Stocken. Gutes Heimdebüt von Neuzugang Rebbecca Harris.

Lange hatte Marek Piotrowski an der 47:70-Niederlage der Herner Bundesliga-Basketballerinnen gegen den Spitzenreiter nicht zu knabbern.

„Soll Keltern den Erfolg doch feiern und sich freuen, den Deutschen Meister in dessen eigener Halle geschlagen zu haben“, knurrte er. Wer den Cheftrainer des Herner TC kennt, der konnte einen leicht ironischen Unterton nicht überhören.

Aktuelle Herner Formation hat mit dem Meisterteam wenig zu tun

Denn für Piotrowski war es nicht der Deutsche Meister, der dieses Spiel verloren hatte, sondern die aktuelle Vertretung des Vereins, der im Frühjahr 2019 das Double geholt hat. Und die hat mit dem Meisterteam herzlich wenig zu tun.

Lässt man die Talente aus eigenem Nachwuchs mal außen vor, sind nur drei von zehn Spielerinnen geblieben: Chloe Bully, Jordan Frericks und Laura Westerik.

Keine Prognose zur Rückkehr von Kapitänin Frericks

Bully hat sich gleich im ersten Training das Kreuzband gerissen und wird frühestens in den Playoffs wieder eingreifen, Frericks verpasste wegen einer Fußverletzung die letzten drei Spiele.

Wann er seine Kapitänin wieder einsetzen kann, da wagte Piotrowski keine Prognose. „Jordan ist in Behandlung, wir brauchen Geduld und müssen warten, wie sich das entwickelt.“

Westerik als einzige aus dem Meisterteam im Kader gegen Keltern

Optimistischer ist der HTC-Coach bei Ivana Brajkovic, die gegen Keltern wegen einer muskulären Verletzung im Oberschenkel ebenfalls fehlte. „Da hoffen wir, dass sie in den nächsten Wochen zurückkommt.“

So stand gegen Keltern neben Laura Zolper, Sarah Polleros und Frida Schmidt als einzige Profispielerin aus dem Meisterteam Laura Westerik im Kader.

Verletzungen stören den Neuaufbau beim Herner TC

Obwohl gerade erst 21 Jahre alt, übernimmt das holländische Energiebündel viel Verantwortung, bringt immer Intensität und Leidenschaft aufs Parkett, doch gegen Keltern klappte nicht alles. Formschwankungen sind in diesem Alter allerdings normal.

Mit Verletzungen und Rückschlägen muss man im Sport immer rechnen. Beim Herner TC sind sie besonders ärgerlich, weil sie den Neuaufbau stören.

Stankiewicz im Spiel gegen Keltern nicht so dominant wie gewohnt

Wie auch der ungeplante Abgang der neuen Aufbauspielerin Kennedy Leonard in der Winterpause. Wieder war ein Konzept über den Haufen geworfen, wieder musste die sportliche Leitung umdisponieren.

Seine Landsfrau Angelika Stankiewicz hatte Piotrowski bereits als Bully-Ersatz für die zweite Saisonhälfte verpflichtet. Die polnische Nationalspielerin hat sich schnell eingefunden und insbesondere in Hannover und Heidelberg eine Führungsrolle übernommen.

Gegen Keltern lief es am Samstag nicht so gut für die 25-Jährige. Nachdem sie mit ihren ersten Würfen ganz knapp scheiterte, verlor sie ein Stück weit ihr Selbstvertrauen und spielte nicht so dominant wie gewohnt.

Zweiter Winter-Zugang Rebecca Harris stärker im Blickpunkt

Umso stärker rückte die zweite Neuverpflichtung des Winters in den Blickpunkt: Rebecca Harris, 33-jährige Aufbauspielerin aus den USA, die Leonards Rolle übernehmen soll.

Sie stammt aus Belleville (Illinois) und hat nach ihrer Zeit an der University of Illinois in etlichen europäischen Ländern gespielt, zunächst für Sparta Prag, dann in Griechenland und für mehrere polnische Vereine.

Nach nur einem gemeinsamen Training gab sie in Heidelberg ihr Debüt und sorgte mit zwei verwandelten Freiwürfen Sekunden vor Schluss nervenstark für den 63:62-Erfolg.

Neuer HTC-Pointguard mit 18 Punkten beste Werferin des Spiels

Am Samstag nun feierte sie ihre Heimpremiere. Und wie. Als sie im zweiten Viertel kurz hintereinander zwei spektakuläre Dreier versenkte, ging ein Raunen durchs Herner Publikum. Am Ende war Harris mit 18 Punkten beste Werferin der gesamten Partie und lieferte zudem drei tolle Assists. Piotrowski wollte seinen neuen Pointguard aber nicht zu sehr loben.

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„Sieben Ballverluste relativieren ihre Leistung“, merkte der Trainer an, wohl wissend, dass dies nach gut einer Woche der Zusammenarbeit kaum anders sein kann.

Es wird noch ein Weilchen dauern, bis Harris alle Laufwege ihrer Mitspielerinnen kennt und die Systeme störungsfrei funktionieren.

Insofern ist Piotrowski vor der Zukunft auch nicht bange. „Wir stecken momentan in einer schwierigen Phase, aber die werden wir überstehen. Ich bin schon zuversichtlich, dass wir noch schöne Momente in dieser Halle erleben werden.“ Vielleicht schon in zwei Wochen gegen Nördlingen.