Beim 45:54 gegen Basket Hema SKW enttäuscht der Herner TC auf ganzer Linie. Trainer Marek Piotrowski findet anschließend klare Worte.

Haben Hernes Basketballerinnen das Werfen verlernt? Wurden sie von einem kollektiven Nervenflattern heimgesucht? Oder war der Gegner einfach zu stark? Wie auch immer – das europäische Parkett erwies sich auch im zweiten EuroCup-Heimspiel als zu glatt für den Herner TC.

Mit 45:54 (20:27) unterlagen die HTC-Damen gegen Basket Hema SKW, ein junges Team aus dem belgischen Sint-Katelijne-Waver, und bereiteten ihren Fans einen Halloween-Abend, wie er gräuslicher kaum sein kann.

Schlechte Karten im Kampf ums Weiterkommen

Mit nunmehr 1:2 Siegen hat der HTC im Kampf um das Überstehen der Gruppenphase nun ziemlich schlechte Karten.

Die zweite Niederlage im zweiten Heimspiel musste der Herner TC (li. Adelina Abaiburova) hinnehmen.
Die zweite Niederlage im zweiten Heimspiel musste der Herner TC (li. Adelina Abaiburova) hinnehmen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Wirklich nötig war diese Niederlage nicht. Denn die Gäste waren alles andere als unschlagbar. Klar, sie wirkten als Team homogener als Herne, stellten mit Billie Massey auch die mit Abstand beste Spielerin der Partie. 22 Punkte und 19 Rebounds standen am Ende für die 19-Jährige zu Buche. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Beckie (8) und Lut de Meyer (13) brachte es die Hema-Kapitänin auf 45 Punkte, exakt die Zahl, die alle elf eingesetzten Hernerinnen gemeinsam zusammenkratzten.

Herner TC verzettelt sich in Einzelaktionen

Dabei ließ der Start durchaus hoffen. Nach sieben Minuten mit sechs Punkten von Jordan Frericks und einem Dreier von Kennedy Leonard führte der HTC mit 12:6, obwohl schon in dieser Phase offensiv nicht alles klappte. In der Defense aber arbeitete Herne engagiert und effektiv, hatte lediglich mit Billie Massey einige Probleme. Doch übermächtig erschien dieser Gegner wirklich nicht.

Statt nun konsequent und konzentriert weiterzumachen und mit schnellem Passspiel freie Würfe zu kreieren, verzettelten sich die Gastgeberinnen in Einzelaktionen und rannten sich regelmäßig in der dichten Deckung fest. Die Quittung stellte zumeist Billie Massey aus.

Korb der Belgierinnen scheint wie vernagelt

Mit sechs Punkten in den letzten beiden Minuten sorgte sie dafür, dass ihr Team nach dem ersten Viertel mit 15:14 vorne lag.

Wirkliche Sorgen aber machten sich die meisten HTC-Fans noch nicht. Schließlich wussten wie, dass ihre Mannschaft ihr Potenzial bei weitem nicht abgerufen hatte. Von Minute zu Minute aber wurden die Gesichter länger. Offensiv klappte nichts, der belgische Korb schien wie vernagelt.

Dem 18:18 folgt Funkstille

Nach zwei Freiwurfpunkten von Katharina Fikiel zum 16:15 (11.) dauerte es geschlagene vier Minuten, ehe sich auf dem Herner Scoreboard wieder etwas tat. Laura Westerik, am Sonntag gegen Marburg noch überragend, diesmal aber komplett von der Rolle, glich mit zwei Freiwürfen zum 18:18 (15.) aus.

Danach aber war wieder Funkstille. Frericks scheiterte zweimal von der Linie, auch einfache Korbleger wollten nicht fallen. Erst nach siebeneinhalb Minuten gelang Ivana Brajkovic der erste und einzige Herner Feldkorb dieses katastrophalen Viertels.

Herne bleibt sieben Minuten lang ohne Punkt

Wer geglaubt hatte, es könne nur besser werden, sah sich jedoch getäuscht. Nach Wiederbeginn verkrampfte Herne vollends und blieb bis zum 20:33 fast sieben Minuten lang ohne jeden Punkt. Ob Frericks, Fikiel, Brajkovic oder die völlig indisponierte Adelina Abaiburova: Alle „großen“ Hernerinnen wollten mit dem Kopf durch die Wand, warfen auch aus größter Bedrängnis und wunderten sich, dass die Schiedsrichter ihrer Linie treu blieben und einiges durchgehen ließen.

Auch interessant

Als Frericks (1), Fikiel (2) und Leonard (3) binnen einer Minute auf 26:33 verkürzten, schien der Knoten aber doch geplatzt. Endlich. Das aber rief die belgische Kapitänin wieder auf den Plan.

Herner TC kommt auf drei Punkte heran

Mit fünf schnellen Punkten schraubte Billie Massey die Gästeführung wieder in den zweistelligen Bereich 26:38 (29.), und diese zwölf Punkte Vorsprung nahm Hema auch ins Schlussviertel mit.

Noch aber war Herne nicht geschlagen. Getragen von den Fans, die jede gelungene Aktion inbrünstig bejubelten und ihr Team lautstark nach vorne peitschten, kam der HTC tatsächlich noch einmal heran. Beim 40:46 (36.) verpasste Abaiburova völlig freistehend einen leichten Layup, wenig später war Herne trotzdem in Schlagdistanz (43:46/37.). Die H2K-Arena kochte – doch Billie Massey blieb cool.

Die nächsten zwei Angriffe verbaselt

Per Dreipunktspiel stellte sie auf 43:49, der HTC verbaselte auch die nächsten beiden Angriffe, und nach zwei De-Meyer-Körben zum 43:53 (39.) war die Messe gelesen.

„Das war nicht unser Anspruch. Wir haben nicht gespielt, was wir uns vorgenommen haben“, war HTC-Trainer Marek Piotrowski am Ende bedient. „Wir haben 35 Minuten nur zugeschaut.“ Auch die Körpersprache habe ihm nicht gefallen.

„Ein komplettes Versagen und nicht schön anzuschauen“

„Das war ein komplettes Versagen und nicht schön anzuschauen.“ Dass sich der HTC trotz einiger Routiniers von 19-Jährigen die Butter vom Brot habe nehmen lassen, nervte ihn besonders. „Genug geballert haben wir ja. Aber mit 20 Prozent Wurfquote kann man nicht gewinnen.“

Viertel: 14:15, 6:12, 10:15, 15:12HTC: Frericks (13 Punkte, 16 Rebounds), Leonard (10/2 Dreier), Fikiel (8), Brajkovic (4), Rupnik (4), Abaiburova (4), Westerik (2), Claesson, Zolper, Polleros, Sannes, Schmidt.

SKW: Billie Massey (22/2, 19 Reb.), De Meyer (15/1), Beckie Massey (8), Ramette (5/1), Ouahabi (2), Maesschalck Cornand (2), D Vooght, Vervaet, Traore, Omeonga Djamba, Musanovic.

Statistik (HTC -- SKW): Zweierquote 26,2 % (17/65) – 36,5 % (19/52); Dreierquote: 15,4 % (2/13) – 25 % (4/16); Freiwurfquote: 64,3 % (9/14) – 75 % (12/16); Rebounds: 45 (14 offensiv, 31 def.) – 40 (4, 36); Turnovers: 12 – 15; Fouls: 22 – 15.