Nach dreieinhalb Jahren verlässt Trainer Holger Flossbach den DSC Wanne-Eickel. Sebastian Westerhoff und Michele Di Bari planen die neue Saison.
Holger Flossbach war lange im Ruhrgebietsfußball unterwegs, die vergangenen dreieinhalb Jahre beim DSC Wanne-Eickel. Jetzt übergibt er den Trainerposten an Sebastian Westerhoff, zieht Bilanz – und gewährt auch einen Blick in seine nähere sportliche Zukunft, die er beim Bezirksligisten SF Merfeld findet. Im Ländlichen also, aber langweilig wird es auch da kaum werden.
Denn dort, so Flossbach geht es äußerst familiär zu, und die Sonntage, die sind auch im gemeinschaftlichen Sinne durchgetaktet.
Die drei Hauptprogrammpunkte zum Wochenabschluss, so Flossbach, lauten so: „Kirche, Frühschoppen und nachmittags zum Fußball gucken.“ Auch auswärts, der Merfelder Anhang setzt zu Partien auf fremdem Platz einen Fanbus ein. In der abgelaufenen Saison etwa führten die Auswärtsfahrten nach etwa Epe, Wüllen oder Weseke – das sind Gegner-Namen, auf die sich Holger Flossbach jetzt einstellen wird. Aber das dürfte ihm so schwer nicht fallen, denn Merfeld war seine zweite Trainerstation, zu der er nach seinem ersten Job beim SV SW Lembeck gekommen war.
Das letzte Spiel mit dem DSC Wanne-Eickel beim SV Horst-Emscher war das 782. Spiel in seiner Trainerlaufbahn – 99 davon in der Westfalenliga mit dem DSC Wanne-Eickel, 100 waren es mit dem TSV Marl-Hüls in Bezirks-, Landes- und Westfalenliga gewesen. Immer noch auf Platz eins in der Liste seiner Spiele an der Seitenlinie: 255 Spiele mit der SpVg. Marl in der Verbandsliga.
Was das Familiäre angeht, so Flossbach, sei der DSC mit seiner Jugendarbeit auf einem guten Weg, aber auch mit dem anstehenden Umzug der Nachwuchsabteilung von der Reichsstraße in den Sportpark Wanne. Seinem Nachfolger Sebastian Westerhoff, dem bisher spielenden Co-Trainer, überlasse er „schon ein gutes Feld“, mit der Vizemeisterschaft 2018 und Platz eins jetzt in der Rückrunde der abgelaufenen Westfalenliga-Saison. Aber Flossbach ist sich sicher: „Wester wird’s wuppen, mit Empathie und seinem Fußballsachverstand. Er macht ein gutes Training, es war ein Genuss, mit ihm zusammenzuarbeiten.“
59 Spieler waren im Einsatz über die dreieinhalb Jahre, in denen Holger Flossbach an der Seitenlinie beim DSC Wanne-Eickel stand. Sebastian Westerhoff, auch mit einer langen Verletzungspause nach seinem Achillessehnenriss, erreicht mit 45 Einsätzen immer noch Platz zehn in der Rangliste nach Anzahl der Spiele. Die meisten Spiele unter Holger Flossbach haben Stephen Lorenzen (76), Christian Melchner (72) und Josse Gerick (61) gemacht, die meisten Tore, 40, hat Dawid Ginczek erzielt.
Qualitätsverlust durch Ausfälle wichtiger Spieler
Mit einem Blick in die Statistik der Einsätze in der abgelaufenen Saison, so Flossbach, werde aber auch noch mal ein Dilemma deutlich: „Die Tatsache, dass Sven Preissing nur auf sechs Spiele, Josse Gerick auf zwölf und Christian Melchner auf sechzehn Spiele kommen, dokumentiert unseren Qualitätsverlust.“
Und eines sieht Holger Flossbach im Rückblick auf die dreieinhalb Jahre noch: „Das Timing war schlecht“. Während der DSC in der Spielzeit 2017/2018 eine „überragende Hinrunde“ und eine schwache Rückrunde gespielt hatte, gelang in der abgelaufenen Spielzeit eine erfolgreiche Rückrunde – nach einer allerdings mauen Vorrunde.
