Historischer Triumph für die Basketballerinnen des Herner TC: Durch einen 79:63-Finalsieg über Osnabrück haben sie den DBBL-Pokal gewonnen.
„Oh, wie ist das schön, oh, wie ist das schön“: Schon Minuten vor Schluss bebt die Halle, Freudengesänge der Fans begleiten die letzten Spielzüge unten auf dem Parkett. Und dann ist es geschafft: Beatrice Attura wirft mit der Sirene den Ball hoch unters Hallendach, 15 junge Damen in Weiß fallen übereinander her, bilden ein hüpfendes, jubelndes Knäuel. Es ist ein denkwürdiger Tag im Herner Sport. Der Herner TC hat den DBBL-Pokal gewonnen, hat im Endspiel die äußerst wehrigen Panther aus Osnabrück mit 79:63 gezähmt, hat als erstes Team unserer Stadt einen nationalen Titel in einer großen Mannschaftssportart nach Herne geholt. „Historisch“ nennt OB Frank Dudda diesen Tag. Und liegt damit genau richtig.
Eine halbe Stunde später, als alle Spielerinnen einzeln zur Siegerehrung angetreten sind, um sich Händedrücke, Blumen oder Medaillen abzuholen, als Hernes Kapitänin Emina Karic das Objekt der Begierde längst in den Himmel gestemmt hat und hunderte Handys voll sind mit Bildern überglücklicher Siegerinnen und tapferer Platzierten, da nimmt sich Marek Piotrowski den Pott und das Mikrofon. „Das ist euer Pokal“, ruft er hinüber zu den vielen, vielen Menschen, die diesen tollen Tag einfach nur noch genießen möchten. „Für euch haben wir gekämpft.“ Ähnlich sagt es Emina Karic: „Vor diesen Fans zu spielen, war einfach ein unglaublich geiles Gefühl. Ohne euch wäre das niemals so toll geworden.“ Ganz Kapitänin, gingen ihre ersten Worte aber ans Team: „Danke, dass ich in dieser tollen Mannschaft spielen darf. Auf jede einzelne Spielerin bin ich unglaublich stolz.“
Kapitänin Emina Karic geht voran
Durfte sie auch. Nicht zuletzt auf sich selbst. Denn wie im Halbfinale ging Karic auch im Endspiel voran. Als andere Nerven zeigten, Bälle verlegten und sicher geglaubte Rebounds wieder aus den Händen rutschen ließen, blieb sie cool, dirigierte und punktete. Aber auch sie konnte nicht verhindern, dass es eng wurde. 22:16 führte Herne nach dem ersten Viertel, kurz darauf 25:17 – die Panthers aber ließen sich nicht abschütteln. Während sich die Hernerinnen immer öfter im flexiblen Deckungsverband festrannten und schlechte Würfe nahmen, kam der Zweitligist über die großen Positionen zu leichten Körben und sammelte auch von der Linie fleißig Punkte. Nach einem 9:0-Run ging Osnabrück beim 26:25 (16.) erstmals in Führung. Zwar hielt neben Karic nun auch Beatrice Attura mit zwei Dreiern gut dagegen, aber zur Pause lag der krasse Außenseiter mit 37:34 vorn. Und in vielen zuvor erwartungsfrohen Gesichtern war ungläubiges Entsetzen zu lesen.
Packen wir das noch? Oder verkrampft die Mannschaft jetzt komplett? Obwohl dieses Team sich mit konstant starken Partien jede Menge Vertrauen bei seinen Anhängern erarbeitet hat, jetzt waren die Zweifel da. Niemand mehr wollte einen Sensationssieg dieses formidablen Zweitligisten ausschließen, der als krasser Außenseiter nichts zu verlieren hatte und locker aufspielte.
10:0-Run zähmt die Panther
Allzu lange mussten die HTC- Fans aber doch nicht leiden. Das Team kam mit positiver Körpersprache aus der Kabine, wirkte selbstbewusst und fest entschlossen, den Pott jetzt auch zu holen. Attura eröffnete das dritte Viertel mit vier Punkten zum 38:37, Rollerson konterte zwar, aber dann eröffnete Natalie Burton einen Herner 10:0-Run zum 48:39 (27.), der die Panther endlich zähmte.
Wie befreit spielte der HTC nun auf. Aus Last wurde Lust, die Defense wurde dichter, die Angriffe verwirrender, die Würfe sicherer. Gegen dieses Herner Team war kein Kraut mehr gewachsen. Über 63:43 (31.) und 71:50 (35.) brachte der HTC das Spiel nach Hause und durfte endlich feiern. Und auch das können sie, die Ladys in White. „Aint no mountain high enough“ dröhnte es aus den Boxen – der Titel eines alten Marvin-Gaye-Songs, den sich die Mädels auch auf ihre Pokalsieger-Shirts hatten drucken lassen. Ja, diesen Berg haben sie bestiegen. Am Samstag nehmen sie den nächsten in Angriff.
GiroLive-Panthers Osnabrück - Herner TC 63:79. Osnabrück: Olson (8/1 Dreier), Jongeling (2), Knopp (3/1), Dölle (5), Dzeko, Eichmeyer (11), Strozyk (7), Borchers (1), Takács (11/2), Rollerson 15. HTC: L. Bettonvil (4), Kuijt (9/3), Garbin (4), Burton (3), Westerik (9), J. Bettonvil (2), Karic (11/1), Bully (3), Polleros, Frericks (11), Attura (18/3), Sannes (5/1).