Sprockhövel/Witten. Der Sprockhöveler Till Schaefer, der für den PV-Triathlon Witten startet, arbeitet seit Frühjahr 2019 gezielt an seiner Mentalität – mit Erfolg.

Laue 16 bis 18 Grad zeigt das Thermometer in Cascais an, dazu allerdings einen leichten Regenschauer. Doch wenn es nach der Laune des Triathlon-Pärchens aus Sprockhövel, Till Schaefer und Anna Schauerte geht, wären sie hier heute zum Ironman gestartet. Doch wie so viele Sportveranstaltungen ist auch die Langdistanz in Portugal abgesagt worden. Dabei hatten sich die Starter des PV-Triathlon Witten besonders darauf vorbereitet.

Für Anna Schauerte wäre es die erste Langdistanz auf Wettkampfniveau gewesen. Sie hatte Ende Oktober daher einen eigenen kleinen privaten Wettkampf rund um die Heimat gemacht, mit einiger Unterstützung von Freunden und Familie – und einem Heiratsantrag von Till Schaefer hinter der Ziellinie am Kemnader See. Sie sagte ja.

Till Schaefer hat Training und Wettkampfplanung erweitert

Ihr nun Verlobter hatte sich im Rahmen seines letzten Trainings vor der Winterpause noch einmal etwas mehr vorgenommen. Doch die Planung von Training und den Wettkämpfen ist längst noch nicht alles, was dazugehört. Es steckt viel mehr dahinter, um sich bestenfalls auf den Punkt genau vorzubereiten und die Leistung im richtigen Moment abrufen zu können. Dazu arbeitet Till Schaefer mit einer Mentaltrainerin. Seit dem Frühjahr 2019 begleitet ihn Daniela Dihsmaier auf seinem Weg.

„Es war für mich ein letzter Schritt, der noch gefehlt hat. Wenn in einem Wettkampf etwas nicht gepasst hat, es für mich hart wurde, hat der Kopf sich angeschaltet und ich mich selbst gezwungen, mein Tempo rauszunehmen“, erzählt der Sprockhöveler. Er habe früher immer zu viel auf einmal gegeben, statt sich auf sein Können und seine Stärken hinten heraus zu verlassen und damit zu arbeiten. Das Laufen zum Abschluss des Triathlons zählt zur Stärke von Schaefer.

Ohne Mentaltraining hat der Sprockhöveler die Ironman-WM verpasst

Doch wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt im Rennen seine gewünschte Platzierung nicht stimmte, machte er sich verrückt und kam außer Tritt. So verpasste er es auch erst, sich für die Ironman-WM auf Hawaii zu qualifizieren. Vor seinem entscheidenden Rennen 2019 in Zürich, wo er die Qualifikation schaffte, hat er mit seiner Mentaltrainerin einige Sitzungen gehabt. „Dazu gehört auch Vor- und Nachbereitung, quasi Hausaufgaben. Es ist das, was ich im Training üben muss, um es im Wettkampf abrufen zu können“, erklärt der Lehrer.


Im Unterbewusstsein sei er dadurch stärker geworden. Außerdem ist das Gefühl für seinen Taktikplan besser geworden. „Früher bin ich schnell panisch geworden und habe überzogen“, weiß Schaefer. Nun gelingt es ihm, sich selbst besser zu steuern. Dabei ruft er sich bestimmte Verhaltensweisen in Erinnerung oder fokussiert sich ganz bewusst auf seine Technik, etwa wenn ein Muskel zwickt oder zum Krampf ansetzt. Natürlich sei ein Krampf nicht einfach wegzudenken, dabei komme es auch weiter auf die richtig dosierte Versorgung auf der Strecke an und auf das Tempo.

Mentaltraining schlägt beim Qualifikationsrennen in Zürich an

Doch in Zürich habe es beispielsweise funktioniert, keinen Krampf zu bekommen, obwohl ein Ansatz bereits da war. „Sonst bin ich an der Stelle in alte Muster verfallen und wusste, dass der Krampf gleich kommt“, sagt der Triathlet. Das habe ihn geschwächt. Mit dem Mentaltraining hat Schaefer so noch übrige Kraftreserven aus sich heraus geholt. „Es sind nur Nuancen. Aber es ist immer besser, wenn ich es mache.“

Auch, wenn Schaefer merkt, dass ihm das Mentaltraining hilft, hat er das Gefühl, dass es in der Gesellschaft eher ein Tabuthema ist. „Die Sportler, die sich mental coachen lassen, sprechen oft nicht darüber und stehen nicht dazu. Dabei kann man eigentlich erst besser werden, wenn man es auch versteht, dass man Hilfe braucht“, so Schaefer. Doch oft werde ein Mentaltraining eher als Schwäche aufgefasst.

Sprockhöveler hat sich gezielt verbessert

Der Sprockhöveler hat sich dadurch jedenfalls verbessert, an den zuvor noch kleinen vorhandenen Schwächen gearbeitet und so auch sein großes Ziel, Hawaii erreicht. Wenn sich etwa ein Krampf andeutet, schaut er, wie er seinen Körper gut versorgen kann. In erster Linie denkt er aber gar nicht mehr an den Krampf, den Störfaktor. „Ich balle dann eine Faust, danach sind die Gedanken positiv und nach vorne gerichtet. Schmerzen treten natürlich immer mal zwischendurch auf, aber es liegt dann in der Entscheidung des Sportlers, ob er sie weiter zulässt“, erklärt es der 35-Jährige.


Was ihm geholfen hat, ist die Figur Joker aus Film und Fernsehen. „Seine abgebrühte Art fand ich immer schon cool“, so Schaefer. Nun begleitet ihn Joker auf der Schulter in einem Wettkampf und ruf ihm das in Erinnerung, woran er denken möchte und muss, wenn er ein gutes Resultat erreichen will. Diese Strategie mag anderen nicht helfen, es muss jeder für sich ausprobieren. Vor den großen Wettkämpfen hat sich Schaefer eine Liste mit Rennen geschrieben, die gut liefen. Daran denkt er künftig in kniffligen Momenten. Außerdem gibt er Daniela Dihsmaier eine Rückmeldung, um weiter an kleinen Stellschrauben zu drehen.

Das nächste Ziel ist der 15. Mai 2021, dann ist der Ironman auf Mallorca geplant. Mit positiven Gedanken, egal bei welchem Wetter.

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