Knapp 1,7 Punkte pro Spiel
Holger Flossbach geht mit einer Punktausbeute von knapp 1,7 pro Spiel (99 Spiele/49 Siege/16 Unentschieden/33 Niederlagen) und dem Kreispokalsieg 2019. Der gelang unter anderem dank der Paraden im Spiel und dem gehaltenen Strafstoß im Elfmeterschießen vom jungen Torhüter Niklas Simpson mit 6:5 beim SV Wacker Obercastrop. Simpson, so Flossbach, habe sich besonders gefreut, „denn er kommt aus Castrop und kannte die Hälfte der Leute auf der Anlage.“
Merfelder Verhältnisse, könnte man sagen. Holger Flossbach wird der (Wieder-) Einstieg im Münsterland nicht schwerfallen. In die Vorbereitungszeit wird auch ein gemütliches Beisammensein fallen, zu dem die Merfelder Fans die Spieler und Trainer schon eingeladen haben.
Sebastian Westerhoff und Michele Di Bari planen die neue Saison
Fast täglich in den vergangenen Wochen standen die beiden neuen sportlich Verantwortlichen beim Fußball-Westfalenligisten DSC Wanne-Eickel im Austausch. Michele Di Bari, der neue Sportliche Leiter, und der neue Trainer Sebastian Westerhoff. Für Michele Di Bari kann es offenbar jetzt schon losgehen: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und freuen uns jetzt auf die neue Saison.“
Der DSC zitiert Di Bari in seiner Pressemitteilung so: „Wir verfügen über einen hungrigen Trainer und ein gut besetztes Team. Es gibt nichts zu meckern, die Planungen sind zu 99 Prozent abgeschlossen.“ Auch Sebastian Westerhoff, der Holger Flossbach ablöst, fiebert seiner ersten Saison als Cheftrainer entgegen: „Meine erste Aufgabe sind Maßnahmen zum Teambuilding. Fußballerisch, das kann ich aber versprechen, werden wir unseren Fans attraktiven Fußball anbieten. Damit sollten wir wieder einen Platz unter den besten fünf Mannschaften belegen. Ob mehr geht, wird die Saison in dieser ausgeglichenen Liga zeigen.“
Aus Sinsen kommen Marco Kampmann, Johannes Engel und Marvin Piechottka
Neuzugänge zur kommenden Saison beim DSC Wanne-Eickel sind: Damian Bartsch (Spvgg. Schonnebeck), Orkun Koymali und Rene Michen (beide TuS Hordel), Nicolai Lux (SV Wanne 11), Luca Robert (TSV Marl-Hüls U19) sowie ein Trio vom Westfalenliga-Dritten TuS 05 Sinsen. Von der Bezirkssportanlage Obersinsen kommen Marco Kampmann, Johannes Engel und Marvin Piechottka.
Für den Weg, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, sollen beim DSC Wanne-Eickel Erdi Can Aydemir, Bünyamin Karatas, Paul Brauckmann und Cedric Presshoff, stehen, die aus der U19 in die „Erste“ aufrücken. Sebastian Westerhoff: „Mit dem Kader bin ich sehr zufrieden. Ich denke, wir haben sowohl quantitativ als auch qualitativ einen sehr guten und ausgeglichenen Kader. Durch die Neuzugänge sind wir im System, aber auch in der Besetzung der einzelnen Positionen sehr variabel.“
Verlassen haben den DSC Wanne-Eickel: Jan-Niklas Kaiser (TuS Haltern), Dzenan Pilica (Spvgg. Erkenschwick), Niklas Baf, Dario Gedenk (beide FC Marl), Daniel Wistuba (SV Holsterhausen), Christian Melchner und Gerard Lubkoll (beide unbekannt). Marcel Wistuba ist noch unentschlossen, wo er in der kommenden Saison spielen möchte.