Der Herner TC hat Fans und Sponsoren seine neuen Bundesligateams vorgestellt. Ivana Brajkovic komplettiert den Kader des Deutschen Meisters.

Wir sind HTC. Vor gut vier Monaten stand ganz Herne hinter seinen Basketballerinnen, die sich binnen kurzer Zeit beide nationalen Titel schnappten, erst den DBBL-Pokal, dann die deutsche Meisterschaft. Unvergessen sind die Empfänge im Rathaus mit Eintrag ins Goldene Buch oder der Autokorso durch die Stadt. Jetzt muss sich zeigen, ob diese Euphoriewelle durch den Sommer getragen hat und das neue Team zu ähnlichen Erfolgen tragen kann.

Was die jungen Damen sportlich zu leisten vermögen, davon können sich die Fans des Herner TC in der heimischen H2K-Arena allerdings erst am 6. Oktober einen Eindruck verschaffen, wenn Aufsteiger Heidelberg zum dritten Bundesligaspiel in Herne aufkreuzt. Ein erstes Beschnuppern gab es an diesem Donnerstagabend, als der HTC Freunde, Sponsoren und Ehrenamtliche zur offiziellen Präsentation seiner beiden Bundesligamannschaften ins Veranstaltungszentrum Gysenberg eingeladen hatte.

Kooperation im Jugendbereich

Zu Beginn gehörte die Bühne den Mädchen, die in der WNBL erfolgreich auf Korbjagd gehen sollen. Voller Freude stellte Karina Sola, eine der Teammanagerinnen, ihr neues „Baby“ vor: Um die Talente der Region noch effektiver zu fördern, ist der HTC erstmals eine Kooperation mit Bochum und Hagen eingegangen, zwei weiteren etablierten Standorten im Damen- und Mädchenbasketball. Unter dem Namen „Steelfire 3-2-1“ , der den Bezug zu Kohle und Stahl sowie das Zusammenwachsen „aus drei mach eins“ ausdrücken soll, wird ein Team mit viel Potenzial an den Start gehen. 18 Mädchen gehören zum Kader, so dass immer ein hohes Trainingsniveau garantiert ist. In zwei Jahren soll sogar ein zweites Bundesligateam gemeldet werden.

Mittelfristig will sich der HTC damit ein großes Reservoir schaffen, um heimische Spielerinnen auch für die Bundesligadamen auszubilden. Die weitere Stärkung des Jugendbereichs ist unerlässlich, um den einzigen Bundesligisten aus NRW auch für die Zukunft zu wappnen. In der kommenden Saison schon müssen drei der zwölf Damen auf dem Spielbogen die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Diese Quote wird schrittweise erhöht, bis in der Saison 22/23 nur noch sechs Ausländerinnen eingesetzt werden dürfen.

13 Spielerinnen aus acht Ländern

Aber das ist noch Zukunftsmusik. In diese Saison geht der HTC wieder mit einer Multikulti-Truppe. Die starke niederländische Prägung hat sich mit dem Weggang von Karin Kuijt und der Bettonvil-Schwestern erledigt, der aktuelle Kader umfasst 13 Spielerinnen aus acht Ländern. Erst im polnischen Trainingslager stieß Ivana Brajkovic zum Team: Die serbische Centerin, 26 Jahre jung und 1,95 m groß, kommt von TK Hannover und kennt die Liga also – ein Umstand, der die Eingewöhnungszeit erleichtern dürfte.

Jordan Frericks war in der Meistersaison die vielleicht Beste in einem homogenen Team. Als Powerforward soll sie auch in der neuen Saison ein Herner Trumpf sein.
Jordan Frericks war in der Meistersaison die vielleicht Beste in einem homogenen Team. Als Powerforward soll sie auch in der neuen Saison ein Herner Trumpf sein. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Mit Kennedy Leonard und Adelina Abaiburowa hat Herne nur zwei Spielerinnen ganz neu in die DBBL geholt. Eva Rupnik und Matilda Claesson haben in Braunschweig gespielt, Katharina Fikiel in mehreren Clubs, auch bereits in Herne. Publikumsliebling Jordan Frericks, Drew Sannes, Laura Westerik sowie Chloe Bully, die wegen eines Kreuzbandrisses lange ausfällt, sind aus dem Meisterteam bekannt, ebenso die Nachwuchsspielerinnen Laura Zolper, Sarah Polleros und Frida Schmidt.

Chloe Bully liebt Bananenweizen

Sie alle wurden am Donnerstag einzeln zu kurzen Interviews auf die Bühne gebeten. HTC-Pressesprecherin Miriam Zumbusch entlockte ihnen viele Nettigkeiten über Herne, seine tollen Menschen und die großartigen Fans, aber auch einiges zum Schmunzeln. So trinkt Chloe Bully liebend gern Bananenweizen, Frida Schmidt nutzt häufig die E-Scooter, Drew Sannes liebt deutsche Weihnachtsmärkte und Laura Westerik Currywurst/Pommes. Und Jordan Frericks will nach ihrer Karriere gern als Architektin Sportstätten designen, am besten olympische. Hernes beste Werferin der letzten Saison stellt eben nicht nur unter den Körben hohe Ansprüche an sich selbst.

Ihrem Trainer wird das gefallen. Auch Marek Piotrowski gibt sich ungern mit halben Sachen zufrieden. Deshalb scheute er sich auch nicht, dem netten Kennenlernabend ein paar kritische Töne beizumischen. „Wir wären besser noch zwei Wochen in Polen geblieben“, sagte er mit Verweis auf die derzeit miserablen Trainingsmöglichkeiten in Herne. Denn weil die eigene Halle umgebaut wird, muss der HTC ausweichen und kann bis zum Saisonstart in Hannover gegen Osnabrück kein Testspiel mehr bestreiten. „Wir trainieren mit Brettern, die sind nicht mal für die Regionalliga zugelassen. Da springen die Bälle völlig anders ab“, bemängelt er. Auch die Beleuchtung sei großenteils defekt. „Solche Bedingungen sind eines Deutschen Meisters unwürdig“, findet Piotrowski. Kann man so sehen.