Herne. Der Herner TC hat in 2019 Sportgeschichte geschrieben. Doch die Erfolge haben den Verein nicht viel weitergebracht, bilanziert Marek Piotrowski.
Im Jahr 2019 haben die Basketballerinnen des Herner TC ein glanzvolles Stück Herner Sportgeschichte geschrieben. So ist es auch im „Goldenen Buch“ der Stadt für künftige Generationen verewigt.
Wenn Trainer Marek Piotrowski die vergangenen zwölf Monate Revue passieren lässt, dann tut er es mit Stolz und Genugtuung auf die Leistungen der Mannschaft und des Vereins, auch mit Dankbarkeit gegenüber Sponsoren und Anhängern. Und doch schwingt auch Enttäuschung mit.
Erfüllte Träume und geplatzte Hoffnungen
Denn für den „Magier“, der vor 15 Jahren ein Team in der vierten Liga übernahm und es bis zum Gewinn des nationalen Doubles führte, ist 2019 das Jahr der erfüllten Träume – zugleich aber das Jahr der geplatzten Hoffnungen.
Der Hoffnung nämlich, der Doublesieg würde zur Initialzündung, um Damenbasketball in Herne ganz nach vorn zu bringen, der Sportart neue Türen zu öffnen und die finanzielle Basis zu stärken.
„Der Erfolg hatte viele Väter. Viele haben sich in unserem Erfolg gesonnt, viel wurde versprochen. Aber am Ende ist nicht viel übrig geblieben“, sagt der 60-Jährige nicht ohne Bitterkeit.
Im Mai waren alle HTC
Damals, im Mai, waren alle HTC. Nicht nur Dortmund könne Doublesieger, auch eine kleine Ruhrpottstadt mit knapp 160.000 Einwohnern sei dazu imstande – solche Sprüche klingen Piotrowski noch heute in den Ohren.
„Sportlich haben wir für Herne viel bewegt. Wir haben Meisterschaft und Pokal gewonnen, waren erstmals im Europa-Cup dabei, Laura Zolper und Sarah Polleros sind im 3x3 Vize-Europameisterinnen der U18 geworden. Für Herne ist das sicher etwas Besonderes. Aber den Verein hat es nicht viel nach vorne gebracht“, lautet seine ehrliche Bilanz.
Inzwischen höre er wieder vermehrt, Damenbasketball sei eine Randsportart.
Wenig Wertschätzung für den Frauensport
„Das macht mich schon nachdenklich“, gesteht er. Dass Frauensport derart wenig Wertschätzung erfahre, jeder fünft- oder siebtklassige Fußballklub offenbar wichtiger sei, das macht Piotrowski schon zu schaffen. So aber sieht er die Realität, und mit der muss er sich arrangieren.
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Zu Realität gehört auch, dass die Erwartungen an den Doublesieger gestiegen sind. Nicht nur die des Publikums, das sich schnell an Erfolge gewöhnt.
Rückblick auf die erste Saisonhälfte fällt durchaus positiv aus
„Auch Spielerinnen wollen höhere Entschädigungen. Und die Agenten stellen höhere Forderungen, wenn sie eine Spielerin zum Meister vermitteln“, hat Hernes Cheftrainer erfahren müssen. „Deshalb konnten wir nicht alle Spielerinnen halten, die wir halten wollten, und nicht die verpflichten, die auf unserem Wunschzettel standen.“
Vor diesem Hintergrund sieht Piotrowski die erste Hälfte der laufenden Saison durchaus positiv. „Wir mussten ein völlig neues Team aufbauen, das sich erst finden muss. Chloe Bullys Verletzung hat unsere Pläne durchkreuzt, wegen der Doppelbelastung blieb wenig Zeit fürs Training. Von daher ist Platz drei oder vier, zwei Punkte hinter dem Zweiten, absolut in Ordnung“, findet der Headcoach.
Drew Sannes verlässt den HTC
Ab 11. Januar, wenn es mit dem Heimspiel gegen Göttingen in der Liga weitergeht, sei noch einiges drin: „Wir werden uns jetzt mal zwei Wochen erholen. Und dann wollen wir versuchen, noch ein Wörtchen mitzureden, wenn es Richtung Titel geht.“
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Nicht mehr dabei sein wird dann Drew Sannes. Der Vertrag galt nur für die Vorrunde, sie kehrt nicht nach Herne zurück. „Sie war anderthalb Jahre hier, hat mit uns Meisterschaft und Pokal geholt und ihre Rolle hervorragend ausgefüllt“, lobt Piotrowski die US-Centerin, die nur wenig Spielzeit bekam. Diese Planstelle wird der HTC wohl neu besetzen.
Ob es weitere Bewegung im Kader geben wird, ließ Piotrowski offen. „Wir werden auch weiterhin aus unseren Möglichkeiten das Maximale herauszuholen versuchen. Aber jetzt wünschen wir allen erst mal schöne Feiertage und dass sie gesund aus den Ferien zurückkommen.“