Hattingen. Stefan Pieper und die SF Niederwenigern gehören zusammen. In zweiter Reihe ist schon seit 2004 unverzichtbar. Dabei wurde er selbst 1992 geboren.

Im nächsten Jahr seien es schon 20 Jahre als Betreuer bei den Sportfreunden Niederwenigern – „aber inoffiziell“, sagt Stefan Pieper schmunzelnd, dabei wurde er selbst erst 1992 geboren.

„Das fing schon 2004 an. Mein Vater erzählte damals stolz, dass er mit Jürgen Margref und Dietmar Klinger neue Trainer habe“, sagt der Sohn von Berthold Pieper, der den Hattinger Fußballverein einst als Abteilungsleiter nach oben führte. „Da war ich zwölf und wollte unbedingt dabei sein, ich habe damals kein Spiel verpasst“, so Stefan Pieper lachend.

Woche für Woche schaute er sich die Spiele der Wennischen an, zu Hause und auswärts. Nach und nach packte er auch mit an, wurde Teil des Trosses neben dem Platz.

„Zunächst habe ich Friedel Zimmermann geholfen. Er ist jetzt 82 und noch immer einer der treusten Fans. Als er dann als Betreuer aufhörte, habe ich mit angefasst. Ich dachte mir, wenn ich immer mitfahre, muss ich auch anpacken, den Tag musste ich mir verdienen“, erinnert sich Pieper, der von sich selbst sagt, dass er nicht mit besonders viel fußballerischem Talent gesegnet sei.

Sportfreunde Niederwenigern: Stefan Pieper war schon ganz früh dabei

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Das Interesse an seinem Verein war aber immer groß. Bis zur C-Jugend schnürte er die Fußballschuhe für die Sportfreunde Niederwenigern, „ein anderer Verein kam nie in Frage. Ich komme aus dem Dorf, bin hier aufgewachsen. Da gibt es nur einen Klub“, sagt er voller Überzeugung. Ein paar Jahre probierte er sich beim VfL Niederwenigern, spielte Handball und Tischtennis. Doch einen wirklichen Platz in seinem Herzen fanden die Sportarten nie. Der war nämlich schon immer an die Sportfreunde und den Fußball vergeben.

Mit der Volljährigkeit wurde Pieper dann auch offiziell zum Betreuer der ersten Mannschaft ernannt. „Damals war es eine aufregende Zeit. Es hat sich viel verändert, die Gegner, das Training, aus unserer Asche wurde ein Kunstrasenplatz...“, sagt Pieper.

Stefan Pieper kümmert sich vor und während der Spiele der Sportfreunde Niederwenigern um zahlreiche Dinge.
Stefan Pieper kümmert sich vor und während der Spiele der Sportfreunde Niederwenigern um zahlreiche Dinge. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Und auch seine eigenen Aufgaben wurden komplexer. Erst habe er nur die Bälle geholt und Wasser zur Verfügung gestellt, sich um „Kleinigkeiten“ gekümmert, wie er es selbst ausdrückt. Irgendwann aber kam dann auch der Arztkoffer dazu. „Dann wurden nicht mehr zwei, sondern fünf Bälle gebraucht. Mit Jürgen und Dietmar waren hier zwei ehemalige Top-Trainer. Die haben frischen Wind reingebracht. Wir brauchten auch nicht mehr 15 Spielertrikots, sondern 18. Mittlerweile sind es schon 25, weil jeder nun natürlich seine eigene Nummer hat“, beschreibt Pieper den Wandel der vergangenen Jahre.

