Hattingen. Der Torwart von Hedefspor hatte seine lange Laufbahn eigentlich schon beendet. Weshalb er trotzdem wieder den Weg zwischen die Pfosten fand.
Peter Peschel, Thomas Reis und Thomas Stickroth nehmen Tempo auf und laufen auf das Tor von Marc Sobkowiak zu. Fast 4000 Menschen sehen zu, wie sich die Profis des VfL Bochum dem Kasten des jungen Keepers von Amac Spor Dahlhausen nähern. Das war im Jahr 1999. Der Bundesligist war an den Anemonenweg gekommen, um im Benefizspiel gegen eine Kreisliga-Auswahl Geld für die Erdbeben-Opfer in der Türkei zu sammeln.
22 Jahre später hütet Marc Sobkowiak immer noch das Tor – oder besser gesagt wieder. Der 40-Jährige hatte eigentlich schon seine Karriere beendet, doch nun steht er bei seinem Herzensverein Hedefspor Hattingen wieder zwischen den Pfosten. „Ich habe in der vergangenen Saison hin und wieder mal ausgeholfen, wenn Veli Kutlu (Sportlicher Leiter, d. Red) mich gefragt hat. Die Situation war zu diesem Zeitpunkt bei Hedef extrem schwierig“, sagt Marc Sobkowiak.
Trainer, Torwarttrainer und Vorstand fragen bei Marc Sobkowiak an
„Aber irgendwie hat all das meinen Ehrgeiz geweckt. Veli, Trainer Aytekin Samast und mein Lieblingstorwarttrainer Orhan Terzi mussten mich nicht lange überreden, weiterzumachen. Jetzt bin ich trotz meines Alters wieder voll dabei. Es macht unheimlich Spaß. Ich kann der jungen Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen, auch wenn ich mich manchmal ein bisschen wie der Opa des Teams fühle. Aber das ist nicht schlimm.“
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Sobkowiak hat in seiner langen Karriere als Torhüter schon so einiges mitgemacht. Als Fünfjähriger fing er bei der DJK Adler Dahlhausen an, von dort aus ging es in der A-Jugend zu den Sportfreunden Linden, ehe er zu Amac Spor Dahlhausen wechselte. In seinem vierten Seniorenjahr verschlug es ihn zu Hedefspor Hattingen und dort verbrachte er mit einer zweijährigen Auszeit, in der er für den SC Obersprockhövel auflief, den Großteil seiner Laufbahn.
Bei Hedefspor Hattingen fühlt sich der Torwart von Beginn an wohl
„Bei Hedefspor habe ich mich von Anfang an wohl gefühlt. Egal, woher du kommst, egal, welcher Nation oder Religion du angehörst, du bist willkommen. Das war damals so und so ist es auch noch heute“, erklärt Sobkowiak.
Bei den Hattingern erlebte er den rasanten Aufschwung mit, der Hedef bis in die Westfalenliga trug, aber ebenso auch den fast noch rasanteren Niedergang, der im vergangenen Jahr fast mit dem Abstieg in die Kreisliga B seinen Tiefpunkt gefunden hätte. „Wäre Corona nicht dazwischen gekommen, hätten wir den Abstieg wohl nicht mehr verhindern können“, schätzt Sobkowiak.
Erinnerungen an die erfolgreichste Zeit bei Hedefspor Hattingen
An die erfolgreichste Zeit bei Hedefspor, als die Hattinger innerhalb nur weniger Jahre von der Bezirksliga bis hin in die Westfalenliga marschierten, erinnert sich Sobkowiak immer noch gerne. „Zu dem Zeitpunkt des zweiten Aufstiegs war ich ja schon über 30 Jahre alt. Da hätte ich niemals mehr mit so einem Erfolg gerechnet“, sagt der Keeper, der zu dieser Zeit meist auf der Bank Platz nahm, da Selcuk Aydin die Nummer eins bei Hedefspor war.
„Ich habe mich mit Selcuk aber immer sehr gut verstanden. Wir waren leistungstechnisch gar nicht weit auseinander, aber Selcuk war der bessere Fußballer und Hedef hat auch von seinen langen Abstößen gelebt, die auf dem alten Ascheplatz immer eine Waffe waren.“
Über die Reservistenrolle hat er sich nie beschwert
Sobkowiak beschwerte sich über seine Reservistenrolle nicht und wurde dafür immer wieder belohnt. Im letzten Landesliga-Spiel vor dem Aufstieg in die Westfalenliga wurde er gegen den SV Herbede eingewechselt. Und die ersten Spiele der neuen Saison in der sechsten Liga bestritt er sogar mehrere Partien von Beginn an. „Wir hatten wirklich eine gute Truppe. Hätten wir zwei oder drei erfahrene Spieler mehr dabeigehabt, dann wäre der Klassenerhalt möglich gewesen“, glaubt Sobkowiak.
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Nun ist er einer der erfahrenen Spieler im Team. Doch nicht nur seiner Mannschaft will er helfen, sondern auch dem Verein. Seit dieser Saison gehört er dem erweiterten Vorstand an und ist zudem als Torwarttrainer im Jugendbereich aktiv, von der E- bis zur C-Jugend. Auch sein Sohn Finn (10) spielt bei Hedefspor. Und – wie sollte es auch anders sein – ist ebenfalls Torwart. „Da kommt er ganz nach seinem Vater“, sagt Marc Sobkowiak.
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