Zu viele Gegentore: Der SC Westfalia Herne legt einen Schwerpunkt auf die Abwehrarbeit. Sonntag tritt das Knappmann-Team in Ennepetal an.

Freitagnachmittag im Stadion am Schloss. Christian Knappmann schreitet den Kunstrasen ab. Prüfender Blick dort hinüber, abgezählte Schritte in eine andere Richtung, und das nächste Hütchen liegt an seinem Platz. Denn das ist für Knappmann, den Trainer des SC Westfalia Herne klar nach den bisherigen Spielen dieser Saison, und dazu zählen auch schon die Vorbereitungs- und Pokalspiele: welche Stellschrauben zurzeit besonders gedreht werden müssen, auch im Hinblick auf das nächste Spiel beim TuS Ennepetal (Sonntag, 15 Uhr).

Seine Mannschaft, so Knappmann, habe nicht nur erst zwei Punkte. Sondern vor allem zu viele Gegentore bekommen. Schon im ersten Testspiel gegen BG Überruhr waren es drei gewesen (5:3 am Ende für Herne), und das zog sich durch die Spiele im Cranger-Kirmes-Cup, besonders in den beiden Spielen gegen den DSC Wanne-Eickel (1:6 in der Vorrunde, 0:6 im Finale). Im Westfalenpokal hieß es in der ersten Runde 3:2 beim SV Wanne 11 nach 3:0-Führung.

„Das hat nichts mit der Dynamik des Spiels zu tun“

„In Schermbeck schießen wir drei Tore, gegen Holzwickede zwei. Die könnten auch reichen, um Spiele zu gewinnen. Das hat bei uns nichts mit der Dynamik des Spiels zu tun. Es ist egal, ob wir in Führung gehen oder nicht, wir bekommen zu viele Gegentore“, so Knappmann.

Deshalb liegen die bunten Markierteller an diesem Freitag sorgfältig verteilt auf dem Kunstrasen im Stadion am Schloss und warten auf die Bein- und Kopfarbeit der Herner Spieler für die Verteidigungszonen: „Wir bekommen zu viele Tore nach Standards und sind anfällig für Konter.“ Die drei Tore am Sonntag für Rheine seien alle durch gegnerische Schnellangriffe gefallen. Deshalb ist sei für das Spiel in Ennepetal vorrangig, „das Tor zu beschützen.“

Funke muss wieder bei allen überspringen

Die Niederlage gegen Rheine ist abgehakt, als Vorsitzender hat Uwe Heinecke die Mannschaft nach dem Spiel zu einem Extra-Gespräch gebeten. Ausdrücklich befürwortet vom Trainer: „Einige Kritik an den Jungs ist ja auch berechtigt. Bei manchen springt der Funke im Moment nicht über.“

Was ihn, Knappmann, etwas enttäusche, sagt er: „Es stehen auch jetzt überwiegend die Spieler auf der Platte, die seit November 2018 richtig abgeliefert haben. Sie haben ihre Qualität schon nachgewiesen.“

Aufs Punktekonto einzahlen

Dass andererseits der Kredit aus dieser Erfolgsserie bei manchem Beobachter nach fünf Meisterschaftsbegegnungen schon verspielt zu sein scheint, das geht Knappmann zu schnell: „In zwölf Monaten haben wir es von Zero to Hero geschafft. Das war das vielleicht spektakulärste Wechselbad der Vereinsgeschichte. Und das ist jetzt noch nicht zehn Jahre her.“

Aufs eigene Punktekonto allerdings wollen die Herner einzahlen, auch in der Auswärtsbegegnung beim Tabellenführer Ennepetal (vier Punkte und ein Unentschieden aus fünf Spielen). Das Westfalenpokalspiel dort verloren die Herner trotz ihrer besten Saisonleistung mit 0:2 – durch zwei späte Gegentore.

Der „Gegentorflut“ entgegenstemmen

Aber der „Gegentorflut“ (Knappmann) der bisherigen Spiele wollen sich die Herner entgegenstemmen. Die ganz filigrane Fußballarbeit rückt deshalb auch erst mal in den Hintergrund.

„Unsere Spielidee geht ganz klar auf den zweiten Ball, auch in Ennepetal“, sagt Christian Knappmann – dann muss er weiter das Training vorbereiten. In der Verteidigungszone wartet auf ihn und seine Spieler noch viel Arbeit an diesem Tag.