Arztkoffer, Bälle, Trikots, Obst und noch viel mehr

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Inzwischen hat sich all das noch einmal weiterentwickelt. Ein bis zwei Stunden vor jedem Spiel ist er nun am Platz an der Burgaltendorfer Straße und bereitet alles gemeinsam mit Daniel Koch vor: Die Bälle werden aufgepumpt, der Arztkoffer vorbereitet, die Trikots für jeden Spieler, die während der 90 Minuten auch GPS-Geräte tragen, um die Laufleistung zu messen, an den entsprechenden Platz gehangen, die Hosen dazu gelegt, das gekaufte Obst drapiert, die Liege für Massagen und Physiotherapie aufgebaut, Trinkwasser für die eigene Mannschaft und die Gegner organisiert, die Coaching Zonen auf dem Platz abgesteckt und die Jugendtore weit neben das Feld gerollt.

„Da gab es vor vielen Jahren mal einen Unfall mit Fabian Lümmer. Er ist oft im Vollsprint zur Auslinie gerannt und hat den Ball noch weggespielt. Einmal konnte er aber nicht mehr bremsen und ist daher in so einem Tor gelandet. Da habe ich mir gedacht, dass das so nicht geht, dass es zu gefährlich ist. Seitdem achte ich da sehr drauf“, sagt Pieper.

Und auch während des Spiels hat er als Betreuer seine Aufgaben. „Zum Beispiel darf auf der gesamten Anlage kein anderer Ball als der Spielball gespielt werden. Es gibt sehr strenge Schiedsrichter, die darauf achten. Dann muss ich die Kinder ansprechen und sie bitten, während der Partie nicht selbst mit einem Ball zu spielen. Das ist dann eher unangenehm.“

Bei der Musikauswahl der Mannschaft wird Stefan Pieper skeptisch

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Natürlich spüre er bei dieser ganzen Palette an Dingen, auf die er achten muss, auch ab und an Druck. Es ist schon ziemlich professionell, wie es bei den Sportfreunden zugeht. Doch all das mache er gerne. Und die Momente mit Daniel Koch und allen anderen im Verein – wie zum Beispiel die Rückfahrten nach Auswärtsspielen in Oberliga-Zeiten, in denen sich im Mannschaftsbus durchaus mal die Gerüche von Bier und Frikadellen mischten – sind für Pieper mehr als genug Lohn dafür.

Gelb-schwarze Tornetze, ganz schwarze oder doch weiße? Auf solche Dinge achtet Stefan Pieper.
Gelb-schwarze Tornetze, ganz schwarze oder doch weiße? Auf solche Dinge achtet Stefan Pieper. © WAZ | Steimann

Ans Aufhören denkt er deshalb noch lange nicht – „das halte ich mir offen, das hängt von vielen Dingen ab“, sagt Pieper. Dass er nun nicht mehr im gleichen Alter sei wie die meisten Spieler, merke er schon, unter anderem an der Musikauswahl in der Kabine, doch die Freude auf die neue Saison ist dennoch weiter ungemein hoch. „Ich freue mich auf die Spielzeit. Wir haben eine gute Mannschaft. Zwar werden die Wege weit sein, aber ich bin auf fremden Platzanlagen auch immer hinterher, mir anzuschauen, wie sie es machen“, so Pieper.

Die Sportfreunde Niederwenigern sind sein Herzensverein

Am schönsten sind jedoch natürlich die Heimspiele. Wenn bei diesen Marc Rapka und Co. die Tornetze zappeln lassen werden, dann freut sich Stefan Pieper ganz besonders. Denn zum einen hat dann sein Herzensverein getroffen, und zum anderen wird ein Detail in Szene gesetzt, über das sich außer Pieper wohl niemand im Klub Gedanken macht: „Ich habe gerade erst die Tornetze wechseln lassen. Wir hatten weiß-gelbe Netze, aber die vergilben so schnell. Bei dunklen Netzen vor unserem schwarzen Zaun sieht man nur den Pfosten. Also habe ich weiße Netze besorgt. Zwei Meter tief und hinten eckig. Ich finde den Effekt schön, wenn der Ball da reinfliegt.“

Da sind sie wieder, diese Kleinigkeiten des Betreuer-Jobs. Pieper: „Viele können nicht nachvollziehen, dass das einer freiwillig macht. Aber ich mache es einfach gerne.“

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