Hattingen. Der Fußballer der SG Welper verbrachte durch ein Sportstipenidum fast zwei Jahre in den USA. Er erzählt von Krokodilen und anderen Unwägbarkeiten.
Alles begann mit dem Wunsch, ein anderes Land zu sehen, eine andere Sprache zu sprechen, ein eigenes Abenteuer zu erleben. Gordon Zebrowski wollte raus in die weite Welt und seine gewohnte Umgebung zumindest für eine ganze Weile verlassen.
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Und da Zebrowski sportlich ist und seine Füße ganz geschickt im Umgang mit dem Ball sind, bewarb sich der Spieler der SG Welper, der zuvor auch schon für den SC Obersprockhövel in der Fußball-Landesliga auflief, im Jahr 2019 für ein Sportstipendium in den USA. Es war der Beginn einer aufregenden Zeit.
SG Welpers Gordon Zebrowski überzeugte beim Auswahltraining
Nachdem Zebrowski die ersten Hürden auf dem Weg zum Stipendium gemeistert hatte, stand nun das entscheidende Auswahltraining in Mönchengladbach an, für das sich die wichtigsten Trainer der US-Universitäten angemeldet hatten. 120 junge Spieler versuchten die Trainer mit ihrem Können zu beeindrucken.
Zebrowski fiel gleich mehreren Trainern auf und erhielt mehrere Angebote. Er entschied sich für die Universität Alabama. „Die Uni liegt an der Küste, direkt am Strand. Das war schon sehr verlockend. Außerdem war das Angebot so gut, dass ich nur ganz wenige Kosten selber tragen musste“, sagt Gordon Zebrowski.
Der Welperaner war zu diesem Zeitpunkt bereits 23 Jahre alt, die meisten anderen Bewerber waren ein bis zwei Jahre jünger.
Physiotherapeuten standen stets zur Verfügung
Im August 2019 war es dann soweit. Zebrowski machte sich auf in die USA. An der Universität und im Wohnheim lebte er sich schnell ein. Auch an seinen neuen Alltag hatte er sich schnell gewöhnt. Vormittags standen für ihn und seine Mitspieler Kraft- und Fitnesstrainingseinheiten an. Im Anschluss nahm er an Kursen an der Uni teil.
In Deutschland hatte Gordon Zebrowski seinen Bachelor im Fach soziale Arbeit abgeschlossen und in den USA wollte er dann einen Masterabschluss in Business Administration erreichen. Nachmittags ging es auf den Fußballplatz. „Fußball wird in den USA deutlich körperbetonter gespielt. Nach der Vorbereitung war ich so fit wie noch nie zuvor“, erzählt Zebrowski.
„Außerdem läuft alles viel professioneller ab. Es gibt viele Trainer und den Spielern steht immer ein Physiotherapeut zur Verfügung. Man kann eigentlich immer hingehen und sich massieren lassen. Die Betreuung ist schon herausragend.“
Krokodile auf dem Weg zum Testspiel
Nach einiger Zeit stand dann das erste Testspiel an. „In den USA ist es nicht unüblich für ein Freundschaftsspiel mal ein paar Stunden zu fahren. Mit dem Mannschaftsbus sind wir vier Stunden unterwegs gewesen“, so Zebrowski.
Während seine Mitspieler die Fahrt nutzten, um zu entspannen und etwas zu schlafen, schaute Zebrowski wie gebannt aus dem Fenster. „Wir sind am Strand und dem Ozean entlang gefahren. Die Natur dort ist sehr beeindruckend. Vom Bus aus hat man Krokodile und Alligatoren beobachten können. Ich konnte mich daran nicht satt sehen.“
Beim Testspiel bekam Gordon Zebrowski eine böse Nachricht
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Als das erste Spiel begann, saß der damals 23-jährige auf der Bank und wartete auf seinen Einsatz. Er wartete und wartete. Plötzlich kam sein Trainer zu ihm und sagte, dass er nicht spielen könne. Der Verband habe ihm die Spielgenehmigung verwehrt, da sein Schulabschluss in Deutschland schon zu lange her sei. „Das war natürlich der GAU für mich“, sagt Gordon Zebrowski.
Die Enttäuschung war groß, er blieb zwar zunächst, trainierte weiter mit und half dem Coach als Assistenztrainer, doch eigentlich wollte er spielen. Und so wechselte er nach zwei Semestern und einer kurzen Pause in Deutschland zur Universität Tennessee, für die er eine Spielberechtigung erhielt.
Coronainfektion und Quarantäne verdammen ihn zum weiteren Warten
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Doch zum Spielen kam er da zunächst auch nicht. Die Corona-Pandemie machte ich einen Strich durch die Rechnung. Nach der erneuten Einreise in die USA, musste er sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben. Als die Quarantäne gerade seit ein paar Tagen beendet war, infizierte er und der Großteil seiner Mannschaft sich mit dem Virus. Wieder waren mehrere Wochen in der Quarantäne nötig.
Gordon Zebrowski musste jede Menge Geduld aufbringen, aber das zahlte sich aus. Im Februar 2021 absolvierte er endlich sein erstes Spiel und 14 weitere Einsätze folgten. „Es war eine wirklich tolle Zeit, die ich nie vergessen werde. Ich habe viele neue Freunde gefunden und wir leben alle gar nicht so weit voneinander entfernt. Ein guter Freund wohnt in Venlo, ein anderer in Österreich und andere wiederum in England. Wir werden uns demnächst alle wiedersehen und da freue ich mich schon drauf“, sagt er.
„Ich bin sehr froh und dankbar diese Auslandserfahrung gemacht zu haben.“
Zurück bei der SG Welper – wie lange, ist aber unklar
Seit ein paar Wochen ist Zebrowski wieder in der Heimat. Demnächst wird er sein Masterstudium beenden und für die SG Welper auflaufen.
„Ich habe viele Zukunftspläne“; erklärt Gordon Zebrowski. „Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass man alles erreichen kann, wenn man es sich zutraut und seine Ziele verfolgt.“
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