Herne. Der Trainer von Westfalia Herne im Interview über den Vorbereitungsstand, die Roten Karten beim Kirmes-Cup und die defensiven Schwächen.

Nach dem 0:6 gegen Wanne-Eickel im Cranger-Kirmes-Cup-Finale waren sie „richtig angepisst“ bei Fußball-Oberligist SC Westfalia Herne, wie der Sportliche Leiter Tim Eibold sagte. Aber nicht lange. Trainer Christian Knappmann schaute auf sein Personal (vier Platzverweise), die Leistungen und den Vorbereitungsplan und vereinbarte kurzfristig noch ein Testspiel am Mittwochabend beim BV Herne-Süd (19 Uhr, Bergstraße). Er ordnet den Kirmes-Cup ein – und erklärt im Interview, was bis zum Oberliga-Start in eineinhalb Wochen passieren muss.

Herr Knappmann, wie lief die Aufarbeitung vom Kirmes-Cup?

Es mag wieder arrogant klingen, aber das hat uns nicht so tief getroffen, dass unser ganzes Weltbild erschüttert ist. Natürlich wollten wir das Finale gewinnen. Aber da sind eben auch einige Dinge passiert, die das Spiel sehr beeinflusst haben. Man muss natürlich sagen, dass der DSC das Turnier hochverdient gewonnen hat – Wanne-Eickel hat über die zehn Tage richtig gut performt. Da bricht mir kein Zacken aus der Krone, wenn ich das sage. Und gleichzeitig sind wir mit der Vorbereitung eben insgesamt nicht zufrieden, unabhängig vom Kirmes-Cup.

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Dabei fehlen jetzt vier Spieler gesperrt, Fuchs und Ciccarelli sogar noch in der Meisterschaft. Was für Auswirkungen hat das auf Ihre Pläne in der Vorbereitung?

Das sind natürlich Stammspieler, die uns fehlen, auch wenn Duyar und Abdallah (beide sind zehn Tage gesperrt; d. Red) gegen Schermbeck wieder dürfen. Auch deshalb haben wir den Test in Herne-Süd noch in den Vorbereitungsplan geknallt. Wir hoffen, dass jetzt andere, die nicht diesen Status in der Mannschaft haben, abliefern. Die können in den Rhythmus kommen, um dann auch gegen Schermbeck zu spielen.

Tim Eibold sprach nachher davon, dass die Roten Karten „Dummheiten“ gewesen seien. Wie haben Sie das Thema intern besprochen?

Ich verstehe da Tims Position. Und klar: Die Roten Karten waren berechtigt und sie waren unnötig. Aber ich bin da anderer Meinung als Tim, was ja auch mal ganz gut ist. Und das ist eben mein Problem mit dem Cranger-Kirmes-Cup: Der Druck auf Schiedsrichter und Spieler ist viel höher, es geht auch um einiges an Euros, auch für die Mannschaftskasse. Das ist auch explizit keine Schiedsrichter-Kritik. Aber die Gefahr, bei einem Freundschaftsspiel Karten oder Verletzungen mitzunehmen ist viel geringer als beim Kirmes-Cup. Die Spiele dort muss man angehen wie ein Pflichtspiel. Michael Smykacz hat in zehn Tagen fünfmal 90 Minuten gespielt. Das hat für mich nichts mit Vorbereitung zu tun.

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Aber die Spieler holen sich die Roten Karten, obwohl sie ja wissen, dass die Meisterschaft in zwei Wochen viel wichtiger ist.

Ja. Aber ich kann einen Spieler auch mal verstehen. Die Spiele sind von der Stimmung her wie Pflichtspiele, was man an den Zuschauern merkt, was für viele sicher auch den Reiz des Turniers ausmacht, aber dann geht man da eben auch nicht ran wie an ein beliebiges Vorbereitungsspiel. Und dann kann ich einen Spieler irgendwie auch verstehen, wenn er bei so einem Spielstand mal ausrastet, wenn er nochmal getreten wird.

Die sportliche Aufgabe wird dadurch nicht leichter. Gegen Wanne-Eickel hatten Sie eigentlich angekündigt, nicht mit der Dreierkette zu spielen – stellten dann doch so auf und mussten nach zwanzig Minuten auswechseln und umstellen, weil die Abwehr unterging.

Ja. Dass wir unser System nicht extra umgestellt haben, um zu gewinnen, sondern weiter probieren wollten, zeigt glaube ich den Stellenwert des Turniers für uns. Das 3-1-4-2-System war meine Idee und die Jungs sind begeistert davon, die wollen es unbedingt spielen, deshalb haben wir das gegen Wanne-Eickel auch so gespielt. Der Reiz ist einfach, dass man sechs Offensivspieler auf dem Platz hat und ganz viel Druck machen kann. Damit können wir so dominant auftreten wie gegen Sodingen oder Wanne 11, wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass das nicht unser Maßstab ist. Der DSC Wanne-Eickel hat uns das aufgezeigt. In dieser Hinsicht war der Cranger-Kirmes-Cup sicher sehr lehrreich für uns, so dass wir nicht verblendet nach Schermbeck fahren, sondern sehr genau wissen, was zu tun ist.

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Wie sieht der Plan also aus?

Wir sind stabiler in der Viererkette, die Mannschaft ist begeistert von der Dreierkette. Die war zwar meine Idee, ich bin davon aber nicht überzeugt. Wir sind nicht einmal mehr zwei Wochen vom Saisonstart entfernt. Wir müssen eine pragmatische Lösung finden, es ist gut möglich, dass das in den ersten Wochen der Saison doch eher die Viererkette ist.

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